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    Wohin mit Truman?

    Cesc Gay ist ein ganz stiller Film über ein absehbares Lebensende gelungen. Es kommen Emotionen auf, aber keine schmalzigen Gefühlsduseleien.
    Das liegt am guten Drehbuch, aber vor allem an den beiden Hauptdarstellern Julian (argentinischer Superstar Ricardo Darin) und Tomás (Javier Camara). Der Plot ist so angelegt, dass sich der Abschiedsschmerz der beiden Freunde auf die Trennung von Julians vielgeliebtem Hund Truman (Originaltitel) verlagert. Dramatisches Highlight dieser letzten gemeinsamen Tage ist Julians Abschied von seinem Sohn Nico (Oriol Pla). Nicht nur hier spielt Ricardo Darin mit dem Mitgefühl der Zuschauer. Eine der ergreifendsten Umarmungen von Vater und Sohn. Zumal wir erst viel später erfahren, dass Nico Bescheid wusste. Eigentlich verfolgt Julian ständig die Frage, wieviel wissen seine Freunde oder auch seine Nicht-Freunde von seiner Krankheit. Hierbei kann er noch manches aus seiner aktiven Zeit als Womanizer wieder ausbügeln. So kommt auch noch etwas wahre Größe in seinen Charakter. Aber es geht ja um Truman, der nicht zu einer menschlichen Größe hochstilisiert wird, sondern zu einem ruhigen Vertreter seiner Art. Hund bleibt Hund, der beste Freund Julians, natürlich neben Tomás.
    Auch der Gegensatz der beiden Männer verhindert die Schmonzette. Da brechen alte Animositäten kurz mal auf, nur damit sich beide wieder rasch in der Realität der Jetzt-Zeit treffen.
    Zu guter Letzt hat Cousine Paula (Dolores Fonzi) noch einen scharfen Einsatz, bei dem sie sich und Tomás den endgültigen Abschiedsschmerz versüßt. Er wird hier quasi für seinen selbstlosen Einsatz belohnt.
    Zuvor hatte sie schon Pfeffer in die selbstbestimmte Sterbediskussion gebracht. Sie wirft Julian Egoismus vor und lenkt den Blick auf das Leid der Zurückgebliebenen. Großartige Ruhe und Gelassenheit mit klarem Blick auf die Wirklichkeit und einem eindeutigen Appell.
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    26.02.2016
    10:41 Uhr