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    \'Ich bin gleich bei ihnen!\'

    Es fiel mir schwer mit dem Film warm zu werden. Die recht flott inszenierte Handlung hat Regisseurin Baya Kasmi mit dem Tempo einer Achterbahn kreisen lassen. Eine lustige Szene wird ganz unerwartet von einem tragischen Tiefschlag abgelöst und kaum hat man den verkraftet, wird man von einem neuen urkomischen Gag nach oben katapultiert Und so geht es pausenlos weiter.
    Die ernsten Themen sind der Entlassungsdruck, der auf der Personalmanagerin Hanna (Vimala Pons) lastet. Als Trostpflästerchen – sie kann nicht ‘Nein‘ sagen - schläft sie mit jedem der Kandidaten (deutscher Untertitel!). Sie spendet eventuell eine Niere für ihren Bruder Dieudonné (dt. von Gott gegeben!), der dies Angebot von ihr aber ablehnt. Beide Geschwister leiden eigentlich an einem Kindheitstrauma. Macht aber weiter nichts. Originaltitel ‘Ich bin gleich bei ihnen‘. Dass die Freier zum Kaffee eingeladen werden, auch wenn der Freund Paul (Laurent Capelluto) bereits auf dem Sofa sitzt, ist heute Standard. (Titel!?) oder der Lover muss seine Kronjuwelen vor dem Bruder verhüllen. Der Grund für die Ausreise des Bruders nach Algerien und die prompte Rückkehr nach Frankreich sind eher kryptisch grotesk. Ja es ist bisweilen wirklich lustig, wenn man sich für eine glatte amerikanische Lösung aller Probleme erwärmen kann.
    Diese komödiantische Tragödie lebt von der Authentizität der Akteure und galoppiert schon mal davon in Richtung Groteske. Ich musste lachen und stellte fest, in eine Zitrone gebissen zu haben. Man versteht die Unentschiedenheit der Regisseurin, wenn man ihren sozio-kulturellen biographischen Hintergrund kennt. Diese Vielfalt reicht aber leider nur für ein paar gute Gags. Ist mir letztendlich dann doch zu zitronig.
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    18.02.2016
    10:30 Uhr