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    Geht leider in der Masse unter

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    „Alone in Berlin“ ist eine Adaption von Hans Falladas Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Dazu gab es bereits einen Film aus den 1960ern und eine Miniserie in den 1970ern. Auf der diesjährigen Berlinale versucht sich Regisseur Vincent Pérez mit der Adaption dieses Romans.

    Otto und Anna Quangel (Brendan Gleeson, Emma Thompson) sind ganz gewöhnliche Leute aus der Arbeiterschicht. Sie leben ihr Leben im Berlin der 1940er wie es jeder tut: arbeiten für den „Führer“, partizipieren in nationalsozialistischen Verbänden etc. Als sie dann jedoch die Nachricht erhalten, dass ihr einziger Sohn an der Front gefallen ist, beginnen sie Zweifel gegen das Regime zu hegen. Als Versuch zum Widerstand schreiben sie antifaschistische Postkarten, die sie an öffentlichen Orten hinterlegen, damit auch jeder erkennt, dass alle Versprechungen vom „Führer“ nur Lug und Betrug sind.

    Im Zentrum des Films stehen zwei mutige Charaktere, die es wagen, sich gegen das diktatorische Hitlerregime aufzulehnen. Ihre Methode mit den Postkarten scheint auf den ersten Blick vielleicht primitiv und wirkungslos, aber für diese Zeiten waren solche Maßnahmen schon äußerst drastisch. Für solche Sachen wurde man nämlich gehängt, die Quangels wussten genau, auf welches Risiko sie sich mit dieser Aktion einlassen. Man kann nicht anders, als Bewunderung für diese Figuren zu empfinden. Zu diesen Zeiten, unter diesen Umständen, war es ja schier unmöglich, eine regimefeindliche Haltung öffentlich zu zeigen. Besonders interessant fand ich vor allem Daniel Brühls Charakter Kommissar Escherich, der herausfinden muss, von wem die Postkarten stammen. Er war schon Polizist bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, nun muss er versuchen unter der Leitung der Gestapo seine Arbeit weiterhin ganz normal auszuführen. Er ist demnach also kein Bösewicht, sondern einfach nur ein Mann, der seinen Job ausübt – unter extremen Umständen.

    Eigentlich gibt es nichts, was dieser Film wirklich falsch macht: Die Schauspieler spielen sehr überzeugend, das Setting wirkt realistisch und auch die Botschaft aus diesem Film ist wichtig: Den Mut dazu finden, seine eigene Meinung zu bilden und dafür auch einzustehen!

    Dennoch konnte mich „Alone in Berlin“persönlich nicht ganz überzeugen. Meiner Meinung nach hebt sich dieser 2. Weltkriegs-Film nicht wirklich von den anderen unzähligen Filmen aus diesem Genre ab. Er zeigt nichts, was man nicht bereits kennt oder was nicht andere Kriegsfilme zuvor schon gezeigt haben. Natürlich ist die Botschaft dahinter enorm wichtig und man sollte niemals vergessen, was damals passiert ist. Man sollte sich jene Fehler der Menschheit immer wieder vor Augen führen, damit sie eben nicht wiederholt werden.

    Zusammengefasst kann man sagen, dass „Alone in Berlin“ ein durchaus ordentlicher Film ist, der technisch sehr gelungen ist, aber um ihn mit einer höheren Prozentzahl bewerten zu können, hat mir leider das gewisse Etwas gefehlt, wodurch der Film vielleicht aus der Masse seines Genres herausgestochen hätte.
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    17.02.2016
    01:23 Uhr