Wenn Tim Burton etwas verfilmt, dann ist das Resultat eigentlich immer etwas Besonderes , selbst wenn es sich um ein Thema handelt, das man nicht unbedingt bei ihm, dem Spezialisten für das morbid-schaurig-Schöne, vermutet hätte (wie zB. der erste Batman-Film). Bei einer Romanvorlage wie dieser wäre es jedoch eine große Überraschung bzw. Dummheit (je nach Sichtweise) gewesen, wenn man jemand Anderem als ihm die Umsetzung anvertraut hätte. Und so kann sich das Resultat in den Bereichen Kreativität, großer Liebe zum Detail und der typischen Portion Schrulligkeit des Außenseiterkindes sehen lassen. Asa Butterfield ist für die Hauptrolle wunderbar passend besetzt und seine schlaksige Statur kombiniert mit dem melancholisch-traurigen Blick passen perfekt zu seiner Filmfigur des hochtalentierten Jungen, der aber ständig übersehen wird (eine Parallele zu Tim Burtons Biografie, so nebenbei). Besonders in der ersten Hälfte und sogar noch darüber hinaus erfüllt der Film sicherlich alle Wünsche derer, die Tim Burtons Filme lieben und macht auch denen Spaß, die Fantasyfilme dieser Art sowieso mögen: langsam wird das Szenario aufgebaut, die Charaktere vorgestellt, erste Sympathie und Antipathie verstreut und eine Fährte dorthin gelegt, wohin es weiter gehen soll. Einzelne Details fallen einem auf, die bereits sehr früh Hinweise auf später eingeholte Schlüssel gewesen sind - wunderbar und wirklich zum Genießen. Im letzten Viertel setzt Burton dann aber auf eine Mischung aus Slapstik, überraschend vielen blutigen Kampfszenen und Verwirrung, woraus man das Gefühl bekommt, er wollte sich hier einer anderen Zielgruppe besinnen als zuvor. Für wirklich junge Kinder ist die zweite Hälfte aber definitiv nicht geeignet: zu gruselig, gewalttätig und bedrohlich. Im Fazit vermochte mich der Film aber jedenfalls zu überzeugen, wenngleich ich mir persönlich am Ende ein bisschen mehr Ernst gewünscht hätte. Dem großen Bruno Delbonnel hinter der Kamera hätte ich außerdem die volle Cinemascope-Leinwand gegönnt - der Film wird nämlich überraschenderweise nur in 16:9 Breitbild gezeigt und bräuchte eigentlich kein 3D, denn es gibt keine einzige Szene, in der 3D besonders zur Geltung gekommen wäre - im Abspann wird dann klar warum: der Film wurde nicht in 3D gedreht, sondern mittels einer Konversion in 3D hochgerechnet.