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    Sally Potter

    Hitlermädchen Salomon in der Zeit der Zigeuner träumt von Amerika. Osteuropa vor dem 2. Weltkrieg: Die Menschen leben in Baracken, es gibt kaum Arbeit und die Winter sind kalt. Der heißgeliebte Vater verlässt das jüdische Dorf um in Amerika Karriere zu machen. Die zurückgebliebene junge Tochter verliert den liebsten Menschen. In ganz Europa herrschen Diktaturen - die Nationalsozialisten erklären Juden als Menschen zweiter Klasse und vertreiben und morden, wo es nur geht. Mit dem Bild ihres Vaters und einigen Goldmünzen flüchtet das junge Mädchen Richtung Nowhere - doch immer mit dem Ziel nach Amerika zu kommen! In England wird sie adoptiert und wächst unglücklich zu Christina Ricci auf. Jahrelang weigert sie sich zu sprechen - bis an der Schule Zigeuner singend vorbeiziehen und sie wieder die Freude des Lebens erkennt. Ab jetzt geht alles sehr schnell - sie stellt sich als begabte Sängerin heraus und fährt nach Paris, das natürlich nur als Zwischenstation dient, um das Geld für die lange Reise zu verdienen. In Paris (wo anders?) reift sie zur jungen Frau, liebt einen Zigeuner (Johnny Depp in der Rolle des Hugo Simon auf E.T.) und legt sich mit dem Star der Oper an (John Turturro überzeugend als bekennender Antisemit und Menschenhasser, der wie viele andere Menschen naiv und kurzfristig die Folgen des Wahnsinns nicht wahrnimmt - bettendes Zitat in der Kirche: „Hoffentlich gewinnen die Deutschen!" - damit seine Liebe zu sich selbst und zur eigenen Kunst nicht angekratzt wird, da es das Einzige ist, was er gut kann. Ein italienischer Hitler in der Oper?). Ihm zur Seite steht die Tänzerin Cate Blanchett, die es mehr auf den Luxus als auf die Liebe abgesehen hat. Der 2. Weltkrieg ist im Gang - die deutsche Wehrmacht marschiert nun auch nach Paris.

    Sally Potter, die mit „Orlando" und „Tango Lesson" einem breiteren Publikum bekannt wurde, setzt ihre Geschichte mit viel Musikeinsatz und schöner Optik um. In den Szenen um Menschlichkeit und Toleranz gleitet sich doch zu sehr in Pathetische ab und wirkt unfreiwillig zu belehrend. Christina Ricci verleiht ihrem jungem und sensiblen Charakter eine realistische und warme Note. Die Rolle des Liebhabers ist Johnny Depp auf dem Leib geschrieben, doch in diesem Stück ist er - ähnlich wie bei „The Astronauts Wife" unterfordert. „The Man who cried" geht in einigen Punkten zu wenig in die Tiefe - man(n) hätte vielleicht mehr daraus gemacht.
    02.03.2001
    12:00 Uhr