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    Sex & Crime

    Romanverfilmung hin oder her, der Altmeister des Sozialkrimis Claude Chabrol zeigt einen Mordskrimi, in dem man die Morde nicht sieht. Das ganze Drumherum zählt. Eine totale Beziehung zwischen blinder Liebe und hellem Wahn.
    Das ist schon ein verworrenes Konstrukt.
    Philippe (Benoit Magimel) ist Senta (Laura Smet) verfallen, ja sexuell hörig. Das mit ihr was nicht stimmt, ahnen wir bald, aber hat sie auch einen Mord auf dem Schirm? Sie tut sehr geheimnisvoll, sehr apodiktisch. Dabei geht sie an die Grenze der Glaubwürdigkeit. Sie fordert 3 Dinge als absoluten Liebesbeweis: ‘einen Baum pflanzen, ein Gedicht schreiben und gleichgeschlechtlichen Sex.‘ Und natürlich einen Mord. Den sieht man nicht, dafür werden andere angedeutet, die man auch nicht sieht. Der Ermordete taucht wieder auf und eine steinerne Frauenbüste wechselt den Besitzer. Was im Roman von Ruth Rendell noch angehen mag, verwirrt hier eher. Natürlich loben die Kritiker wieder Chabrols Gesellschaftskritik – ich kann sie hier nicht ausmachen – dabei ist hier nur alles anders, bzw. Lücken tun sich auf, falsche Fährten werden gelegt. Und am Ende einer langen Tortur schwören sich die Liebenden ewige Treue, eine kaum erkennbare und nur kurz im Bild auftauchende Frauenleiche liegt im Schrank und die Polizei klingelt
    Auch wenn man sich den Rest zusammenreimt, Spannung kommt da nicht auf. Höchstens Verwunderung. Mutter Christine (Aurore Clément) als ruhender, liebevoller aber auch hilfloser Pol im Alltag ihrer Familie mit erwachsenen Kindern und ohne Mann bleibt ebenfalls blass. Manch einer ist überfordert, andere versinken lobend im Mysterium. Ich bleibe verärgert und erleichtert zurück. Verärgert, ob des ganzen Films, erleichtert, weil er endlich zu Ende ist. Und außerdem ist das Thema ja auch nicht gerade neu…
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    14.02.2017
    09:44 Uhr