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70.4% Bewertung
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    Auf der Suche

    John Crowley, der bereits mit ‘Boy A‘ überzeugte, hat nach einen Drehbuch von Nick Hornby den Roman von Colm Toibin filmisch eins zu eins umgesetzt. Dabei ist nichts vom Charme der Vorlage verloren gegangen. Der Roman war allerdings auch nicht unbedingt spektakulär und sprachlich gradlinig leichtfüßig gehalten (das meine ich keineswegs negativ). Dabei bestand die Gefahr jetzt durchaus, dass man in Gefühlsduselei hätte versinken konnte. Das hat Crowley aber ganz generell vermieden, trotz der vielen Tränen, die hier vergossen werden. Außer der Liebe geht es hier aber auch um Heimweh und die Emanzipation einer jungen Frau. Abgesehen von der überzeugend eingefangenen Atmosphäre der quietschebunten 50er Jahre im Gegensatz zu düsteren Bildern dieser an sich so verklemmten Zeit, ist wohl ein großer Teil des Erfolges dieses Films der Hauptdarstellerin mit dem schwer auszusprechenden Vornamen Saoirse (Sierscha) Ronan als Eilis Lacey anzurechnen. Sie ist das Gesicht des Films und hat sich ja nach ‘Himmel‘ und ‘Hanna‘ zu einer ganz großen Schauspielerin gemausert (2016 nominiert!). Aber auch Nebenrollen passen hier großartig ins Bild. Julie Walters als kantig liebenswerte Vermieterin und Jim Broadbent als Pater Flood, väterlicher Förderer von Eilis. Er bringt wie gewohnt die Warmherzigkeit zum Schwingen. Ein Großteil der Komik kommt von den zickigen Mitbewohnerinnen der Pension. Auch die beiden jungen Männer, die um Eilis werben, sind ausgewogen gecastet. Sie müssen auch gleichwertig erscheinen. Tony (Emory Cohen) hat den Heimvorteil von Brooklyn und damit die Zukunft auf seiner Seite, Jim (Domhnall Gleeson) die ganze Wucht der heimatlichen Gefühle, also mehr die Vergangenheit. Der Zuschauer steht emotionsmäßig mittendrin zwischen den beiden. So hat es Toibin auch angelegt. Ein Feel-Good Movie durch und durch.
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    16.02.2016
    11:17 Uhr
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    Hin und Her

    Wenn man an große und zeitlose Liebesgeschichten denkt, kann man getroßt "Brooklyn" darin einreihen, denn der Film ist eine Romanze, wie sie ihm Buche steht. Ohne unnötig zu schnulzig zu sein, aber auch nicht zu banal. Leider fehlt mir persönlich die nötige Charaktertiefe, um die ganze Geschichte richtig glaubhaft zu machen. Das Drehbuch ist einfach etwas zu flach. Die Kameraperspektive ist nicht immer mein Fall. Die Kostüme sind jedoch toll, man befindet sich wirklich in dieser Zeit der 1950iger wieder und ist selbst auch mit hin und her gerissen, wohin man denn das nächste Mal auf Urlaub fahren könnte. Somit stimmt die Atmosphäre, jedoch fehlt das nötige Etwas bei "Brooklyn", um tief im Herzen berührt zu werden. Der Hauptcharakter Eilis kommt mir vor, als wüsste sie selbst nicht, was sie will, und ist wie ein Sturm, der unweigerlich über alle hinweg fegt, ohne Rücksicht auf Verluste. Andere Charaktere sind einfach zu "gut und alglatt", um echt zu sein, was langweilig wirkt. Es gibt keinen richtigen Konflikt, der Spannung verursachen könnte. Obwohl der Film sehr langsam und gemütlich seine Geschichte erzählt, fiebert man gegen Ende doch tatsächlich mit, (oder fragt sich, wann denn nun endlich die endgültige Entscheidung gefallen ist), und ist gespannt, ob das Ratespiel endlich vorbei ist, und so vorhersehbar war, wie befürchtet. Nichts desto trotz kann ich diesen Film jedem Romantik-Liebhaber empfehlen.
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    08.02.2016
    12:36 Uhr