Eine Paraderolle für die grandiose alte Dame des englischen Films Maggie Smith, ein Film, der fast nur für sie gemacht zu sein scheint. Sie ist kauzig, eigenwillig und lästig sogar giftig bisweilen. So wie wir sie halt sein Jahren kennen und lieben gelernt haben. Dabei ist in der Handlung viel von einer wahren Begebenheit drin.
Alan Bennett hat ein äußerst komplexes Drehbuch verfasst: die Vorgeschichte der verwahrlosten alten Dame als Pianistin und Novizin, die Unfallflucht am Anfang, und ihr Aufenthalt beim süßen Schriftsteller, den Alex Jennings darstellt. Auch Margarets/Marys Bruder kommt vor, sowie Jim Broadbent als erpresserischer Expolizist. Diese Nebenhandlungen bereichern den Plot.
Das geniale an dieser Filmfassung ist der bitterböse Humor, über den man lacht, der dann aber immer mehr in Richtung Mitleid und Anteilnahme gleitet. Dazu die zweigeteilte Persönlichkeit des Nachbarn Bennett (unnachahmlich sein moralinsaurer verkniffener Gesichtsausdruck): einer lebt, der andere schreibt. Beide stehen sich mit Rat und Tat gegenseitig bei. Überhöht wird das am Ende, wenn die verstorbene Margaret/Mary wieder auftaucht und eine Himmelfahrt erlebt. Zuvor hatte das Drehbuch noch ganz knapp Händchen-haltende Emotionalität vermieden und mit weiteren Bissigkeiten gepunktet. Das alles macht Maggie Smith ganz allein. Gut, dass es kein Geruchskino gibt, denn alle sagen, die Lady ‘stinkt‘. Die Nachbarn werden zwischen Hilfsbereitschaft und Verständnislosigkeit gezeigt und bilden eine Karikatur der englischen Gesellschaft. Das Ende zieht sich etwas in die Länge und zerfranst. Ein früherer Schluss hätte dem Film gut getan. Sehenswert trotz alledem.