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    „Don´t play what´s there, play what´s not there“

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    In „Miles Ahead“ zeigt Don Chedale zwei Tage im Leben der Jazzlegende Miles Davis. Ende der 70er Jahre tauchte der Musiker wieder aus seiner fünfjährigen Versenkung auf. Als sein eben erst aufgenommenes Tonband abhanden kommt, versucht er mit dem Reporter Dave Braden (Ewan McGregor) dieses zurückzubekommen und schlittert damit in eine Gangstergeschichte hinein.

    Der Regisseur vermischt hier Fakten aus dem Leben von Miles Davis mit erzählerischer Freiheit: Weder die Geschichte mit dem Tonband, noch den Reporter, noch einen schießenden Produzenten gab es tatsächlich. Man merkt, dass es Don Cheadle, nicht darum ging, eine möglichst genaue Biografie zu drehen, sondern seinen Helden zu porträtieren. Dies macht er in seinem Regiedebüt, das er mitproduziert hat, dann zugleich auch als Schauspieler. Dass er sich viel mit seinem Idol auseinandergesetzt hat, sieht man seinem Schauspiel jedenfalls an. Filmerisch erinnert sein Stil an Jazz: Der Rhythmus wandelt sich oft und die Erzählfolge ist wenig strukturiert und plätschert dahin.

    Insgesamt reichen die Verfolgungsjagden und Schießereien leider nicht für einen authentischen Gangsterfilm. Für ein Biopic, ist die ganze Geschichte, meiner Meinung nach, zu improvisiert, auch wenn die Idee an sich gut ist: Zwei Tage im Leben von Miles Davis zu erfinden und eine packende Geschichte daraus zu bauen und auf diese dann den Charakter und das Wesen des echten Miles Davis zu projizieren.
    Im Vergleich zu vielen glänzenden Künstler-Biopics der letzten Jahre, nach denen man das Gefühl hatte, sein Idol nun persönlich zu kennen, hat es diesem Film, trotz des profunden Wissens des Filmemachers und seiner Liebe zu Miles Davis, an Überzeugungskraft gefehlt.
    gloriaswenson_223ce4c589.jpg
    23.10.2016
    22:05 Uhr