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    The Flash rocks

    Das ist FLASH, wie ich ihn mir immer gewünscht habe: Actionreich, viele Pointen und eine herzerwärmende Story mit zahlreichen emotionalen Überraschungsmomenten!
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    21.06.2023
    19:41 Uhr
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    Dem Schicksal davonlaufen

    Es ist selten empfehlenswert, seinen eigenen Problemen davonzulaufen. Immer weiter weg. Barry Allen tut das. Er läuft weg vom Schicksal seiner Familie, von der Tragödie eines Todesfalls, der so leicht hätte verhindert werden können, hätte Mum im Supermarkt nur nichts vergessen. In Wahrheit aber will Barry durch sein Davonlaufen die Vergangenheit wieder einholen, fast so, als würde man so schnell vor jemandem herlaufen, dass man, einmal die Erde umrundet, ihm letzten Endes nachläuft. Genauso – oder ungefähr so – funktioniert das. Und The Flash wird zum Herrn der Zeit, ohne dafür jemals irgendwelche Workshops dafür besucht zu haben, denn man weiß ja seit Marty McFly, wie heikel es ist, damit herumzuspielen. Die Manipulation am Zeitstrahl löscht entweder alles aus, verändert ihn – oder ein ganz neuer entsteht, inklusive frisch gezapfter Vergangenheit.

    Das DC-Multiversum wäre somit geboren, und Barry Allen fungiert als dessen Hebamme. Wie es der Zufall will, trifft Allen nicht nur auf glückliche Eltern, sondern auch auf sein Alter Ego ohne Kräfte. Ein völlig durch den Wind befindlicher Taugenichts, der sich von den Eltern aushalten lässt, aber selbst nichts auf die Reihe bekommt. Es wird schwierig werden, all das Leben wieder in den Normalzustand zu versetzen, denn in dieser neuen Welt gibt es keine Metawesen, die dem plötzlichen Auftauchen von Kryptonier Zod etwas entgegenhalten könnten. Wir wissen: Zod, gespielt von Michael Shannon (und diesmal eher farblos, wenn man Man of Steel nicht kennt) wollte schon anno 2013 die Erde unter Zac Snyders Regie niederbügeln – und nebenbei des Superman habhaft werden. Nun aber ist alles anders. Und zum Glück finden wir uns an jenem Tag ein, an welchem Allen seine Speed Force bekommen soll. Einer von beiden muss dann also schließlich The Flash werden. Wer, wird sich zeigen. Und Batman? Lustigerweise gibt‘s den. Doch der ist nicht Ben Affleck. Schließlich ist es jener aus den Filmen von Tim Burton, mit selbem Outfit und selbem Batmobil. Nur etwas älter.

    Andy Muschietti, der Stephen Kings Es neues Leben eingehaucht hat, gilt nun als neue Hoffnung am DC-Firmament. Alle sind so richtig begeistert, was dieser aus Flash – sowieso das Sorgenkind, das jahrzehntelang auf seine Origin-Story hat warten müssen – gemacht hat. Obwohl: Ezra Miller, ebenfalls ein Sorgenkind, war schon längst etabliert. Nur die Story musste noch knackig genug werden – und mit dem roten Faden des Marvel-Multiversums mithalten. Denn Zeitreisen und andere Dimensionen sind immer noch der Trend, die kausalen Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung immer noch ein grenzenloses Labor, in welchem sich herumexperimentieren lässt, als gäb‘s kein Morgen mehr. Manchmal ist das auch tatsächlich so, und das Morgen lässt sich nur durch kluge Manipulation des Vergangenen oder der Zukunft garantieren. Auch The Flash rennt, schwitzt und flitzt nun weltenrettend diverse Zeitlinien entlang, die sich als alternative Dimensionen manifestieren. Das ist weniger krass als in Spider-Man: Across the Spider-Verse, aber man ahnt nicht, was eine Dose Tomaten eigentlich alles anrichten kann. Aufbauend auf diesem Schmetterlingseffekt lässt man sich gerne davon überzeugen, dass das scheinbar längst etwas erschöpfte Prinzip der Multiversen in gefühlt allen Comicverfilmungen immer noch einige Blickwinkel in petto hat, aus welchen die Sicht auf das Raum-Zeit-Dilemma nochmal neue Impulse erhält. Bei The Flash gelingt das. Michael Keaton weiß, wie er einfach, aber verständlich, hierzu den Erklärbären gibt, während Ezra Miller im Doppelpack mit sich selbst hadert – und dabei den Film zum Schauspielkino werden lässt, mit ganz besonderen Performancenleistungen. Miller mag im Privaten so einiges ausgefressen haben – als Schauspieler ist er ein Profi. Einer, der nuancieren kann, mit expressivem Ausdruck und kraftvoller Spielfreude. Und auch Michael Keaton, grundsympathisch wie eh und je, feiert den nostalgischen Rückblick auf sein Karrierehoch aus den Achtzigern. Im Team sind die zwei unschlagbar, da mag Supergirl (Sasha Calle) etwas an Kraft verlieren und noch nicht wirklich ihre Bestimmung finden.

    Das Publikum aber ist sofort mit dabei. Zumindest mir erging es so. Lose auf dem Comic Flashpoint basierend, gelingt Muschietti ein höchst geschmeidiges, kurzweiliges Abenteuer mit der richtigen Portion an Situationskomik, ohne selten überzogen zu wirken, wenn man von der Krankenhaus-Szene mal absieht. Doch die passt wiederum gut zu James Gunns Stil. So gesehen ist The Flash ein Hybrid zwischen Snyder-Verse und dem rotzfrechen Wahnsinn einer Suicide Squad oder des Peacemaker, alle im selben Universum.

    So richtig outstanding ist das Soloabenteuer des blitzschnellen Gutmenschen allerdings nicht. Vielleicht sind es zu viele Kompromisse und manchmal more of the same, doch im Grunde ist The Flash wie aus einem Guss. Ein Sprint ohne Pause, mit ganz vielen Cameos und Referenzen auf die Film- und Fernsehgeschichte des DC-Universe. Es ist das Ziehen einer Bilanz; ein Erkennen, wo man gerade steht, um danach weiterzulaufen. Hoffentlich in die richtige Richtung.



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    19.06.2023
    18:29 Uhr
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    Zwei Seiten einer Medaille

    Exklusiv für Uncut
    Vergangenheit, Nostalgie, Erinnerung. Nachdem im Februar 2023 beim Super Bowl der erste Trailer zum neuen DC-Spektakel „The Flash“ über die Bildschirme flimmerte, tobten die globalen Social-Media-Kanäle. Michael Keaton als Batman! Sofort hören wir die Musik von Danny Elfman, denken an Danny DeVitos Pinguin und an das expressionistische Gotham City Tim Burtons. Welch ein Schachzug von DC, das Multiversums-Zeitreise-Narrativ in die eigene Welt und Michael Keatons Batman zurückzuholen.

    Das Multiversum ist die Geschichte der Stunde. Kaum ein Blockbuster kommt aktuell daran vorbei und alle nutzen die Chance, ein hyperreferenzielles Kino zu schaffen. Was ist damit gemeint? Kunst lebt immer von Referenzen auf bestehende, bekannte Personen, Objekte und Stories. Heutzutage in der Postmoderne wird diese Bezüglichkeit aber auf die Spitze getrieben. Man könnte sich im Kreis drehen: es fehlt an Originalität, das Helden-Multiversum schafft nichts Neues, keine Innovation, nur aufgewärmte Repetition vertrauter Gesichter – was andererseits als „Fanservice“ auch positiv besetzt ist. Jetzt begibt sich das DC-Extended-Universe mit dem bereits 13. Film der Reihe (zum Vergleich: das MCU steht bei 32) auch auf diesen Weg, auf dieses Minenfeld zwischen Fanservice und cineastischem Anspruch. Zuletzt konnten die Minen nicht umgangen werden. Misslungen waren sowohl „Black Adam“ als auch „Shazam 2“. Gelingt der Spagat mit der Solo-Verfilmung des schnellsten Manns der Welt – „The Flash“?

    Eine einfache Antwort gibt es nicht, der Film ist janusköpfig und gegensätzlich. Die erste Hälfte kann mitunter begeistern, fokussiert folgen wir Ezra Miller als Barry Allen/Flash. Als Teil der Justice League (kurze Auftritte von Gal Gadot als Wonder Woman, Jeremy Irons als Alfred und Ben Affleck als Batman dürfen nicht fehlen) rettet er in einer stumpfsinnigen Szene ein Dutzend Babys, bevor er merkt, mit seiner Geschwindigkeit durch die Zeit reisen zu können.

    Einfühlsam inszeniert ist der emotionale Kern des Films, der den Ausgangspunkt bildet. Barry verliert seine Mutter durch einen tragischen Mord, infolgedessen sein Vater trotz Unschuld ins Gefängnis gesteckt wird. In Rückblenden erleben wir diese dramatischen Bilder aus Sicht des kleinen Barry Allen. Geistesgegenwärtig zur Rettung seiner Mum versucht er das Schicksal zu verändern, und voila, plötzlich sind wir in einer klassischen Zeitreise-Story mit einer alternativen Timeline, in der Barry alles in Ordnung bringen muss. Dann hat der Film seine besten Momente, als Barry Allen auf einen zweiten Barry Allen/einen zweiten Flash trifft. Ezra Miller in Höchstform, das humoristische Feuerwerk brennt und die Gags funktionieren. Vielleicht für einige Personen zu pubertär, insgesamt kann das zackige Drehbuch in puncto Witz überzeugen. Interessant ist außerdem die Präsentation der Flash-Werdung, die mitten im Film als Nebenhandlung auftaucht – fast schon innovativ. Es folgt der Höhepunkt des Films, denn in diesem Universum flattert ein anderer Batman durch die Nächte, Auftritt Michael Keaton. Als verwitterter, bärtiger Griesgram, der nur einen Hausschuh trägt, springt er fulminant in die Handlung. Ansätze von Danny Elfman, das urige Batmobil, das Logo vergangener Tage – Nostalgie und Gänsehaut prägen diese wahrlich guten, sehenswerten Momente.

    Doch dann der große Bruch. Alles, was die sehr gute erste Hälfte ausmacht, vergisst der argentinische Regisseur Andrés Muschietti (bekannt durch die Es-Neuverfilmungen) in der zweiten Filmhälfte. Statt einer spannenden Kriminalgeschichte (wer hat Barrys Mum getötet?), statt eines Kampfes gegen die Zeit, statt Weiterentwicklung der herzzerreißenden Story um die zerbrochene Familie fällt die Handlung in gängige, überaus fade Standard-Elemente zurück. Merklich ändert sich der Rhythmus. Statt ausgereifter Mischung aus Humor, Action und Charakteren jetzt Hektik und Einfallslosigkeit. Auftritt Supergirl (Sasha Calle) und General Zod (Michael Shannon). Während die Supergirl-Figur zumindest interessant eingeführt, später aber völlig belanglos fallengelassen wird, hat General Zod nur die Funktion des klassischen Antagonisten. Nicht nur inhaltlich funktioniert dieser uninspirierte Strang nicht. Die übliche Materialschlacht entzieht sich jeder Plausibilität und erfährt keinerlei dramaturgische Hinführung. So wie der Film zweigeteilt ist, erscheinen auch die CGI-Effekte mal gut, mal schlecht, zwischen Himmel und Hölle. Wenn Barry am Ende gegen sein zweites Ich aus der Vergangenheits-Zukunft in einer Sanduhr-Arena kämpft, sind sämtliche gute Aspekte verschwunden. Schlecht animierte DC-Camoes als Fanservice zu verkaufen, misslingt in jeder Hinsicht.

    Fazit: „The Flash“ tritt auf viele Minen und schafft den Spagat nur zum Teil. Es gibt ein paar kreative Neuerungen. Die Origin-Story subtil verfilmt, Potential des Hauptdarstellers genutzt, mit Witz und Humor versehen, den emotionalen Kern greifbar dargestellt, Michael Keaton stark in Szene gesetzt, Action solide inszeniert. Doch, als ob dem Studio sogleich eingefallen wäre, ja keinen innovativen, anständigen Helden-Streifen zu drehen, folgt die harte Bremsung. Nicht auserzählte Storylines, fallengelassene Charaktere, platter Fanservice, ein Bösewicht mit keinerlei Relevanz, schwache visuelle Effekte. Der Film ist zwar einer der besseren der DC-Reihe, aber auf schwachem Niveau und weshalb der guten Medaillenseite eine schlechte zweite hinzugefügt wurde, bleibt bedauerlich. Da hilft auch ein sehr amüsanter Cameo-Auftritt zum Abschluss nicht.

    Währenddessen geht die Hyperreferenzialität munter weiter, denn es soll einen Doppel-Flash-Film geben, in dem sich Ezra Miller (Kinofilm-Flash) und Grant Gustin (TV-Serien-Flash) duellieren. Interessant und notwendig wird unabhängig davon der Neustart bei DC mit James Gunn – der Guardians-Regisseur soll dem strauchelnden Universe neues Leben einhauchen. Denn das Universe von Zach Snyder ist hiermit endgültig gescheitert.
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    14.06.2023
    23:14 Uhr