eins vorneweg: die französische urgeschichte der madame marguerite mit den schiefen tönen habe ich nicht gesehen - ein vergleich ist mir also unmöglich. hollywood präsentiert uns die streep als die vermögende dame reiferen alters mit großer liebe zum gesang; zum leidwesen aller zuhörenden und des pt kinopublikums fehlt florence foster jenkins aber nicht nur jeder funken talent, sondern auch die gabe der selbstreflexion - oder ist es nur ein grottenschlechtes gehör? doch wer geld hat und einen liebenden ehemann, dem eröffnen sich auch wege, in new yorks berühmtestem gesangestempel aufzutreten.
so weit, so peinlich: grauenhafte töne einerseits, und wo man hinschaut leute, die sich nicht getrauen, einer frau die wahrheit ins gesicht zu sagen, andrerseits; die aus opportunismus gefallen heucheln oder die sich schlichtweg kaufen lassen. ich weiß nicht wohin ich mich verkriechen soll vor ohrenschmerz und vor fremdschämen. selbst ihre krankheit, ihre hinfälligkeit vermag nicht wirkliches mitleid zu erzeugen - bis man tiefer in die geschichte ihrer beziehung eintauchen darf: trotz einer jüngeren geliebten (im vollen wissen und mit einverständnis aller parteien) gehört die ganze loyalität, die ganze hingabe seiner frau; eine anrührende art von zugetan-sein, die nicht vor körperlichen gebrechen halt macht und auch nicht durch diese bedingt scheint. die männliche klavierbegleitung (simon helberg), anfangs mit heimlichem augenverdrehen angesichts ihrer gesangskünste, lernt sie - ihren mut, ihre unbeugsame liebe zur musik vielleicht, ihre chuzpe - zu schätzen und zu respektieren; der gemeinsame auftritt mit ihr wird für ihn dann doch nicht zum karrierekiller, sondern der höhepunkt seines lebens. und was das geld anbelangt, mit dem scheinbar alles möglich wird, mit dem konzertsäle gemietet und claqueure bezahlt werden: nie hatte ich den eindruck, dass es mit mehr ehrlicher hingabe verwendet wurde. talentlosigkeit hin oder her...
fazit: trotz der gesangesfolter ein erträglicher film, der mir durch die anrührende geschichte wohl länger im gedächtnis bleiben wird. bemerkenswert und mit ungewöhnlicher ernsthaftigkeit und tiefe: hugh grant als supporting husband - eine rolle, die ich so eher von stanley tucci her gewöhnt bin (und ich hatte den film hindurch immer wieder dessen gesicht vor mir; merkwürdig...), dazu simon helberg als schmankerl für alle fans der big bang theory. ein film natürlich für liebhaber der streep - aber auch für die, die an merkwürdigen menschengeschichten ihre freud haben.