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  • Bewertung

    Das Spiel mit Angst, Gewalt und Happy End

    Es fällt oftmals schwer, die Privatperson von der des Künstlers zu trennen; in diesem Fall sollte man diesen Schritt, der viel Überwindung kosten kann, durchaus wagen. Mel Gibson gilt seit seinen antisemitischen Ausfällen als gefallener Superstar. Dennoch kann und darf man sein Werk keinesfalls mit seinen menschlichen Defiziten gleichsetzen, man würde den Filmen unrecht tun.

    Wenn man die Antisemitismus-Vorwürfe zur "Passion Christi" außen vor lässt, mit Gewaltexzessen und der Zerstörung menschlicher Körper und menschlichen Lebens kennt Gibson sich aus. In Braveheart werden gigantische Schlachten mit hunderten Darstellern genüßlich zelebriert, zum Schluß wird der Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion minutenlang gequält und anschließend hingerichtet. Unanständig nahe kommt man dem menschlichen Christus, dessen letzte Stunden man sich zu Gemüte führen kann in "Passion Christi". Nun also werden Mayas gemetzelt, hingerichtet, grausamen Göttern geopfert, im Kampf niedergemacht.

    Die Laiendarsteller sind allesamt überzeugend, auch wenn die "Bösen" etwas eindimensional wirken. Nur dem Hauptdarsteller Youngblood wird etwas Persönlichkeit inklusive einer Charakterentwicklung gegönnt, schließlich soll man sich als Zuschauer damit identifizieren können.
    20.12.2006
    23:14 Uhr
    • Bewertung

      Teil 2

      Und darum geht es schließlich: Jaguarpfote gehört zu einem friedlichen Mayastamm, ergo "die Guten". Die Bösen schlachten die Guten nieder, nehmen Männer gefangen, um sie dem Sonnengott zu opfern, und verkaufen Frauen als Sklavinnen. Jaguarpfotes Frau ist schwanger. Er konnte sie noch vor dem Überfall in einer Höhle verstecken. Ein Schelm, wer dabei nicht an die Höhlensequenz aus Rapa Nui denkt (Anders als Kevin Costner wird Mel Gibson mit diesem Film allerdings finanziell und künstlerisch nicht scheitern.). Jaguarpfote kann sich befreien, ehe er tatsächlich hingerichtet werden kann, daraufhin entbrennt eine wilde Hetzjagd durch den Dschungel. Auf dieser werden selbstverständlich diverse Menschen auf die exotischsten Weisen ums Leben kommen, vorzugsweise die Bösen. In jedem Fall wird Jaguarpfote aber im Laufe dieser Jagd, bei der er um sein Leben rennen und fürchten muß, seine Angst überwinden. Gewalt triumphiert in diesem Falle also nicht, es gibt immer die Chance auf ein Happy End.

      Mel Gibson behauptet, er habe sämtliche Fakten der Maya-Kultur durch Experten und Wissenschaftler überprüfen lassen. Das ist insofern sicher richtig, als die Bauten authentisch wirken und auch die dargestellten Menschen in dieser Form vielleicht wirklich hätten existieren können.
      20.12.2006
      23:17 Uhr
    • Bewertung

      Teil 3

      Tatsächlich dient all dies nur als Kulisse für einen weiteren Gibsonesken Gewaltexzess. Die Maya gelten als eines der geheimnisumwobensten Völker des Altertums schlechthin, Gibson führt ihren Untergang auf Dekadenz und langeweilegefütterte Gewaltbereitschaft zurück; reichlich gewagte Schlüsse - auch wenn das Ende zeigt, daß der eigentliche Feind, der für den Untergang der Zivilisation verantwortlich ist, nicht aus dem Inneren kommt, er kommt von anderswo.

      Die Bilder des äußerst kulturpessimistischen Filmes sind wunderschön, die Musik sicher oscarwürdig. Die Geschichte wirkt aufgrund der Tatsache, daß man sie (actionfilmtypisch) in maximal fünf Sätzen zusammenfassen kann, etwas zu einfach gestrickt, als daß man dem Film einen Oscar zusprechen könnte. Jedenfalls nicht bei der Konkurrenz, die durch die Filme von Eastwood und Scorsese schwergewichtig daherkommt.

      Dennoch ist es ein ausgesprochenes Vergnügen, Mel Gibson die 140 Minuten in den Regenwald zu folgen, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte, so man nicht allzu zart besaitet ist.

      P.S.: Die Bewertung sollte nicht so lange ausfallen, aber ich fand den Film zudem bewegend, daher die Länge, die ich zu entschuldigen bitte. Danke.
      20.12.2006
      23:18 Uhr
    • Bewertung

      Tolle Kritik

      Finde, dass Du Dich nicht entschuldigen darfst, denn Deine Kritik ist "sehr genau" und sollte für den Leser keine wesentlichen offenen Fragen hinterlassen.
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      21.12.2006
      20:24 Uhr
  • Bewertung

    Running Man trifft Der mit dem Wolf tanzt in Rapa Nui

    Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich große Bedenken bei diesem Film - und nach Mel Gibsons unrühmlichen Auftritt dieses Jahres (Antisemitismus und Alkohol) war ich mir nicht wirklich sicher, ABER dieser Film ist ein unerwarteter Filmhöhepunkt zum Ende des Jahres 2006 geworden!

    Wahnsinnig schöne Bilder, eine unglaubliche Kamera, erfrischende Darsteller und eine Story, wie sie in dieser Form noch nie auf der Leinwand war, begeistern von Anfang an und nehmen den Zuschauer auf eine teilweise sehr harte Reise mit (an dieser Stelle meine obligate Warnung: Nichts für schwache Nerven!)! Das Ende der Maya, erzählt aus der Sicht eines "Gefangenen", der keine Angst mehr haben darf, rennt um sein Leben und das seiner Familie ... In der Zwischenzeit kündigen sich die ersten Boten der "Globalisierung" an!

    Für diesen Film hat sich Gibson sehr bemüht - seine Durchsetzungskraft den Film in "Maya"-Sprache zu drehen und spielen zu lassen (mit Untertiteln) verdient Anerkennung! APOCALYPTO ist für mich deshalb etwas Besonderes, weil er etwas "Neues" zeigt - und das superspannend! Für mich ist das auch kein Independentfilm, sondern ein höchst anspruchsvoller Mainstreamfilm!
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    16.12.2006
    20:21 Uhr
  • Bewertung

    ein unverschämt starker Film

    Perfekt spielt Mel Gibson mit der Angst, die das zentrale Thema dieses Filmes ist. Nicht der Untergang des großen Maya-Reiches, der quasi im Vorbeigehen angedeutet wird, nicht die Dekadenz und Korruptheit einer Hochkultur, die sich selbst erdrückt, auch nicht die Liebe von Jaguar Paw zu seiner Familie, die ihn nach seiner Odyssee wieder an jene Küste zurückführt, an der der Film überaus direkt, aber auch unerwartet fröhlich beginnt. Die Angst ist es, der sich der wirklich überzeugend agierende Rudy Joungblood auf seinem Höllentrip letztendlich erfolgreich stellt.
    Die fremdartige, archaische Athmosphäre dieses Dschungeltrips wird durch die Tatsache noch verstärkt, daß Gibson ausschließlich auf Laiendarsteller setzt und deren Maya-Dialekt auch nicht übersetzt. Man fühlt sich dem Horror, der das so sympathische urtümliche Dorf in Form von brutalen, gierigen Schergen des in sich zerfressenen Kultstaates heimsucht, so nahe wie in einem nicht endenden Albtraum.
    Fazit: Tempo von Anfang an, das sich in keinem Moment verringert, eher ständig steigt, großartige Bilder, eine unvergleichliche Athmosphäre, vieles zwar irgendwie schon mal gesehen, aber nie so und nicht in dieser kompromißlosen Dichte. Apocalypto ist ein unverschämt starker Film.
    Dennoch ist es interessant zu sehen, daß es etwas gibt, vor dem sogar Mel Gibson kapitulieren muß: den Lauf der Gestirne hat selbst er nicht im Griff. Der einzige schwache Moment im Film: der Mond, der etwas zu plötzlich die Sonne verdeckt.
    15.12.2006
    15:56 Uhr
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