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    Erstaunlich geglückte Verfilmung eines sehr speziellen Romans

    Nichts an der Romanvorlage ist wirklich gewöhnlich: der Autor war eigentlich nie Schriftsteller, sondern wollte seiner Tochter ein Geschenk machen und zugleich seine schwierige Kindheit aufarbeiten, das Thema an sich war von Haus aus dazu bestimmt, Meinungsverschiedenheiten auszulösen und die Verfilmung musste automatisch hinter dem, was das Buch zu leisten vermag, zurück bleiben. Und doch: heraus gekommen ist (allen negativen Kritiken zum Trotz) ein Film voller Emotionen, voller Herz - auch mit vielen Tränendrüsenmomenten, zugegeben - aber einer, der gut tut und Bemerkenswertes zu leisten imstand ist. Über viele Jahrhunderte haben sich Gläubige und Fachgelehrte in unterschiedlicher Weise und unter Zuhilfenahme der verschiedensten Methoden (Schrift, Kunst, Wissenschaft) darum bemüht, die Dreifaltigkeit Gottes zu begreifen bzw. darzustellen. Und über ebenso lange Zeit bis heute fragen sich die Menschen (Gläubige wie Suchende und Distanzierte), warum es angesichts des guten Schöpfergottes all das Leid in der Welt geben könne. So viele Antworten der Film auch gibt so wenig erschöpfend behandelt er das Thema und lässt (sehr gut!) viel Raum für persönliche Interpretation und Glaube offen. Auch die Frage nach Schuld und Vergebung empfand ich ganz entgegen vieler aufrichtig kritischer Stimmen im Film als nachvollziehbar und glaubhaft - braucht ja gerade Mackenzie im Film keinen Vermittler, der die Verbindung zu Gott für ihn herstellt (Kirche, Priester) um ihn um Vergebung zu bitten. Er genießt ein unerhörtes und sagenhaftes Privileg, direkt mit ihm sprechen zu können, weshalb das "Fehlen" der sakramentalen Buße für mich (innerhalb des erzählerischen Rahmens) logischerweise kein Fehlen ist. Schauspielerisch gibt sich keiner irgend eine Blöße und ich fand die Besetzung der Figuren sehr, sehr spannend: eine schwarze Frau bzw. ein indianischer Mann für Gott-Vater, einen gebürtigen Israeli als Jesus und eine Japanerin als ätherische Ruah, Wind, Hl. Geist. Gut, hier trägt Youngs Anthropomorphismus wirklich sehr dick auf - aber warum sollte er sich die drei göttlichen Personen nicht als Menschen vorstellen dürfen, wenn der Mensch doch lt. Genesis 1,28 nach Seinem Abbild als Mann und Frau geschaffen wurde ... Ein schöner Film insgesamt mit viel Emotion, viel Farbe und Licht und genug Platz für das Dunkle, auf den man sich allerdings dennoch einlassen wollen muss, um die Fassade nicht als Kitsch zu empfinden.
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    19.11.2017
    20:03 Uhr