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89.1% Bewertung
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    Herzerwärmende \"Coming of Age\" Geschichte

    „Me and Earl and the dying girl“ ist ein fantastischer „Coming of Age“ Film, mit viel Herz und Charme, der sein Genre wirklich innovativ und kreativ neu erfindet.

    „Me“ ist Greg (Thomas Mann), ein Highschool Schüler, der angeblich den Schlüssel zum Überleben gefunden hat: so wenig wie möglich auffallen, mit niemanden feste Freundschaften schließen, sondern nur oberflächliche „Bekanntschaften“. Er verbirgt seine Selbstzweifel hinter schlagfertigen Einzeilern, die ihn aber sehr oft in äußerst unangenehme Situationen bringen.

    „Earl“ (RJ Cyler) ist Gregs bester Freund, aber weil Greg nun einmal Greg ist, bezeichnet er ihn nicht als „Freund“ sondern als „Co-Worker“. Die beiden machen in ihrer Freizeit nämlich Parodien von bekannten Filmklassikern. Aus Clockwork Orange wird zum Beispiel „Sockwork Orange“ oder aus Vertigo wird „Where’d he go?“

    „the dying Girl“ ist Rachel (Olivia Cooke), eine Mitschülern von Greg und Earl, die mit Leukämie diagnostiziert wurde. Greg wird von seiner Mutter gezwungen sich mit Rachel anzufreunden, wogegen er sich anfangs zwar sehr sträubt, aber nach und nach entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen den 3 Protagonisten.

    Was diesen Film von anderen Highschool-Filmen unterscheidet, ist, dass er sich vehement gegen alle Klischees wehrt. Greg sagt immer wieder „if this was a touching romantic love story.... but it’s not“. Es geht um Freundschaft, ums Erwachsen Werden und wie man mit tragischen Schicksalsschlägen am besten fertig werden kann. Es werden zwar Highschool Stereotypen (der Drogendealer, die Streber etc.) aufgegriffen, aber der Film macht sich selbst darüber lustig, was durchaus erfrischend ist.

    Das Herzstück des Films ist das Filmemachen selbst. Greg und Earl arbeiten so leidenschaftlich an ihren Parodien, man glaubt ihnen absolut, dass sie das was sie tun, wirklich lieben. Diese Kurzfilme sind fantastische Tribute an Klassiker, die wir alle kennen und lieben, was nur noch mehr Freude macht sie anzuschauen.

    Optisch werden in „Me and Earl and the dying girl“ verschiedene Richtungen gemischt: Life Action, Zeichentrick und Stop Motion. Dies macht aus dem Film einen wahren „Augenschmaus“, man kann einfach nicht anders als die wunderschöne Kinematographie und die tolle Kameraführung zu bewundern. Dank des großartig geschriebenen Drehbuchs (vom Autor des gleichnamigen Romans geschrieben!) wirken die Charaktere ungemein echt, man kann sich mit ihnen identifizieren und kauft ihnen auch jede ihrer Handlungen und Motivationen ab. Die Schauspieler liefern wahnsinnig gute Leistungen ab, vor allem Olivia Cook kann vor der Kamera glänzen. Es gibt Momente, die einen zu Tränen rühren, aber auch Momente, wo man nicht anders kann als lauthals aufzulachen. Die Balance zwischen Humor und Drama wurde hier perfekt getroffen. Zusätzlich wird all dies noch untermauert von einem fantastischen Soundtrack, der einem auch nach dem Film noch eine Weile im Ohr bleibt.

    „Me and Earl and the dying gilr“ bekam absolut zu Recht auf dem Sundance Film Festival Standing Ovations und gewann absolut verdient den U.S. Grand Jury Prize und den Audience Award for U.S. Drama. Der ganze Hype um den Film war gerechtfertigt, ich wurde nicht enttäuscht als ich ihn endlich im Kino ansehen konnte.
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    20.12.2015
    00:15 Uhr
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    Scrapbook, Marke Edel

    Dieser Film hat mich wie kaum ein anderer seit langem sehr positiv überrascht. Da ist diese Geschichte vom jungen Mann, der sich seiner selbst, seiner Talente und Fähigkeiten nicht nur nicht bewusst ist, sondern jede Äusserung diesbezüglich entrüstet zurückweisen würde. Dann ist da sein Freund, von dem er lange nicht weiß, dass er sein einziger ist und dann, ja dann ist da diese junge Frau mit der schweren Krankheit, die sich lieber verstecken würde als jemandem an sich heran zu lassen. Und sie alle "leben" als Filmfiguren in einer Art Scrapbook, Marke Edel, wunderschön gefilmt, grossartig gespielt und immer mit genau der Prise Frechheit gewürzt, die der Film braucht, um tief unter die Oberflächlichkeit seiner vermeintlichen Bestimmung abzutauchen.
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    09.12.2015
    22:23 Uhr
  • Bewertung

    Magisch echt!

    Der Film handelt von einer besonderen Freundschaft zwischen Greg und der kranken Rachel. Zuerst verbringt er bloß Zeit mit ihr, weil seine Mutter ihn dazu zwingt. Zu Beginn schickt sie ihn weg, da sie sein Mitleid nicht braucht. Er will sie auch nicht bemitleiden und so entwickelt sich eine interessante Freundschaft. Greg schafft es sie mit seinen flachen aber durchdachten Scherzen abzulenken. (Ich liebe diese Art von Humor, sie ist so einfach, aber so extrem lustig.)

    Ein besonderes Highlight des Films sind für mich die selbst gedrehten Amateur Neuverfilmungen toller Filmklassiker von Greg und Earl. Genau diese Filme (insgesamt 43) helfen der kranken Rachel bei ihren Krankenhausaufenthalten.

    Der Film wirkt so echt für mich, manchmal musste ich weinen und lachen zur selben Zeit, ich fühlte mich in die Protagonisten so gut ein, dass ich wirklich dachte ich kenne Earl. Er vereint viele Aspekte des Erwachsen-Werdens, er ist verunsichert, findet sich hässlich, macht Fehler und hat keinen Plan was er eigentlich macht.
    Ach ja der Schluss ist so emotional, dass manche Leute noch eine Stunde nach dem Film verquollene Augen haben werden. (So war es bei mir )
    03.11.2015
    22:06 Uhr
  • Bewertung

    Todkrank in Highschool

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Der nicht gerade mit Selbstvertrauen gesegnete Greg (Thomas Mann) befindet sich im Abschlussjahr der Highschool. In der Schule ist ihm das wichtigste, so wenig wie möglich aufzufallen. Aber eigentlich ist er Cineast - in seiner Freizeit dreht er mit seinem einzigen wirklichen Freund Earl (RJ Cyler) Parodien von Filmklassikern. Als seine Mutter ihn dazu zwingt sich mit der eben mit Läukemie diagnostizierten Mitschülerin Rachel (Olivia Cooke) zu treffen, sträubt er sich zuerst. Schließlich entsteht daraus aber eine wunderbare Freundschaft.

    „Me and Earl and the Dying Girl“ erfindet das Rad des Highschool-Filmes bestimmt nicht neu. Es geht dem Film aber auch gar nicht darum, unausrechenbar zu sein. Szenen, die sich wohl in jedem Film dieses Genres wiederfinden, werden aber frisch und liebenswürdig auf die Leinwand gebracht. Im Zentrum des Geschehens steht Greg, der trotz seiner Unsicherheit nicht auf das Maul gefallen scheint, und dessen Zeilen immer wieder für einen Lacher gut sind.

    Doch nicht die Dialoge sondern die von den beiden Freunden gedrehten Kurzfilme machen den Humor des Films aus. Auch hier geht es nicht darum, dass der Film eine einzigartige Idee hatte. Ähnlich wie in Michel Gondrys „Abgedreht“ werden Spielfilme amateurhaft nachgedreht. Doch „Me and Earl and the Dying Girl“ scheut sich nicht davor, auch weniger berühmte Filmklassiker herzunehmen, die unsere Protagonisten zu witzigen Kurzfilmen verwursten. Dabei wird beispielsweise aus dem mit einem Kamerstativ mordenden „Peeping Tom“ der mit einem Klobemsel mordender „Pooping Tom“.

    Da sich Greg während seines letzten Schuljahres eher darum kümmert, Rachel von der Chemotherapie abzuholen, als zu lernen, muss er aufgrund des Notenabfalls darum fürchten, im nächsten Jahr auf einer Universität aufgenommen zu werden. Warum es, für einen Film der die Alternativkultur hochleben lässt, schließlich so wichtig ist, dass unser Protagonist zwischen Highschool und College nicht ein Jahr Pause einzulegen hat, ist ein Kritikpunkt, den sich „Me and Earl and the Dying Girl“ gefallen lassen muss.

    Der letzte Teil des Filmes kann trotzdem gekonnt auf die Tränendrüse drücken. Anmerkung: Eine Packung Taschentücher könnten für Zartbesaitete vielleicht nicht ausreichend sein.
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    01.11.2015
    01:18 Uhr