7 Einträge
15 Bewertungen
94.7% Bewertung
  • Bewertung

    Oscar im Mondlicht

    Ein sensibles Portrait eines Außenseiters, der in einer machohaften Umgebung bereits in der Schule gemoppt wird, weil er anders ist, von schmächtiger Statur und schwul. In drei Kapiteln wird ein Großteil des Lebens von Chiron (Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes) beschrieben: Vater auf und davon, Mutter (eindrucksvoll Naomie Harris ist ein Junkie) und nur der Drogenboss der Gegend Juan (Mahershalla Ali) nimmt sich seiner an.
    Aus der durchgängig dichten Atmo ragen wegen ihrer darstellerischen Brisanz besonders drei Szenen heraus: als Chirons Freund Kevin (André Holland) ihn am Strand ‘berührt‘, was ihn zeitlebens geprägt hat, dann Chirons Gespräch mit seiner Mutter, die einen Entzug macht und schließlich der Besuch Chirons nach Jahren bei Kevin. Die letzte Einstellung lässt es offen, was da zwischen den beiden Männern läuft. Überhaupt bleibt die Kamera auch schon vorher diskret auf Distanz. Der homoerotische Aspekt ist zwar latent vorhanden, bleibt aber letztendlich marginal.
    Entscheidend ist, was aus Chiron und Kevin geworden ist: der eine tritt in die Fußstapfen seines Ersatzvaters. Ein Muskelprotz mit Goldkette und goldene Grills im Mund. Der andere hat eine Tochter und arbeitet als Koch. Zwei Optionen, die belegen, dass es fifty-fifty steht, was du aus deinem Leben machst, egal welche Hautfarbe du hast. Das ist genau das Verhältnis zwischen Nature und Nurture sagt die Wissenschaft. Das Original meint ‘Im Mondlicht sehen die farbigen Jungs blau aus‘. Zu Recht oscarprämiert.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    16.09.2021
    11:27 Uhr
  • Bewertung

    Eine Lebensgeschichte.

    Es war wohl die Überraschung der Oscar-Verleihung 2017: „Moonlight“ gewinnt den Preis für den besten Film. Somit stellt der Beitrag von Regisseur Barry Jenkins nach McQueens „12 Years a Slave“ den zweiten ausgezeichneten "Best Picture"-Film dar, der von einem schwarzen Regisseur beigesteuert wurde. Aber nicht nur das, auch die Handlung passt so gar nicht in das typische Hollywood-Schema, dass grundsätzlich von der weißen Oberschicht dominiert wird:

    Wir begleiten den jungen Schwarzen Chiron in drei Phasen seines Lebens. Homosexualität, Außenseitertum und ärmliche Verhältnisse sind dabei die zentralen Themen, mit denen der junge Mann konfrontiert wird. Benannt sind die drei Teile, in die sich der Film gliedert, nach Chirons jeweiligem Spitznamen, die er während der jeweiligen Altersklasse verliehen bekam.

    Im ersten Teil - Little - sieht man Chiron (Alex R. Hibbert) als Kind, wie er mit seiner drogensüchtigen Mutter Paula (Naomi Harris) unter prekären Verhältnissen lebt. Er findet in dem kubanischen Einwanderer und Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) und seiner Frau Teresa (Janelle Monáe) Ersatzeltern, die ihm bedeutende Ratschläge mit auf den Weg geben.

    Eindrucksvoll ist hier wohl vor allem die Szene, in der Juan Little das Schwimmen beibringt. Sie erinnert an eine Taufe, in dem der Mann Vertrauen zu dem Jungen aufbauen und dessen Selbstbewusstsein stärken kann. Alis Darstellung zählt zu den eindringlichsten des Films, wofür er auch mit dem Oscar für "Best Actor in a Supporting Role" geehrt wurde.

    Der zweite Teil - Chiron - handelt von Chirons (Ashton Sanders) Teenagerjahren. Er nimmt auf seiner Highschool die Rolle des Außenseiters ein. Allein sein bester Freund Kevin (Jharrel Jerome) stellt seine einzige Bezugsperson neben Teresa - deren Mann Juan bereits verstorben ist - dar, mit dem er am Strand von Miami seine ersten sexuellen Erfahrungen erlebt. Als ihn Kevin jedoch aufgrund einer Mutprobe verprügelt, bricht für Chiron eine Welt zusammen.

    Auch hier nehmen das Wasser und der weiße Sandstrand von Miami eine zentrale Rolle ein, wenn die beiden Jungen sich das erste Mal annähern. Für Chiron soll es das erste und für lange Zeit auch das letzte Mal sein, dass er körperliche Nähe zulässt.

    Im letzten Teil – Black - hat sich Chiron (Trevante Rhodes) einen Namen als Drogendealer gemacht. Nachdem er aufgrund eines Ausbruchs in der Schule ins Jugendgefängnis gebracht wurde, zog er nach Atlanta, trainierte seinen Körper und stieg ins Drogengeschäft ein. Nach einem Anruf von Kevin (André Holland) kommt er in seine Heimatstadt zurück und besucht auch seine Mutter, die sich in einer Entzugsklinik befindet und ihn um Verzeihung bittet.

    Der erwachsene Chiron wird als muskulöser Mann dargestellt, mit goldenen Grills und Goldkette, was ganz konträr zu dessen Erscheinungs- und Selbstbild der Jugendjahre erscheint. Im Gespräch mit seinem ehemals besten Freund wird allerdings verdeutlicht, dass er immer noch verschlossen und zum Teil auch unsicher ist, wenngleich auch besser damit umzugehen weiß.

    Barry Jenkins stilles Meisterwerk basiert auf dem Theaterstück In Moonlight Black Boys Look Blue (der Titel kommt auch innerhalb des Filmes vor, wenn Juan Little von einer Geschichte erzählt, die ihm seine Großmutter schilderte) von Taren Alvin McCraney, welches auf persönlichen Erlebnissen basiert, jedoch nie aufgeführt wurde. McCraney und Jenkins konnten auch den Oscar in der Kategorie "Best Adapted Screenplay" für sich beanspruchen, was den letzten von insgesamt drei Stück ausmachte.

    Was soll man über Moonlight sagen: die Kameraführung ist großartig, die musikalische Untermalung sehr stilvoll, die farbliche Gestaltung ästhetisch formvollendet (v.a. der blaue Farbstich, mit dem Bezug zum Wasser). Das Spiel der Schauspieler verleiht dem Film einen leibhaftigen Charakter. Die drei Teile - jeder für sich originell - stellen alle empfindsame Einblicke in das Leben eines jungen schwarzen Mannes dar, zusammengesetzt bringen sie allerdings einen Film hervor, der sicherlich zu den ehrlichsten und einprägsamsten der letzten Jahre gehört. Und nicht zu vergessen, das Statement, das damit abgegeben wird: Egal ob schwarz oder weiß, homo- oder heterosexuell, arm oder reich (und miteinbegriffen alle Kategorien darum und dazwischen) - jede(r) entscheidet selbst, wer er/sie sein will.
    blob-0-1000-0-1000-crop_b119e26de3.jpg
    01.10.2018
    11:13 Uhr
  • Bewertung

    Süchtig nach „Moonlight“

    Habe mir vor kurzem wieder den Soundtrack von „Moonlight“ angehört und mir einige Lieblingsszenen angesehen, die mich besonders berührt haben.
    Und immer wieder bin ich aufs neue von diesem Meisterwerk begeistert und kann nicht genug davon bekommen.
    Diesen Film MUSS man einfach gesehen haben!!!
    05.05.2018
    20:41 Uhr
  • Moonlight

    Dieser Film hat 2017 nicht nur die OSCAR-Jury beeindruckt, sondern gehört auch in meiner Bestsellerliste zu den besten Filmen, die ich je gesehen habe.
    Die schauspielerische Leistung von Mahershala Ali, der als bester Nebendarsteller den Oscar erhielt, ist ebenso unvergesslich wie die intensive Darstellung des Hauptcharakters Chiron, der in jedem der drei Lebensabschnitte von einem anderen Schauspieler dargestellt wird.
    Der Zuseher erfährt in drei Kapiteln, wie sich der junge homosexuelle Afroamerikaner Chiron auf dem Weg vom Kind ( Alex R. Hibbert) zum Jugendlichen (Ashton Sanders) und letztendlich zum Erwachsenen (Trevante Rhodes) hin verändert.
    Die klare Erzählweise des Films, die berauschenden Schauspielerleistungen und der extrem gute Soundtrack sowie die Kameraführung machen den Film zu einem berührenden und gefühlvollen Drama, das man immer wieder gerne aufs neue ansieht.
    03.03.2018
    19:21 Uhr
  • Bewertung

    Meisterwerk

    Ich konnte es nicht lassen und besuchte erstmalig in meinem Leben einen Film zum zweiten Mal.
    Während ich voriges Mal die Originalversion in Englisch anschaute, sah ich "Moonlight" nun in der deutschen Übersetzung an:
    Hier wie da verfehlte der Film bei mir und meiner Freundin, die ihn noch nie zuvor gesehen hatte, die Wirkung nicht und berührte uns bis in unser Innerstes.
    "Moonlight" muss man einfach gesehen haben und niemand, der Filme liebt und gerne ins Kino geht, darf sich dieses Meisterwerk entgehen lassen.
    07.05.2017
    19:53 Uhr
  • Bewertung

    Oscar im Mondlicht

    Ein sensibles Portrait eines Außenseiters, der in einer machohaften Umgebung bereits in der Schule gemoppt wird, weil er anders ist, von schmächtiger Statur und schwul. In drei Kapiteln wird ein Großteil des Lebens von Chiron (Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes) beschrieben: Vater auf und davon, Mutter (eindrucksvoll Naomie Harris ist ein Junkie) und nur der Drogenboss der Gegend Juan (Mahershalla Ali) nimmt sich seiner an.
    Aus der durchgängig dichten Atmo ragen wegen ihrer darstellerischen Brisanz besonders drei Szenen heraus: als Chirons Freund Kevin (André Holland) ihn am Strand ‘berührt‘, was ihn zeitlebens geprägt hat, dann Chirons Gespräch mit seiner Mutter, die einen Entzug macht und schließlich der Besuch Chirons nach Jahren bei Kevin. Die letzte Einstellung lässt es offen, was da zwischen den beiden Männern läuft. Überhaupt bleibt die Kamera auch schon vorher diskret auf Distanz. Der homoerotische Aspekt ist zwar latent vorhanden, bleibt aber letztendlich marginal.
    Entscheidend ist, was aus Chiron und Kevin geworden ist: der eine tritt in die Fußstapfen seines Ersatzvaters. Ein Muskelprotz mit Goldkette und goldene Grills im Mund. Der andere hat eine Tochter und arbeitet als Koch. Zwei Optionen, die belegen, dass es fifty-fifty steht, was du aus deinem Leben machst, egal welche Hautfarbe du hast. Das ist genau das Verhältnis zwischen Nature und Nurture sagt die Wissenschaft. Das Original meint ‘Im Mondlicht sehen die farbigen Jungs blau aus‘. Zu Recht oscarprämiert.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    24.03.2017
    12:01 Uhr
  • Bewertung

    Einmal ist nicht genug!

    Seit ich "Moonlight" vorigen Samstag in englischer Originalversion mit deutschen Untertitel sah, muss ich ständig daran denken.
    Gänzlich unvoreingenommen schaute ich mir den Film an, von dem ich nur wusste, dass er den Oscar für den besten Spielfilm 2017 erhalten hatte. Ich wollte mir ein eigenes Urteil bilden, nachdem ich bereits "La La Land" und "Lion" auf der Leinwand genossen habe.
    Was mir jedoch in diesen zwei Stunden im Kino gezeigt wurde, übertraf alles, was ich an Filmkunst in den letzten Jahren geboten bekam.
    "Moonlight" ist ein wahres Meisterstück.
    In drei Kapiteln wird die Lebensgeschichte des Jungen Chiron erzählt.
    Das erste Kapitel "Little" zeigt den vaterlosen Buben, der als Einzelkind bei seiner drogensüchtigen Mutter aufwächst. Von seinen Mitschülern verfolgt und gedemütigt, findet er in einem Drogendealer ( Mahershala Ali -Oscargewinner für die beste Nebenrolle), dessen Freundin und einem Mitschüler namens Kevin die einzigen Ansprechpartner, denen er seine wahren Gedanken und Gefühle zu offenbaren wagt.
    Im zweiten Kapitel "Chiron" erlebt der Zuseher den Jugendlichen, der nicht nur wegen seiner Homosexualität, die er nicht auszuleben wagt, immer mehr in Bedrängnis kommt.
    Als "Black" zum Erwachsenen herangereift, lebt der Hauptdarsteller (diesmal von Ashton Sanders gespielt) ein einsames emotionsloses Leben, das er sich als Drogenhändler finanziert.
    Alles ändert sich durch einen Anruf seines ehemaligen Mitschülers Kevin, der ihn als Teenager verraten hat. Das Lied "Hello Stranger" von Barbara Lewis, gespielt von einer Musicbox in seinem Lokal, erinnert Kevin an seine einstige Liebe zu Chiron. Nach 10 Jahren kontaktiert er ihn per Telefon.
    Der Regisseur Barry Jenkins lässt die Hauptperson in den drei unterschiedlichen Altersstufen jedes Mal von einem anderen spielen. Allein schon das darstellerische Spiel der drei ist großartig - da wäre nicht viel Text notwendig.
    Einzigartig sind aber auch Kameraarbeit und Filmmusik, die Einblick in die Gefühlswelt des wortkargen und gefühlsmäßig von Kind auf Vernachlässigten geben.
    Ja, der Film "Moonlight" ist ein Meisterstück und wird als solches auch in die Geschichte eingehen.
    17.03.2017
    20:15 Uhr