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82.2% Bewertung
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    Von Tänzen und Farben – das Vermächtnis von Demy, Minnelli und Co.

    Der amerikanische Regisseur Damien Chazelle machte erstmals 2014 auf sich aufmerksam, als er mit „Whiplash“ einen modernen Musikfilm erschuf, der von Dramatik bis Ekstase alle möglichen Empfindungen auf die Leinwand brachte. In seinem nächsten Projekt – mit dem geradezu zungenbrecherischen Namen „La La Land“ – sollte Musik abermals eine wichtige Rolle spielen. Für die Hauptrollen der Liebesgeschichte um zwei Menschen, die beide unerfüllten Träumen hinterher jagen – er erfolgloser Jazzpianist, sie erfolglose Schauspielerin – wurden die Hollywoodstars Ryan Gosling und Emma Stone gecastet. Neben farbenprächtigen Tanzeinlagen und stimmungsvollen Zwischenliedern macht Demy wohl vor allem eines deutlich: dass er solide (Hollywood-)Filme produzieren kann.

    Die Handlung ist schnell erzählt: Der Jazzpianist Sebastian und die Schauspielerin Mia, beide auf ihren großen Durchbruch wartend, begegnen sich zufällig in Los Angeles und das dreimal. Eine Schicksalsfügung also. Nach einem Ausflug ins Kino, um den James-Dean-Klassiker „...denn sie wissen nicht, was sie tun“ zu sehen, endet ihr Rendezvous mit einer märchenhaften Tanznummer beim Griffith Observatory, ebenjenem Planetarium, der als Schauplatz des zuvor gesehenen Filmes diente. Das Date gelingt, Mia und Sebastian werden ein Paar. Doch schon bald stören die ersten Krisen das junge Glück und beide müssen sich über ihre beruflichen und privaten Zukunftspläne Gedanken machen. Und ob sich diese überhaupt miteinander vereinbaren lassen.

    Filmmusicals erreichten ihren Höhepunkt in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts: Regisseure wie Vincente Minnelli, Robert Wise und Jacques Demy waren für Filmklassiker wie „Ein Amerikaner in Paris“, „West Side Story“ und „Die Regenschirme von Cherbourg“ verantwortlich. Was diese Filme ausmachte? Meist stand eine Liebesgeschichte im Zentrum der Handlung, die von Gruppentanznummern, bunten Kulissen und Kostümen, sowie stimmigen Liedern untermalt wurde.

    „La La Land“ spielt genau mit diesen Motiven, wodurch eine Nostalgie hervorgerufen wird, die uns fast einen Auftritt seitens Gene Kelly vermuten lassen würde. Er macht alles richtig, um das Vorhaben zu meistern, an die klassischen Filme anzuschließen, das Ganze aber außerdem einer Modernisierung zu unterwerfen.

    Chazelles Konzept eines modernen Musicalklassikers geht jedenfalls auf. Und zwar deshalb, weil „La La Land“ mit eingängigen Songs (v.a. City of Stars, welcher schon im Trailer für Ohrwurmgarantie sorgte), farbenprächtigen Bildern und beschwingten Tanzmoves punkten kann. Die sympathischen Hauptdarsteller lassen einem dann auch das 0815-Schema (er trifft sie, sie verlieben sich, sie müssen einige Hürden überstehen, etc.) verzeihen, wobei das Ende wiederum dann allerdings nicht dem klassischen Hollywoodkurs folgt. Die Handlung an sich bringt leider nicht wirklich was Neues auf die Leinwand, aber der Fokus liegt ohnehin viel eher auf der Inszenierung des Werkes. Und die ist immerhin sehr pompös.
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    30.09.2018
    23:47 Uhr
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    Farbenfrohes Musical für Idealisten und Romantiker

    Vor genau 100 Jahren hielt mit dem damals revolutionären "Technicolor"-Verfahren eine Vorstufe des späteren Farbfilmes Einzug in die Lichtspieltheater der Welt. Ganz bewusst kann man von Theatern sprechen, waren dies doch richtige Spielstätten, die der Kunstform Film eine Bühne boten. Aufgrund des großen Aufwandes waren zu Beginn oft nur einzelne Szenen oder der Vor- oder Abspann eines Filmes mit Farbe (nach-)coloriert worden, erst viel später dann wurde es zur Normalität, einen ganzen Film in Farbe zeigen zu können. Vielleicht war das Technicolor-Verfahren für den Kinofilm damals ein ähnlich wichtiger technischer Meilenstein wie die Digitalprojektion (und ich meine hier nicht 3D!) heutzutage. Die Filme, die mit diesem Verfahren hergestellt und vorgeführt wurden, strotzten nur so mit intensiver Farbwiedergabe, die für unsere Augen heute unnatürlich intensiv wirken mag. Man trug aber umso dicker auf, weil man die Wirkung der Farbe erst einzusetzen lernen musste und den neuen Effekt als etwas Besonderes im Vergleich zum damals kaum verbreiteten TV in Schwarz-Weiss einzusetzen wusste.

    So mancher Filmregisseur ging in der jüngeren Vergangenheit bewusst den umgekehrten Weg und verwendete absichtlich Farbreduktion ("Letters From Iwo Jima") oder drehte in Schwarz-Weiss ("Schindlers Liste"). Für den jungen Nachwuchsregisseur Damien Chazelle war es die Ära des Technicolor ganz offensichtlich wert, ihr ein Denkmal zu setzen und so präsentiert sich sein neuester, mehrfach preisgekrönter, Streifen rein visuell als Hommage an die goldenen Zeiten Hollywoods und an die knallbunte Ausstattung der frühen Farbfilme, in denen keine zwei Krawatten oder keine zwei Abendkleider die selbe Farbe haben durften und selbst die am Straßenrand geparkten Autos unterschiedlich lackiert waren. Diese Hommage gelingt ihm auf grandiose Weise, erzählt er uns doch eine Geschichte, die sich im Hier und Jetzt zuträgt und zugleich den Geist jener Glanzzeit der Traumfabrik atmet, den viele voll Wehmut als verloren betrachten. Alles, einfach alles, sitzt und steht und singt und tanzt in absoluter Perfektion, sodass man an diesem Film in den Kategorien Ausstattung, Kamera, Kostümdesign und Musik auf gar keinen Fall vorbeisehen oder -hören könnte. Und wie zum Drüberstreuen ist es ihm geglückt, mit Ryan Gosling und Emma Stone ein beeindruckend harmonisches und sehr sympathisches Schauspielerduo in den Hauptrollen zu besetzen. Gosling, als der melancholisch-verträumte Idealist mit dem Hang, an seinem eigenen Qualitätsanspruch zu scheitern, hat eindeutig den kleineren Part gegenüber der famos-vielseitigen Emma Stone, die auf allen Ebenen ihres Könnens alles gibt, was sie zu geben hat. Mit ihrer natürlichen, leicht rotznasigen und zugleich sensiblen Darstellung der jungen Schauspielerin, die davon träumt berühmt zu werden, gewinnt sie die Herzen ihres Publikums spätestens in jener Frühlings-Szene, in der sie zu "I ran" spontan improvisierend tanzt und ihren roten Haarschopf wirbeln lässt. Fernab davon, kitschig zu sein überwältigt "La La Land" sein Publikum mit seiner Farbenpracht und einem Schwall sauguter Musik sowie Tanz und Gesang und lässt die Romantiker seufzen und die Idealisten für einen Augenblick die Oberhand über das Leben draußen vor dem Kinosaal gewinnen, wo sie leider viel zu oft das Nachsehen haben. Filme wie diesen könnte man sich wohl nicht jeden Tag anschauen - zu groß wäre die Gefahr einer Überdosis. Dennoch tun sie (spätestens alle 100 Jahre) gut, sehr gut sogar.
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    10.02.2017
    09:51 Uhr
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    macht gute Laune und Lust auf\'s Träumen

    Ein unterhaltsamer, schwungvoller Musical-Film mit guter Musik, Romantik, Humor und einem Schuss Kitsch im erträglichen Ausmaß.
    Emma Stone und Ryan Gosling geben ein wunderbares Leinwandpärchen ab. Der Gesang ist ok, die Musik toll und die Tanzeinlagen gelungen, nicht zu aufdringlich und sehr gut in das Gesamtwerk eingebettet. Ryan Gosling's Gesangsstimme hat mich nicht so überzeugt, seine sonstige Performance macht das aber wett. Und Emma Stone ist einfach nur hinreißend!
    Insgesamt ein sehenswerter Film, den man mit einem Lächeln verlässt.
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    06.02.2017
    19:06 Uhr
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    Der amerikanische Traum in Technicolor

    Eine Schauspielerin und ein Jazzmusiker versuchen ihre Träume zu verwirklichen und zwar in der Stadt, die die meisten Träume auf ihrem Gewissen hat: Los Angeles. Wer sich vom Trailer beirren lässt und einen Liebesfilm erwartet, der kommt nicht ganz auf seine Kosten. Stattdessen ist La La Land ein berührendes Märchen über Träume.
    ...und wirklich alles an diesem Film lädt zum Träumen ein. Die Musik ist eine gelungene Mischung aus Musical und Jazz, sie ist nostalgisch und trotzdem frisch, geht ins Ohr und unter die Haut. Emma Stone und Ryan Gosling gelten nicht umsonst als eines von Hollywoods liebsten Filmpaaren und singen und steppen sich direkt in unsere Herzen. Die Bilder sind bunt, pompös und atemberaubend schön, trotzdem wird auch Mut zum Minimalismus gezeigt.
    La La Land modernisiert das alte Hollywood-Musical. Es imitiert seinen Kitsch und macht sich gleichzeitig darüber lustig. Es schwelgt in Nostalgie und unterbricht diese durch das Klingeln von Handys und spielt so mit den Erwartungen, die wir an ein die Filme der Musical-Ära haben. Heraus kommt eine gelungene Wiederbelebung eines totgedachten Genres.
    Alles in allem eine wundervolles Musical, das nicht nur während des Schauens großes Vergnügen bereitet, sondern auch nachhaltig zum Träumen ermutigt und sein Publikum hoffnungsvoll und glücklich aus dem Saal entlässt.
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    06.01.2017
    18:02 Uhr
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    Singing in the Rain 4.0

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Als sich die junge Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) in Los Angeles kennenlernen, wollen sie beide groß rauskommen. Doch es scheint nichts so hinzuhauen wie geplant. Es gibt immer noch eine Schauspielerin, die den Produzenten geeigneter scheint als Mia, und auch Sebastian muss immer wieder dieselben 80er Songs spielen, anstatt eine eigene Bar zu eröffnen. Erst als alle Zeichen auf Liebe hindeuten, scheint auch der Rest zu klappen. Zumindest beruflich: Mia bekommt doch ein tolles Jobangebot, allerdings in Paris und Sebastian kann plötzlich richtig viel Geld machen.

    Damien Chazelle schafft mit „La La Land“ eine Hommage an goldene Ära der Hollywood-Musicals. Wie in den alten Klassikern treffen zarte Gefühle auf Choreografien mit viel Eleganz. Doch nicht eine Sekunde kommt dieses moderne Musical als Abklatsch rüber: Von Anfang bis zum Ende zieht die pompöse Inszenierung das Publikum in ihren Bann und berührt. Schon die, scheinbar schnittfreie, Anfangsszene möchte man am liebsten gleich nochmal sehen.

    Obwohl Chazelle Lust auf alte Hollywood-Musicals macht, schafft er es auch der Moderne treu zu bleiben und so frischen Wind in seine Erzählung zu bringen: Einen linearen Zeitstrang gibt es nicht und immer wieder lässt der Regisseur die Geschichte aus der Perspektive einer anderen Person erzählen. Oder er lässt Gedanken zu Jazz und Leidenschaft zu, die man in dieser Tiefe eher selten auf der Hollywood-Leinwand sieht.
    La La Land lebt nicht von der Nostalgie, sondern er nimmt das Beste aus der goldenen alten Zeit und bringt es in unsere Zeit. Und Fragen, wie man seinen Träumen treu bleiben kann, verlieren zum Glück auch nie an Aktualität.

    Das Hollywood-Musical ist wieder salonfähig, wie schön!
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    09.11.2016
    15:28 Uhr