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79.4% Bewertung
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    Sterbender Schwan

    Ihr Name klingt wie ein Gedicht, ihr Gesang gleicht einer akustischen Folter. Stephen Frears ist ein weiterer Geniestreich gelungen. Er hat dieses Biopic mit viel Komik ausgestattet und einen Hauch Melodramatik mit einfließen lassen. Dabei wirkt Meryl Streep nie lächerlich. Auch wenn sie in ihrer egozentrischen Borniertheit schon mal etwas sonderbar daherkommt. Sie verkörpert eine echte Diva eben und es gelingt ihr sie nie lächerlich erscheinen zu lassen. Daran hat auch ihr Gigolo Bayfield (Hugh Grant) einen großen Anteil. Er zeigt hier, dass er gefühlvolle Komik rüberbringen kann. Und wenn sie am Ende der Krebs holt, hat auch Grant seine großen schauspielerischen Momente. Seine Komik wird nur noch vom kleinen Pianisten McMoon (Simon Helberg) übertroffen, in dessen Mimik man wie in einem Comic lesen kann. Zwar etwas versteckt und leise, aber äußerste wirksam.
    Auch die Wende vom Höhepunkt ihrer Karriere in der Carnegie Hall ist großartig. Bei freiem Eintritt sitzen im Publikum Soldaten, die die Lachorgie (ha, ha, ha!) aufgreifen und johlen. Nina Arianda, ein Mädchen aus der Bar, rettet ihr eindrucksvoll den Hals.
    Und kurz bevor F.F.J. wegdämmert, hört sie sich noch einmal richtig schön singen. Netter Abgang. Alle Akteure spielen hier die komödiantische Seite ihres Talents genial aus, das Stephen Frears aus ihnen herausgekitzelt hat.
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    19.07.2021
    12:41 Uhr
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    Tragisches Reibeisen - weichgespült

    Die Geschichte der Florence Foster Jenkins wurde innerhalb von nur 2 Jahren gleich zwei Mal verfilmt, nämlich mit Cathérine Frot in der Hauptrolle als "Madame Marguerite und die Kunst der falschen Töne" und jetzt eben mit der unvergleichlichen Meryl Streep. Sieht man sich die Filme in der Reihenfolge ihres Kinostarts hierzulande an, so fällt sofort auf, dass die französische Version deutlich tiefgründiger inszeniert und auch dem unvermeidlichen Ende eine völlig andere - tragischere und brutalere - Note gibt. So erscheint das stimmliche Reibeisen Florence unter der Regie von Steven Frears sowohl optisch als auch dramaturgisch weichgespült, weil amerikanisiert. Und dies obwohl es historisch betrachtet ja genau umgekehrt war - die US-Figur lieferte die Vorlage für das mit vielen Césaren ausgezeichnete Drama. Ansehen kann und soll man sich aber ruhige beide, denn auch diese Version geizt nicht mit wirklich schöner klassischer Musik und einer opulenten Ausstattung sowie großartigem Cast. Nicht nur Meryl Streep konnte mich hier überzeugen, auch Hugh Grant sah man hier in einer höchst passablen Leistung auf der Leinwand.
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    28.06.2017
    20:34 Uhr
  • Bewertung

    Herzerwärmende Tragikkomödie

    Dieser biografisch inspirierte Film erzählt vom letzten Lebensabschnitt der reichen Florence Foster Jenkins ( hervorragend gespielt von Meryl Streep).
    Obwohl bereits schwer krank erfüllt sie sich 1944 einen Traum und tritt - obwohl ohne jegliches Gesangstalent und Gefühl für Rhythmus - vor tausenden von Zuhörern in der Carnegie Hall als Operninterpretin auf.
    Als Pianist begleitet sie dabei Simon Helberg (vielen als Howard Wolowitz aus der Serie "The Big Bang Theory" bekannt). Ebenso wie ihr Ehemann (Hugh Grant) lässt er Florence bis zuletzt im Glauben, sie habe eine gute Stimme, und bleibt bis zu ihrem Lebensende treu an ihrer Seite.
    Der Film hat mich nicht nur wegen der grandiosen Schauspielleistung der bereits erwähnten drei Hauptdarsteller beeindruckt.
    Die Geschichte hat mein Herz berührt und selten wurden von mir so viele Tränen vor der Leinwand vergossen:
    vor lauter Lachen während der Gesangsdarbietungen der Hauptdarstellerin und vor Rührung wegen des liebevollen Umgangs der Eheleute miteinander.
    Dieser tragische und zugleich komische Film ist für Alt und Jung zu empfehlen - man verlässt das Kino und ist schon neugierig darauf, etwas mehr über die Lebensgeschichte dieser interessanten Frau zu erfahren/erlesen.
    04.12.2016
    17:03 Uhr
  • Bewertung

    die sängerin aus liebe oder: die wunderbare macht des geldes

    eins vorneweg: die französische urgeschichte der madame marguerite mit den schiefen tönen habe ich nicht gesehen - ein vergleich ist mir also unmöglich. hollywood präsentiert uns die streep als die vermögende dame reiferen alters mit großer liebe zum gesang; zum leidwesen aller zuhörenden und des pt kinopublikums fehlt florence foster jenkins aber nicht nur jeder funken talent, sondern auch die gabe der selbstreflexion - oder ist es nur ein grottenschlechtes gehör? doch wer geld hat und einen liebenden ehemann, dem eröffnen sich auch wege, in new yorks berühmtestem gesangestempel aufzutreten.

    so weit, so peinlich: grauenhafte töne einerseits, und wo man hinschaut leute, die sich nicht getrauen, einer frau die wahrheit ins gesicht zu sagen, andrerseits; die aus opportunismus gefallen heucheln oder die sich schlichtweg kaufen lassen. ich weiß nicht wohin ich mich verkriechen soll vor ohrenschmerz und vor fremdschämen. selbst ihre krankheit, ihre hinfälligkeit vermag nicht wirkliches mitleid zu erzeugen - bis man tiefer in die geschichte ihrer beziehung eintauchen darf: trotz einer jüngeren geliebten (im vollen wissen und mit einverständnis aller parteien) gehört die ganze loyalität, die ganze hingabe seiner frau; eine anrührende art von zugetan-sein, die nicht vor körperlichen gebrechen halt macht und auch nicht durch diese bedingt scheint. die männliche klavierbegleitung (simon helberg), anfangs mit heimlichem augenverdrehen angesichts ihrer gesangskünste, lernt sie - ihren mut, ihre unbeugsame liebe zur musik vielleicht, ihre chuzpe - zu schätzen und zu respektieren; der gemeinsame auftritt mit ihr wird für ihn dann doch nicht zum karrierekiller, sondern der höhepunkt seines lebens. und was das geld anbelangt, mit dem scheinbar alles möglich wird, mit dem konzertsäle gemietet und claqueure bezahlt werden: nie hatte ich den eindruck, dass es mit mehr ehrlicher hingabe verwendet wurde. talentlosigkeit hin oder her...

    fazit: trotz der gesangesfolter ein erträglicher film, der mir durch die anrührende geschichte wohl länger im gedächtnis bleiben wird. bemerkenswert und mit ungewöhnlicher ernsthaftigkeit und tiefe: hugh grant als supporting husband - eine rolle, die ich so eher von stanley tucci her gewöhnt bin (und ich hatte den film hindurch immer wieder dessen gesicht vor mir; merkwürdig...), dazu simon helberg als schmankerl für alle fans der big bang theory. ein film natürlich für liebhaber der streep - aber auch für die, die an merkwürdigen menschengeschichten ihre freud haben.
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    03.12.2016
    21:13 Uhr