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    Tarantinos nächster Streich

    Was soll man bitte sagen - dass was Tarantino hier abgeliefert hat, bricht in vielerlei Hinsicht viele allgemeinen Filmkonventionen. Ein Film ohne wirklichen roten Faden, der aber dennoch bis zu letzten Minuten unglaublich gut unterhält... Tarantino halt... Und dabei keinerlei die Liebe zum Detail und zum "Realismus" verliert. Eine Hommage eine längst vergessene Zeit der (ende) 60er mit ihren dunklen sowie schönen Hollywood-traunfabrik-Seiten. Prädikat: Sehenswert!
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    16.08.2019
    00:15 Uhr
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    1969

    Ein tiefenentspannter Brad Pitt gibt den Grundton vor - poor but sexy, ein kettenrauchender Leonardo Di Caprio "overacted" versiert - Drama but Queen, die ätherische Margot Robbie schwebt ohne üppige Dialoge durch die Kulisse - gutes Bild, wenig Ton. Ein paar altbekannte Haudegen sind ein paar Jährchen älter geworden, Scarface trägt Brille, die Klapperschlange steht unter dem Pantoffel…

    Wenn wie oben so unten und wie außen so innen, dann ist Quentin Tarantino ruhiger geworden, das Testosteron muss keine Höhenflüge in Form von Gewaltorgien sonderzahl hinlegen. Das (Film-)Leben darf an Achtsamkeit und Detailverliebtheit gewinnen, ist es doch (auch) cineastisch begrenzt.

    Im Schicksalsjahr 1969 wurde nicht nur der Schreiber dieser Zeilen gezeugt und geboren (ja, „waschecht“), sondern durfte auch die Hippie-Bewegung Ihren Höhepunkt feiern (Woodstock, Easy Rider, Monty Python, Mondlandung usw. usf.) und auch enden (Manson family, Altamont concert…) Tarantino war schon knapp im Schulalter und feiert mit diesem Werk ordentlich den damaligen Zeitgeist und damit die Jahre seiner früheren Kindheit. Und, ja, im fortschreitenden Alter werden wir wie die Kinder, das Kurzzeitgedächtnis verabschiedet sich zugunsten des Langzeitgedächtnisses und es darf wieder Märchen geben, Märchen die ein unerwartetes Ende nehmen.

    Ein Film der Zeit hat, es nicht eilig hat, dabei nie langweilig wird, nostalgische Details laden zum Verweilen ein, Westernfans werden nicht zu kurz kommen.

    Wunderbar stimmige Musiktitel runden das Geschehen ab, die eine oder andere Autofahrt kann aus der Hinterbank-Mitfahrer-Perspektive begleitet werden, Augenweiden aus Blech und Kunststoff kreuzen auf den Straßen. Der eine oder andere Dialog hat es wieder verdient, in Stein gemeißelt zu werden.

    Trotz brutalem Leitthema hat das Werk Frieden mit sich und dem Leben geschlossen hat, auch wenn der eine oder andere Protagonist (bzw. Zuschauer) bis zum Ende davon noch nichts weiß.

    Und, ja: bei Unkenntnis ein wenig einlesen in die Manson-Family (z.B. Wikipedia) schadet keineswegs für den vollen Filmgenuss.

    Wer beim Abspann sitzen bleibt bekommt noch eine kleine Belohnung.
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    15.08.2019
    22:31 Uhr
  • Guide to "Once Upon a Time in Hollywood"

    Eigentlich möchte ich hier keine Kritik schreiben. Das ist ein Tarantino-Film und Tarantino macht sowieso was er will. Und das ist auch gut so.
    Viel mehr erwartet euch hier ein kurzer Guide, ein "How to get the most out of this film."

    Mir geht es wie vielen: Der Trailer spricht mich überhaupt nicht an. Das attraktivste daran ist das Wort "Tarantino" darin. Trotzdem hat er mich ins Kino gelockt. Auch um beim 21-Jahr-Jubiläum von Uncut dabei zu sein. War ich dann froh, den Film im Kino gesehen zu haben und nicht gemütlich auf der Couch? Dazu später mehr...

    Zuerst ein paar Infos darüber, was euch erwartet. Ohne Spoiler.
    Tarantino ist sehr detailverliebt! War er immer schon. Ist er auch (oder ganz besonders) in diesem Film.
    Tarantino mag eigenwillige und längere Kameraeinstellungen! Findet man auch hier. Es macht Spaß hier wieder seinen Fingerabdruck zu sehen.
    Tarantino holt alles aus seinen Schauspielern raus! Oh ja! Brad Pitt ist sehr gut, aber Leonardo DiCaprio ist wieder mal in "a league of its own".
    Tarantino findet immer Musik, die die Stimmung in seinen Filmen perfekt wiedergeben! Auch diesmal.
    Tarantino hat einen Fußfetisch! See for yourself! 😉
    Tarantino hat immer eine coole, durchgeknallte, spannende Story! Ähhh, vielleicht doch nicht immer....

    Während sonst die Charaktere und die Welt in der sie leben in den ersten 15 Minuten eingeführt werden (O.k., bei Tarantino dürfen es ruhig auch ein paar Minuten mehr sein) und der Rest des Films die Story bedient, ist das hier nicht ganz so. Man hat eher das Gefühl, als werden die ersten 2,5 Stunden nur die Charaktere und das Umfeld eingeführt (auch mit ein paar amüsanten Einzelszene darin) und die letzten 10 Minuten dienen dann der "Handlung". Wenn man das dann noch so nennen kann.

    Wenn man mit so einer Struktur nicht umgehen kann oder will, dann kann man sich den Film sparen.
    Man kann aber auch akzeptieren, dass es nun mal so ist und sich darauf einlassen. Dann hat man viiiiiel Zeit die Details, die Kamera, die Musik und natürlich die Schauspieler zu genießen. Und wenn man darauf steht natürlich auch die Füße. 😅

    Also, Kino oder Couch?
    Das Kino gibt die Möglichkeit sich auf diesen Film einzulassen und sich nicht von Handy, Hunger und Durst ablenken zu lassen. Das Erlebnis ist sicher ein größeres auf der Leinwand im abgedunkelten Kinosaal.

    Ein wichtiges Detail zum Inhalt muss ich an dieser Stelle aber dann doch noch anbringen. Ich glaube ich schaffe es sogar ohne zu spoilern...
    Es gibt im Film einen Bezug zu realen Ereignissen. Ich habe diese Details erst danach erfahren. Hätte ich es schon vorher gewusst, dann wäre es definitiv das Salz in der (Film)Suppe gewesen. Deshalb kommt jetzt noch ein Ratschlag: man sollte sich im Vorfeld ein paar Infos über Charles Manson, wo und wie er gelebt und wodurch er traurige Berühmtheit erlangt hat, einholen.
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    15.08.2019
    18:29 Uhr
  • Bewertung

    Ein genießbarer Film mit talentierten SchauspielerInnen (mit genau so viel Gewalt wie es nötig ist)

    Nach dem Trailer konnte man nicht wirklich auf die genaure Story des Filmes schließen.. Desto interessanter ist es dafür den ganzen Film anzuschauen! Obwohl in diesem Film eigentlich eher um das "Äragefühl" (Ende 70er Jahre) geht. Bei jeder Fahrszene hat man das Gefühl, mit Brad Pitt und/oder mit Leonardo Dicaprio gemeinsam im Auto zu sitzen.. Die Konversationen sind, wie man es von Tarantino bereits kennt, sehr gut geschrieben. Insgesamt ein sehenswerter Film!
    15.08.2019
    17:23 Uhr
  • Bewertung

    Tarantinos vorletzter Streich

    Mit einer gewissen Gelassenheit und erstaunlich wenig expliziter Gewaltdarstellung für Tarantino-Maßstäbe porträtiert "Once upon a Time in Hollywood" den LA-Lifestyle der 60er-Jahre. Mehr Hommage als geradliniger Film, stellt er mit Sicherheit Tarantinos untypischstes Werk seines Opus dar.
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    15.08.2019
    14:51 Uhr
  • Bewertung

    Tarantinos melancholische Ode ans Hollywood der 60er-Jahre

    Exklusiv für Uncut
    Wir schreiben das Jahr 1991. Einem aufstrebenden Jungfilmemacher namens Quentin Jerome Tarantino, der zuvor noch als wandelndes Filmlexikon in einer Videothek gearbeitet hatte, wird die Ehre zuteil, sein Spielfilmdebüt „Reservoir Dogs“, ein kammerspielartiges Heist-Movie, beim renommierten Sundance-Filmfestival uraufführen zu lassen. Der Rest ist wohl Geschichte. Spätestens seitdem der bekennende Fußfetischist dann 1994 mit seinem vielzitierten Kult-Meisterwerk „Pulp Fiction“ maßgeblich das Independentkino veränderte, gilt Tarantino als einer der wohl angesehensten und einflussreichsten Regisseure der Moderne. Seit Anfang der 2000er-Jahre drehte der exzentrische Filmemacher mit Werken wie „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“, „Django Unchained“ oder zuletzt erst „The Hateful Eight“ in erster Linie hochstilisierte Rachefantasien gepaart mit meist comichaft überzeichneter Gewaltdarstellungen, die mittlerweile zu einem seiner signifikantesten Erkennungsmittel geworden sind.

    Als Tarantino vor wenigen Jahren bekanntgab, nach 10 Filmen (in der Rechnung des Filmemachers zählen „Kill Vol 1 & 2“ als ein einziger Film) seine Karriere als Regisseur an den Nagel zu hängen, zeigten sich viele Cineasten schockiert. Man fing an herumzurätseln, wie der Großmeister sich denn vom Filmgeschäft verabschieden würde. Wird der Gewaltspezialist - wie angekündigt - tatsächlich noch einen „Star Trek“-Film inszenieren? Oder wird vielleicht endlich die lange gemunkelte „Kill Bill“-Fortsetzung in die Tat umgesetzt werden? Vorerst tischt uns der mittlerweile 56-jährige Filmemacher mit „Once Upon A Time in Hollywood“ jedenfalls mal seinen neunten und vorletzten (?) Spielfilm auf, der dem Regisseur sinnbildlich durchaus auch als Finalwerk dienen hätte können.

    Inspiriert von realen Ereignissen und Personen, entführt uns Tarantino ins Hollywood im Jahre 1969 und setzt den Fokus dabei auf den in die Jahre gekommenen TV-Western-Helden Rick Dalton (Leonardo Dicaprio) sowie dessen Stunt-Double und besten Freund Cliff Booth (Brad Pitt). Während Rick seinen ruhmreichen Tagen als Fernsehstar nachtrauert, ist der Kriegsveteran Cliff wegen fiesen Gerüchten auf seinen Job angewiesen und verweilt den Rest des Tages gemeinsam mit seinem Hund in einem Wohnwagen. Ungefähr zur selben Zeit zieht im Nebenhaus Rick Daltons niemand geringeres als Shooting-Star Sharon Tate (Margot Robbie) mit ihrem Ehemann, dem angesehenen Filmemacher Roman Polanski, ein. Die schillernde Fassade der Traumfabrik scheint aber nicht mehr lange anzuhalten. Aus der Ferne bahnt sich bereits Böses an: die berüchtigte Manson-Familie hat sich nämlich in einer einstigen Westernkulissenstadt eingenistet.

    Eines vorweg: Tarantinos neuester Streich hebt sich vom Aufbau her stark von seinen letzten Werken ab. Wer sich hier – wie es manche mittlerweile bei Filmen des Regisseurs gewohnt sein dürften - eine reine Gewaltorgie in klassischer 3-Akt-Struktur erwartet, wird potentiell enttäuscht den Kinosaal verlassen. Den Großteil der Laufzeit über handelt es sich bei „Once Upon a Time in Hollywood“ nämlich vielmehr um einen Zeitkapselfilm, eine filmische Momentaufnahme, bei der wir über einen gewissen Zeitraum hinweg just unsere Protagonisten bei ihrem Alltag begleiten, ohne dass der Film sich dabei klassischer Story-Konventionen hingibt. Die sonst aufgebauschten Gewaltexzesse werden auf ein Minimum reduziert, um den Charakteren und den Zuschauern mehr Freiraum zu geben, sich in der detailreichen Welt des Films zu verlieren. So hat Tarantino hiermit zwar sein bis Dato vermutlich nischigstes Werk geschaffen, nichtsdestotrotz aber gleichzeitig auch eines seiner absolut besten (und diese Worte kommen von einem eingesessenen Fan des Regisseurs).

    Was für viele Leute besonders überraschend sein dürfte, ist wie vergleichsweise reif der neunte Spielfilm des exzentrischen Regisseurs daherkommt. Anstatt sich wie sonst auf den möglichen Kultfaktor zitierwürdiger Lines und comichaft überzogene Gewaltausbrüche zu berufen, bleibt Tarantinos neuestes Werk weitestgehend in überraschendem Realismus verankert. Mithilfe eines unglaublich detailverliebten Set- und Kostüm-Designs, an dessen Pracht man sich nur schwer sattsehen kann, gelingt es dem Regisseur, das Los Angeles der 60er-Jahre authentisch wiederaufleben zu lassen. Und so geleitet uns Tarantino schwerelos von einer aberwitzigen Situation in die nächste während das Geschehen von einem gewohnt fetzigen Soundtrack untermalt wird. Selbst wenn sich durch den bewussten Verzicht auf einen klassischen Story-Aufbau nicht immer ein wirklicher Erzählfluss ergibt und das Ganze streckenweise gar einen episodenhaften Eindruck erwecken kann, kommt zu keinem Punkt Langeweile auf. Dabei kann der Film an vielen Stellen – wenn denn nun beispielsweise ein hochamüsanter Kampf zwischen Brad Pitts Charakter Cliff Booth und einer überzeichneten Version von Bruce Lee veranschaulicht wird – köstlich unterhalten - in anderen Szenen aber auch mit einer unerwarteten Prise Melancholie aufwarten. Tarantino setzt uns hier nämlich keine Reißbrett-Karikaturen als Charaktere vor, sondern komplex ausgearbeitete Figuren mit Ecken und Kanten, die wir in ihren Höhen wie auch Tiefen erleben dürfen.

    Wie man es von Tarantino als begeisterten Filmfanatiker gewohnt ist, ist auch dessen neuestes Werk gespickt mit unzähligen Referenzen, bei denen vielen Cineasten das Wasser im Mund zusammenlaufen wird. Zusätzlich scheint der Regisseur hier aber auch noch intelligent über sein eigenes Schaffen sowie der eigenen Position innerhalb der sich laufend verändernden Mechanismen der Traumfabrik zu reflektieren. Man sehnt sich in vergangene, vermeintlich bessere Zeiten zurück, muss aber früher oder später der bitteren Wahrheit ins Auge sehen, dass früher nicht wirklich ‚alles besser‘ war, sondern man selbst einfach irgendwann seinen Zenit erreicht hat.

    Ein weiteres großes Plus des Films ist der feinfühlige Umgang mit der in Wirklichkeit tragischen Figur der Sharon Tate, die von Margot Robbie einfühlsam und voller Charisma dargestellt wird. Tarantinos Version von Tate verkörpert hier die juvenile Unschuld und Neugierde einer neuen Generation Hollywoods, die völlig im Kontrast zu den sinisteren Machenschaften steht, die sich langsam am Rande der Traumfabrik abzeichnen. Besonders einprägsam: eine Szene, in der wir Robbies Interpretation von Tate dabei begleiteten, wie sie sich zusammen mit normalem Publikum eine Produktion im Kino anschaut, bei der sie selbst mitgespielt hat und Tarantino dadurch die Unvergänglichkeit des Mediums Film hervorhebt.

    Unterdessen beweist Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio einmal mehr seine Vielseitigkeit als Schauspieler und sorgt mit seinen absichtlichen Over-Acting als verkommener Western-Star szenenweise für große Lacher, schafft es aber genauso in den verletzlichen Momenten seiner Figur zu brillieren. Überraschenderweise wird hier aber selbst DiCaprio von einem Brad Pitt überragt, den man wohl selten in einer solchen Höchstform erleben durfte. Pitt zeigt sich in der Rolle des an sich liebenswerten Stuntman Cliff Booth, dem aber dennoch einige Laster nachhängen, als überraschend subtiler Charakterdarsteller mit breitem Facettenreichtum. Ergänzt wird der Cast von namhaften Schauspielern wie Al Pacino, Bruce Dern, Emile Hirsch oder dem kürzlich verstorbenen Luke Perry, deren relativ kurze Szenen jedoch eher wie Cameo-Auftritte daherkommen. Besonderes Lob gebührt aber noch Margaret Qualley, die eine der Hippie-Anhängerinnen der Manson Family verkörpert und in einem der stärksten Momente, dessen zugrunde liegende Spannung schon beinahe der eines Horrorfilms gleicht, mit ihrer alleinigen Präsenz den Film einnimmt.

    Der Titel des Films rührt nicht irgendwoher. Auch wenn Tarantinos neuester Geniestreich die meiste Zeit über an Realismus bemüht ist, wird dem Film im letzten Drittel zusätzlich ein märchenhafter Charakter verliehen und mündet in einer der wohl ehrlich emotionalsten und ungewöhnlich zärtlichsten Einstellungen in der langen Karriere des Ausnahmeregisseurs.

    So lässt sich am Ende des Tages sagen, dass Quentin Tarantino mit „Once Upon a Time in Hollywood“ ein zugleich hochamüsanter wie auch nostalgisch schöner Ausflug ins Hollywood einer längst vergangenen Epoche gelungen ist, der einen begleitet von einem detailgetreuen Szenenbild und wunderschönen sonnengetränkten Aufnahmen sehr leicht in seinen Bann ziehen kann.

    Ein unerwartet reifes und selbstreflexives Werk, das selbst im sonst schon beachtlichen Oeuvre des Filmemachers herausstechen kann und durch den melancholischen Abgesang auf die Traumfabrik passenderweise auch dessen finales Magnum Opus hätte sein können!

    Disclaimer: Vor Sichtung des Films sollte man zumindest grob mit den Taten der Manson-Familie vertraut sein, da hier ein gewissen Grundwissen vorausgesetzt wird.
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    11.08.2019
    22:25 Uhr
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