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78.3% Bewertung
  • Bewertung

    Eine neue Familie

    Ein bärenstarker Film! Das Schicksal von drei Tamilen, die sich zufällig begegnen und sich als Vater, Mutter und Tochter ausgeben, um bessere Chancen für ihren Asylantrag in Frankreich zu haben, trifft einen wegen seines präzisen Realismus‘ ins Mark, es erwärmt die Gefühle der Zuschauer wegen der ungewöhnlichen Liebesgeschichte und es gibt jede Menge Spannung, weil ein Thriller einen zweiten Handlungsstrang bildet.
    Jacques Audiard, der uns mit einem sonderbaren Titel schon einmal gepackt hat, liefert hier ein aktuelles Drama ab. Das großartige daran ist die sensible Entwicklung von Handlung und Personen. Da werden spezifische Probleme der Migranten zu ganz allgemein menschlichen, die uns in ihren Bann ziehen.
    Deepan (Antonythasan Jesuthasan) tut alles um sich anzupassen. Sein Ziel ist es, zu bleiben. Dabei geht er schon mal einen Schritt zu weit. Denn in den Banlieus herrschen mafiaähnliche Verhältnisse.
    Seine neue Frau Yalini (Kalieaswari Srinivasan) will eigentlich weiter zu ihrem Cousin nach England. Entwickelt aber Gefühle für Deepan. Das wird wunderschön aber kurz angedeutet.
    Überzeugend wird das Zusammenleben der neugegründeten Familie geschildert. Nach kurzer Zeit werden für alle drei ihre neuen Rollen zur Selbstverständlichkeit. Sagt Yalini zu ihrer ‘Tochter‘: ‘Da musst du Vater fragen‘. Die kleine Illayaal (Claudine Vinasithamby) ist fitter als beide Neueltern. Sie bittet Yalini vor der Schule ‘Kannst du mir nicht auch so einen Kuss geben, wie die andern Mütter ihren Kindern?‘
    Mit dem Titel hat Regisseur Audiard das ganze Spektrum seiner Handlung umfasst. Deepan als ehemaliger Krieger der tamilischen Tiger wird von den Dämonen seiner Vergangenheit immer noch heimgesucht und das Wunder geschieht dann ganz am Schluss. Ohne Puderzucker sind alle drei eigentlich an einem gemeinsamen Ziel angekommen. Auch wenn es anders aussieht als erwartet.
    Beeindruckend authentisch, sogar spannend und irgendwo auch wunderschön. Wichtig!
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    13.12.2015
    18:37 Uhr
  • Bewertung

    Ein Mann sieht rot

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2015
    Auf Sri Lanka kann das Leben beinhart sein. Auch für DHEEPAN, der im Bürgerkrieg auf der Seite der Tiger kämpfte und dabei seine Familie verlor. Das Schicksal gibt ihm eine zweite Chance. Aufgrund der Ähnlichkeit auf organisierten Pässen nimmt er eine Dame und ein junges Mädchen mit nach Frankreich, wo er seine neue Existenz aufbauen möchte. Aber auch da gibt es böse Menschen, die seinen Auftritt als Ein-Mann-Armee verlangen …


    Was den Großteil des Films gut funktioniert, führt zu einem gewaltigen Schlussproblem, ganz ähnlich wie bei SICARIO. Auch Jacques Audiard, der mit EIN PROPHET und DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN sich als guter Beobachter von Menschen in schwierigen Situationen ausgezeichnet hat, fällt hier in die DEATH WISH-Falle rein. Ist das wirklich so, dass auch ein Arthaus-Film jetzt jedes Mal mit einem Blutbad enden muss? Gewalt und Gegenwalt als Lösung – ich sag mal, dass das Ganze sehr fragwürdig ist.
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    22.05.2015
    23:20 Uhr