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    Geschichten sind wilde Wesen

    „A Monster calls“ – oder „Sieben Minuten nach Mitternacht“, wie der Film im deutschen heißt, basiert auf einem Roman von Patrick Ness. Regisseur Juan Antonio Bayona (The Impossible, Das Waisenhaus) inszeniert eine wunderbar gefühlvolle und fantasiereiche Geschichte eines Jungen, der sich aufgrund der Krankheit seiner Mutter in Fantasiewelten flüchtet.

    Der 13-jährige Conor (Lewis MacDougall) wächst in einem englischen Städtchen auf und kämpft nicht nur mit seinen ihn hänselnden Mitschülern, seinem in Los Angeles lebenden Vater und seiner strengen und gefühlskalten Großmutter (Sigourney Weaver), sondern auch noch mit der Krankheit seiner Mutter (Felicity Jones). Eines Nachts macht er Bekanntschaft mit einem mysteriösen Baumwesen (im englischen Original gesprochen von Liam Neeson), das ihm – beflügelt durch Conors Fantasie – auf seine Weise durch die schwere Zeit hilft. Durch die Geschichten und Lektionen des Monsters, die in charmanten Animationen (Scherenschnitt-Optik) dargestellt werden, wächst so der Charakter an seiner Situation und die Grenzen zwischen Fantasie und Realität scheinen zu verschwimmen.

    Der Film erinnert teilweise an das traurig-schöne „Brücke nach Terabithia“, kommt aber nicht ganz so zermürbend und herzzerreißend daher und bietet mehr Tiefgang. Auch an „Pans Labyrinth“ mag sich der Ein- oder Andere erinnert fühlen. Wer nicht scheut, seinen Kindern/Enkeln etwas mehr zuzutrauen als furzende Minions und Emotionen nicht scheut, ist mit „Sieben Minuten nach Mitternacht“ genau richtig. Im Film heißt es auch sinngemäß: meist neigt der Verstand dazu, sich an tröstliche Lügen zu klammern, obwohl er die schmerzhafte Wahrheit schon kennt.
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    29.05.2017
    23:57 Uhr