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59.5% Bewertung
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    Ich gehe vor dir/euch

    Die gefühlt hundertste Verfilmung über eine Krankenpflegerin, hier Louisa (Emilia Clark), die sich in den gelähmten, wohlhabenden Rollstuhl-Patienten Will Traynor (Sam Claflin) verliebt. Über die spannungsfreie, weil vorhersehbare Handlung kann lange Zeit die entwaffnende Fröhlichkeit Louisas hinwegtäuschen. Sie ist frisch, natürlich und in Geldnöten. Ein kurzer Blick wird auf Louisas Herkunft geworfen. Ein Klassenunterschied! Vater Bernard (Brendan-DowntownAbbey-Coyle) ist ebenso warmherzig wie Mutter Josie (Samantha Spiro) und Schwester Katrina (Jenna Coleman). Die Familie kommt gerade so über die Runden. Alle sind hocherfreut, als Louisa eine Stellung bei den Traynors bekommt. Wills Eltern Steven (Charles Dance) und Camilla (Janet McTeer) sind voller Verständnis für den totkranken Sohn und begleiten ihn, wie er es selbst bestimmt hat, in den Suizid. (vgl. Originaltitel!)
    Doch ganz ohne Emotionen gelingt die Tragödie der Newcomerin Thea Sharrock denn doch nicht, obwohl es ein Abschied ohne Dramatik ist. Und das ist auch gut so. Im Epilog hat Will vor seinem Ableben Louisa noch einen Brief geschrieben, in dem sie erfährt, dass sie nun wohlhabend ist und außerdem ihr Leben genießen soll. Rollstuhl und Lähmung können dank Louisa auch herzerwärmende Seiten haben.
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    29.11.2022
    11:14 Uhr
  • Bewertung

    zu plumpe Inszenierung um wirklich zu berühren

    Dass man bei der Inhaltsangabe unweigerlich an “Ziemlich beste Freunde“ (nur um den Romantikfaktor ergänzt) denkt, ist verständlich. Und bei diesem Vergleich kann “ein ganzes halbes Jahr“ nur verlieren. Ein derartiger Vergleich wäre aber auch nicht sonderlich fair, ist die Intention beider Filme doch eine andere.

    Die Geschichte von “ein ganzes halbes Jahr“ an sich hat durchaus Potential für ein gefühlvolles Melodrama: ein junges selbstaufopferndes Mädchen übernimmt einen Job als eine Art “Gesellschafterin“ (für die eigentliche Pflege ist ein eigener Pfleger zuständig) eines jungen, nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselten, fast vollständig bewegungsunfähigen, jungen Mannes. Nach anfänglichen Schwierkeiten kann sie zu ihm durchdringen und entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, im Lauf der Zeit keimen auch romantische Gefühle auf. Als sie zufällig erfährt, dass er schon seit längerem plant, in einem halben Jahr Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, beschließt sie, ihm in den kommenden Monaten zu beweisen dass das Leben nach wie vor lebenswert ist, um ihn doch noch von seinem Unterfangen abzuhalten.

    *** SPOILER ***

    Während er dankbar für die schönen letzten Monate ist und diese seinerseits dazu nutzt, sie dazu zu bringen ihr Korsett der Selbstaufgabe & Abhängigkeiten abzulegen, und endlich anzufangen auch für sich zu leben, sieht sie seine Entscheidung für den Tod zunächst als eigenes Versagen & Entscheidung “gegen sie“ an, kann seine Entscheidung jedoch schlussendlich doch akzeptieren, und steht ihm bei seinem Tod bei.
    Das Ende finde ich durchaus schlüssig und passend. Ein Ende in dem er seine Vorstellungen von Leben aufgibt um sich für den Rest des Lebens glücklich von ihr umsorgen zu lassen wäre nicht nur viel zu kitschig gewesen, sondern hätte auch nicht zu seinem Charakter gepasst.

    *** *** *** ***

    Klingt nach großen Gefühlen und noch größerem Taschentuchverbrauch beim zartbesaiteten weiblichen Zielpublikum. Ist aber leider in der Umsetzung viel zu plump, um echte Emotionen zu wecken.

    Sam Claflin spielt ganz gut. Dass seine Rolle etwas weichgespült wirkt, kann man ihm schwer vorwerfen (die mit der Behinderung seines Charakters einhergehenden gesundheitlichen Probleme/Einschränkungen werden nur am Rande angesprochen, da hatten die Filmemacher wohl Angst, dass zu viel Realität zu Lasten der Romantik geht)
    Emilia Clarke's übertriebenes Mimikspiel fand ich hingegen eher unglaubwürdig und nervig. Auch Lou's Kleidungsstil wirkte etwas zu bemüht ausgefallen. Und auch sonst schwankt der Film teilweise unschlüssig zwischen Komödie & Melodrama.
    Die Geschichte selbst wird ohne viel Tiefgang erzählt, was vor allem in der ersten Hälfte des Filmes schmerzlich auffällt. In der zweiten Hälfte kann sich der Film zumindest in Richtung Durchschnitt hocharbeiten, wirklich mitleben mit den Charakteren tut man jedoch nicht. Dafür ist das ganze dann doch zu oberflächlich inszeniert.
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    19.07.2016
    07:21 Uhr
  • Bewertung

    Ziemlich beste Freunde 2.0

    Unweigerlich taucht so manche Parallele mit dem bekannten Film "Ziemlich beste Freunde" auf, wenn man sich die Filmbeschreibung durch liest... hierbei reduziert man allerdings die freundschaftliche Komponente und fügt eine Romanze hinzu. Besonders gefallen hat mir die Chemie zwischen den beiden Darstellern Emilia Clarke und Sam Clafli, die sehr natürlich wirkt. Die beiden porträtieren ihre Rollen mit Bravour. Die ganzen Schauplätze waren gut gewählt und wirken sehr passend. Alles hat man zwar irgendwann irgendwo schon einmal gesehen, aber man denkt sich nicht viel dabei, glaubt man doch die ganze Zeit in einem typischen Liebesfilm zu sitzen. Auch wenn "Ein ganzes halbes Jahr" ein ernstes Thema anspricht, wirkt der Film anfangs keinesfalls wie starker Tobak und hat stets eine positive Atmosphäre. Jedoch spaltet die recht untypische und doch herzbrechende Wendung gegen Ende die Geister.. und so auch mich. *** SPOILER ***
    Denn dieses Ende hätte ich keinesfalls erwartet und ich bin doch etwas empört darüber.. natürlich hat uns niemand ein Happy End versprochen, aber dennoch ist es wie ein Schlag ins Gesicht.
    *** *** *** *** Was mich zu dem Resultat führt, dass dieses "Liebesdrama" mehr Drama ist, als ich erwartet hätte. Somit ist der Film erstens anders, und zweitens, als man denkt. Dies kann man sowohl positiv als auch negativ sehen. Ich stehe dem Film mit gemischten Gefühlen gegenüber und hätte mir, ehrlich gesagt, etwas mehr erwartet.
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    25.06.2016
    21:13 Uhr