3 Einträge
8 Bewertungen
68.1% Bewertung
  • Bewertung

    Sex Agentinnen

    Ein hochkarätig besetzter Agententhriller, in dem die Nachrichtendienste aus den USA und der UdSSR gegenseitig Informationen austauschen, Überläufer rekrutieren und dabei vor Mord und Folter keineswegs zurückschrecken. So ist ein äußerst unterhaltsamer Krimi mit handfester Brutalität und verlockendem Sex herausgekommen.
    Die Titelheldin ist Dominika (Jennifer Lawrence), eine Exballerina, die Geld braucht. Ihr Onkel Wanja (Matthias Schoenaerts) bringt sie zum SWR dem russischen Nachrichtendienst. Bei ihrem ersten Auftrag trifft sie den CIA Mann Nate (Joel Edgerton). Sie verlieben sich ineinander.
    Zuvor war Dominika von Charlotte Rampling zur Sexagentin (Titel! ‘Die roten Spatzen‘) ausgebildet worden. Ihr zur Seite stehen General Vladimir (Jeremy Irons) und Colonel Zakharov (Ciaran Hinds). Die Frage bleibt ‘Ist die Liebe stärker als der Tod?‘
    Sie bleibt bis zum Schluss offen und dient der Steigerung der Spannung, zumal Dominika und Nate von gegensätzlichen Positionen einen Maulwurf bei der SWR jagen. Sie werden zu besten Feinden und ihr eigener Bewegungsspielraum immer enger. Kurzfristige Folteraktivitäten von Nate an Dominika und umgekehrt müssen beide mit Hilfe des Auftragskillers Matorin (Sebastian Hülk) aushalten.
    Nachdem Dominika den Maulwurf kennt, versucht sie mit dieser Information zu den Amerikanern zu gelangen. Das Ende gipfelt in mehrfachen Überraschungen. Es gibt Tote.
    Ein falscher Maulwurf wird beim Austausch präsentiert. Und als Dominika am Ende noch einen Anruf erhält, beginnt das große Rätselraten. Im Gegensatz zu den Offiziellen des SWR, bleibt dem Zuschauer der wahre Maulwurf nicht unbekannt. Und so werden beide auch noch befördert. Diese Watsche für den russischen Geheimdienst konnte sich Regisseur Francis Lawrence offensichtlich nicht verkneifen. So endet der Film für die Zuschauer nach all der Brutalität mit einem Schmunzeln.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    27.03.2021
    08:19 Uhr
  • Bewertung

    Panem für Erwachsene ...

    ... könnte der Eindruck sein ... denn wie in Panem, wo die Katniss sich nicht selbst gehörte ... ist es auch bei Dominika "Dein Körper gehört dem Staat".
    Als Ballettänzerin und als Agentin hat sie zu gehorchen.

    Jennifer Lawrence hat wieder mal bewiesen, dass sie definitiv mehr kann, als nur Bogen zu spannen, Pfeile zu schießen und ein brennenden Kleid zu tragen. (sah man schon in "Silver Lining Playbooks" - zu Recht ausgezeichnet)... sie hat gezeigt, dass sie als Darstellerin aus ihrer Komfortzone heraus kann... und eine Figur glaubhaft dargestellt hat, die mehr wagt, als sie bereit ist auf's Spiel zu setzen.

    Joel Edgerton war farblos, langweilig, manchmal wirkte er gequält orientierungslos und hatte eigentlich nur eine Szene, wo er Eindruck hinterlassen konnte ... jene in der er gefoltert wurde, sich gewehrt hat und nicht wusste: ist sie auf seiner Seite oder wurde er benutzt. (in "The Great Gatsby" hat er jedenfalls mehr schauspielerischen Können gezeigt)

    Highlights in diesem Film waren Charlotte Rampling und Jeremy Irons.
    farishta_4df8bf350f.jpg
    16.03.2018
    09:39 Uhr
  • Bewertung

    Vom Spotttölpel zum Spatzen

    Exklusiv für Uncut
    Lange ist es nun her, seit sich Jennifer Lawrence mit Pfeil und Bogen durch die Hungerspiele geprügelt hat. Nun arbeitet sie erneut mit Francis Lawrence (Regisseur der Teile 2-4 der Panemreihe) zusammen. Francis Lawrence präsentiert mit „Red Sparrow“ einen weiteren Beitrag zu den Spionagethrillern, die sich in den Schatten des USA-Russland-Konflikt abspielen. Der Film basiert dabei auf dem gleichnamigen Buch des ehemaligen CIA-Mitarbeiters Jason Matthews.

    Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) ist eine junge talentierte Primaballerina, angestellt am russischen Staatstheater und hat soweit ein erfülltes Leben. Sie liebt tanzen und kann mit ihrem Job, sowohl die Wohnung als auch die Arztrechnungen ihrer Mutter bezahlen. Ihr Leben bricht jedoch zusammen, als ihr Partner während einer Vorstellung auf ihr Bein spring und so ihre Wadenknochen brechen. Da sie nun für die Produktion keinen Wert mehr hat, ist es nur einer Frage der Zeit bis ihr das Geld ausgeht. Dominikas Onkel bietet seine Hilfe an, im Tausch gegen einen kleinen Gefallen. Dominika soll einen potenziellen Verräter bezirzen und Beweise sammeln. Ihr Onkel (Matthias Schoenaerts) erkennt ihr Potenzial und schickt seine Nichte auf eine besondere Schule. Hier werden junge russische Offiziere zu „Spatzen“ ausgebildet. Dazu trainiert Menschen zu manipulieren und mithilfe ihres Körpers an wichtige Informationen zu kommen. Dominikas erster Auftrage ist es, den CIA-Agenten Nat Nash (Joel Edgerton) zu umgarnen. Doch Dominika hat eigene Pläne und beginnt ein gefährliches Doppelspiel.

    Das erste was bei diesem Film leider sofort auffällt ist, wie amerikanisch er sich anfühlt. Obwohl der Film in Russland spielt und eine russische Geschichte erzählt, wird man das Gefühl nie los, das ein Amerikaner, mit seiner Sicht auf Russland, einen Film über russische Agenten gemacht hat. Zum großen Teil ist dies sicherlich dem nichtrussischen Cast zu geschuldet. Der sich zwar jede Mühe gibt es aber kaum schafft, einen überzeugenden Akzent konstant aufrecht zu erhalten. Matthias Schoenaerts ist hier die lobenswerte Ausnahme. Sonst ist der Cast sehr durchwachsen, wobei Joel Edgerton und Matthias Schoenaerts hervorstechen. Jennifer Lawrence spielt nicht schlecht, aber recht unauffällig.

    „Red Sparrow“ quillt nur so über mit Ideen, Ansätzen und Erzählsträngen, doch schafft er es nicht alles unter ein Dach zu bringen. So hat der Film eine sehr starke Eröffnung mit einer klugen Parallelmontage, in der wir zwischen Dominikas Ballettaufführung und Nats Mission in Moskau springen, untermalt von der pompösen Musik, des russischen Balletts. Eine ähnlich ausdrucksstarke, weil wortlose, Montage findet sich gegen Ende wieder. Auch Dominikas Wandel von einer ehrgeizigen Tänzerin zu einer Frau, die alles für ihr Überleben gibt, ist spannend und klug inszeniert, wenn auch fast zu kurz. Doch spätestens ab der Sparrowschule verliert sich der Film in sich selber. Der Film wechselt zwischen mehreren Handlungssträngen und vor allem zwischen mehreren Zielen und verschiedener Charakter hin und her. Mal muss ein Maulwurf in den eigenen Reihen gefangen werden, die Zielperson muss verführt werden, aber auch die eigene Flucht geplant werden, während die nächste Person ihre eigene Flucht plant. Wirklich schade ist, dass all diese Handlungsstränge per se sehr spannend sind und außerdem tatsächlich alle wieder zusammengeführt und aufgelöst werden, jedoch nur auf Kosten eines viel zu langen Mittelteils, der den Film unnötig lang macht. Auch das Vorhaben, in diesen Sequenzen viele verschieden Stimmungen und Atmosphären schnell aufeinander folgend zu haben, funktioniert nicht immer besonders gut. Allzu offensichtlich und abstrus wird dies in einer Sequenz, mit der normalerweise charmanten Mary-Louis Parker, die versucht besonders lustig zu sein. Die Rechnung auf innere Spannung, statt auf viel Action zu setzten, geht dadurch leider nur zum Teil auf.

    Am besten funktioniert „Red Sparrow“ in seinen wortlosen Begegnungen. Diese können unglaublich brutal oder unglaublich sensibel sein. So zählen eine Folterszene und ein Telefonat zu den besten Augenblicken des Films. Auch für die erotischen Momente hat Francis Lawrence ein gutes Händchen. So ist es sehr interessant zu sehen, wie gerade die Szenen, in denen Lawrence nackt ist oder andere mit ihrem Körper manipuliert, für den Zuschauer höchst unerotisch sind. Sie fühlen sich kalt und distanziert an, jedoch nachvollziehbar wie jener Charakter in diesem Moment verführt wird. Die persönlichen, intimen Begegnungen, in welchen man verhältnismäßig wenig Haut sieht, sind jene die auch eine interessante eigene Erotik haben. Geschickt zeigt Lawrence, dass Erotik nicht durch den Körper entsteht, sondern durch die Inszenierung eben jenes Körpers. Wir als Zuschauer verstehen wie ein Charakter gerade verführt wird, erleben es jedoch selbst nicht so. Nur in den ehrlichen Momenten wird Jennifer Lawrence so inszeniert das es auch für den Zuschauer knistern kann.

    Leider leidet auch dieser Film unter dem „Böse-Russen-Syndrom“ so gibt es kaum einen Charakter der russisch und gut ist oder russisch und nachvollziehbar. Denn die einzigen Charaktere, die eine Motivation bekommen sind Amerikaner oder Russen die nach Amerika wollen. Die restlichen Russen werden dumpf mit dem Wort „Patriot“ gebrandmarkt. Besonders ärgerlich wird es, wenn Nat und Dominika sogar ein Gespräch beginnen, in dem es um Patriotismus geht und darum warum sie machen was sie machen, aber das ganze nur im Sande verläuft und nirgendwo hin verläuft.

    Am Ende ist „Red Sparrow“ ein guter Genrebeitrag, mit einigen sehr guten Momenten, der für einen Kinobesuch auf jeden Fall geeignet ist. Leider nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
    danyboy_b9499be49d.jpg
    02.03.2018
    15:48 Uhr