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23 Bewertungen
88.3% Bewertung
  • Bewertung

    Rampenlicht

    Die beiden Oscars hat "Spotlight" auf jeden Fall verdient - denn die aufwühlende Geschichte rund um Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche ist so gestaltet, dass der Film ein richtiges Must-See ist! Die journalistische Arbeit ist spannend inszeniert, ohne groß auf Titelseiten und Rufzeichen zu setzen. Das ist auch der Haupt-Anker des Films.

    Die Darsteller passen wie die Faust aufs Auge, vermitteln Emotion und man kann sich sehr gut in die einzelnen Beweggründe hineinversetzen. Der Film ist einerseits Dokumentation, andererseits Drama und beide Komponenten ergeben ein geeignetes Gesamtbild, um sich in dieser niederschmettern Geschichte wieder zu finden, welche bewegt. Musikalisch ist der Film ebenfalls gut untermalt.
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    12.11.2016
    19:44 Uhr
  • Bewertung

    Herausragende Ensemble-Leistung

    Es ist wirklich erstaunlich, was Regisseur McCarthy aus dem Thema gemacht hat. Nämlich kein Drama, das sich auf die eine oder andere Seite schlägt oder das Leid der Opfer für seine Zwecke gebraucht, sondern ein bemerkenswert rund erzähltes Drama der harten Knochenarbeit der Journalisten, an die Infos zu kommen, die sie brauchten, um die Verdachtsmomente beweisen zu können. Das ganze Ensemble des Filmes bringt hier eine großartige Leistung und ermöglicht es, in die Ereignisse von damals einzutauchen und ein wenig Redaktionsluft zu schnuppern. Die Fakten, die sie ans Tageslicht gebracht haben, sprechen für sich. Trotz des tragischen Themas, um das sich der Film dreht und angesichts der womöglich noch vielen weiteren Betroffenen, die sich nicht mehr melden konnten, weil sie nicht mehr leben, schafft dieser Film es, Respekt und Bewunderung für jene zu erzeugen, die nicht locker gelassen haben.
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    08.03.2016
    23:26 Uhr
  • Bewertung

    Dichtes Doku-Drama

    Wenn man keine dokumentarischen Dramen mag, ist man hier falsch, Oscar für den Besten Film hin oder her.
    Aber wenn man das mag... prepare for a feast ;-)
    Das Ensemble spielt auf den Punkt genau, sehr authentisch. Für mich hat Mark Ruffalo am meisten herausgestochen, er hat mich an einer Stelle beinahe zum Weinen gebracht, und das im sterilen Genre Doku-Drama, das ist echt eine Leistung.
    Die Story ist spannend und entwickelt sich in absolut perfektem Tempo. Die Enthüllungen sind sachlich dargestellt und wie gesagt großartig gespielt. Effekthascherei ist dem Film fremd. Also entwickeln sich auch die Emotionen eher subtil. Trotzdem war ich alles andere als kaltgelassen.
    Super, dass dieses heikle und so wichtige Thema so kompetent aufbereitet wurde.
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    02.03.2016
    20:51 Uhr
  • Bewertung

    Zeitung gegen Kirche

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Basierend auf wahren Ereignissen folgt der Film der „Spotlight“-Abteilung der Zeitung Boston Globe des Jahres 2001, einer Gruppe von investigativen Journalisten, die sich auf Langzeit-Recherchen spezialisiert hat. Der gerade erst frisch eingesetzte Chefredakteur Marty Baron (Liev Schreiber) hat für das Team gleich einen Vorschlag für ein neues Thema, über welches die Zeitung allerdings schon berichtet hat: der Fall eines Bostoner Pfarrers, dem vorgeworfen wird, Kinder sexuell belästigt zu haben. Obwohl sich die Anschuldigungen zerschlagen haben, riecht der neue Chefredakteur, dass mehr dahinter steckt und er sollte Recht behalten: Spotlight, in Form von Walter (Michael Keaton), Michael (Mark Ruffalo), Sacha (Rachel McAdams) und Matt (Brian d’Arcy James), kommen in Laufe ihrer Recherchen auf einen vertuschten Sexskandal immensen Ausmaßes.

    Regisseur Tom McCarthy ist wohl einer der umtriebigsten Akteure Hollywoods. Als Schauspieler im Komödien- als auch im dramatischen Fach, in Filmen und in Serien zu sehen, inszeniert und schreibt er seit 2003 auch für das Kino. Dabei hat er bereits eine Oscar-Nominierung für die Co-Autorschaft zu Pixars „Oben“ zu Buche stehen. Mit der Darstellung von Journalismus hat McCarthy in seiner Karriere auch schon Bekanntschaft gemacht, spielte er in George Clooneys „Good Night and Good Luck.“ eine Nebenrolle und in der grandiosen letzten Staffel von „The Wire“ die zentrale Figur eines in Moralfragen geprüften Journalisten. Vielleicht haben diese Erfahrungen ihm auch gelehrt, wie man Journalismus – insbesondere die langwierige Recherche (Lesen von Dokumenten, Führen von Telefonaten, Zusammensetzen von Versatzstücken, etc.) – spannend inszenieren kann. In „Spotlight“ wurden solche Aktionen zu leichtfüßigen Montagen zusammengeschnitten, die einander in Bild und Ton oftmals überlappen und mit einem tollen Score von Howard Shore hinterlegt sind.

    „Spotlight“ ist ein wahrer Ensemblefilm, der bis ins letzte Eck perfekt besetzt ist. Vom Hauptcast kann fast jeder in einigen wenigen Szenen sein volles Können zeigen. Eine Balance aus Büroszenen und kurzen, aber emotional essentiellen Momenten aus dem Privatleben der Journalisten macht dies möglich. Auch John Slattery (bekannt aus der TV-Serie „Mad Men“), der den stellvertretenden Chefredakteur mimt, soll nicht unerwähnt bleiben, ist er hier abermals jemand, der in ernsten Szenen trotzdem für humorvolle Momente sorgen kann.

    Thematisch setzt sich der Film mit einem Phänomen auseinander, das die katholische Kirche seither nicht mehr loslässt: der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Priester. Bei dem damaligen Bostoner Fall ging es schließlich nicht mehr um einen, sondern um 90 Kirchenangestellte, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Vor allem aber auch die bewusste Vertuschung der Fälle durch die Kirche selbst. Obwohl „Spotlight“ dies nicht anspricht, macht der Film indirekt einmal mehr klar, dass sich die katholische Kirche nach wie vor um ihre verlogene sexuelle Moralvorstellung oder um ein Auflösen des Zölibats kümmern muss. Denn – und um mit einem Zitat des Filmes zu schließen –: „It’s not just Boston, it’s the whole country, it’s the whole world!“
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    25.10.2015
    02:24 Uhr