2 Einträge
4 Bewertungen
72.5% Bewertung
  • Bewertung

    Mehr als nur ein Plan

    Der Film eignet sich besonders gut für eine Diskussionsrunde. Es gibt einiges an ihm auszusetzen, hin und wieder Jokes zum kaputtlachen aber auch manches zum Stirnrunzeln.
    Dabei ist der Plot an sich recht einfach: John (Ethan Hawke), ein Schriftsteller in der Midlife Crisis ist in seiner erkalteten Ehe mit Georgette (Julianne Moore, etwas zu alt neben John) gestresst. Er verliebt sich in Maggie (Greta Gerwig), die ein Kind will, aber nicht von ihm, eher noch eigenhändige Selbstbefruchtung oder vom Gurkenfabrikanten Guy (der irrste Typ am Set, Travis Fimmel). Maggie ist ein Kontrollfreak und ein Gutmensch noch dazu. Wir sehen im Film keine Hochzeit oder Scheidung. Die Handlung ist frei von Normen und Sanktionen und der Zuschauer muss sich nicht mit Auswirkungen von herkömmlichen Konventionen unnötig herumschlagen. Als Maggie feststellt, dass sich John nur selbst liebt und eigentlich noch recht unreif ist, hat sie einen Plan. (Das wäre dann ihr zweiter!) Der gelingt auch. Sie schiebt John und Georgette wieder aufeinander zu, die sich immer noch in einer Art Hass-Liebe begegnen. Inzwischen ist Maggie Mutter geworden. Die Beantwortung der Vaterfrage gibt es am Ende als Joke.
    Es beginnt als Persiflage auf die heutige Hektik des Lebens, wie man sie kennt: Termine, Telefonanrufe, berufliche Anforderungen. In langen flotten Dialogen über wissenschaftliche Bereiche, die es gar nicht gibt oder aus dem Umfeld von Freunden kommt die Komik. Manches davon wird im zweiten Teil aufgehoben, wenn so blitzgescheite Typen urplötzlich recht dämlich aus der Wäsche schauen. Die Frauen so auch Georgette oder Maggie wirken unterm Strich gegen Ende unausgewogen. Die Männer bleiben ihrer Linie treu. Selbst John bleibt liebenswert. Summa summarum geht man am Ende weder mit einem lachenden noch mit einem weinenden Auge nach Hause. Grübel, grübel…
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    06.08.2016
    12:21 Uhr
  • Bewertung

    Genetic Goldmine

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Rebecca Miller präsentierte ihren neuen Film „Maggie’s Plan“ im Panorama der diesjährigen Berlinale. Als Titelheldin borgte sie sich Noah Baumbachs Muse Greta Gerwig und als Setting seine Stadt New York aus. Was daraus entsteht, ist eine romantische Komödie, die die Signatur eines anderen Regisseurs trägt, aber dennoch auf seine eigene Weise genial ist.

    Maggies Leben läuft immer nach Plan, denn sie entwirft es selbst, anstatt ihr Schicksal dem Schicksal zu überlassen. Sie will ein Baby und da sie in der Liebe nie wirklich so erfolgreich war, entscheidet sie sich für eine künstliche Befruchtung. Denn die moderne Frau braucht für ein Kind nicht notwendigerweise einen Mann, bloß sein Sperma. Und dieses spendet der Essiggurken-Entrepreneur und Mathematik-Genie Guy, der zwar im Film nur wenige Szenen hat, dem Publikum aber mit seinem charmanten Pseudo-Tiefgang die lautesten Lacher entlocken konnte. Sein Samen wird jedoch schnell überflüssig, als Maggie den unglücklich verheirateten Professor John kennenlernt. Sie befreit ihn aus seiner Ehe mit Georgette (grandios und aberwitzig von Julianne Moore gespielt), um mit ihm ihr eigenes Glück zu schmieden. Eine Dreiecksgeschichte mit viel Drama-Potenzial entsteht, Miller entscheidet sich aber dafür, eine lockere Komödie daraus zu machen, in der sie ihren Figuren viel Platz einräumt, um sich zu entfalten. Und ihnen dabei zuzusehen, macht richtig Spaß. Greta Gerwig, die immer eine unkonventionelle Heldin spielt, muss sich eingestehen, dass sie eine tolle Mutter ist, aber keine Ehefrau. Die schroffe, kalte Julianne Moore darf im Laufe des Filmes auftauen und Ethan Hawke passt zu einer der Frauen besser als zur anderen. Welche das ist, machen die zwei allerdings untereinander aus und spielen Ping-Pong mit seinem Herzen. Damit verplant Maggie irgendwann nicht mehr nur ihr eigenes Leben, sondern auch das der anderen.

    Der Film lehrt uns, dass man nicht immer nur auf der sicheren Seite ist, nur weil man einen Plan hat. Manchmal läuft ein Plan schief. Manchmal hält das Leben auch etwas ganz anderes für einen bereit. Ein witzig-spritziges und zudem noch sehr cleveres Drehbuch entpuppt sich als Sammlung von Lebenswahrheiten. In eine Menge Wortwitz und Akademiker-Humor verpackt, macht es den Film zu einem ganz besonderen Vergnügen und bringt vielschichtige Charaktere hervor, die hervorragend durch ihre Schauspieler zum Leben erweckt werden.
    stadtneurotikerin_948f8a00d1.jpg
    26.02.2016
    20:29 Uhr