DVD/Blu-Ray

Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott
DVD Cover
Label: edition Filmladen
VÖ-Termin: 18.03.2011
Kauf-Blu-Ray
Laufzeit: 113 Minuten
Freigabe: ab 12
Ländercode: B
Bildformat: Formatbeispiel auf einem 16:9 Fernseher
Medientyp: BD 50
Verpackung: Keep-Case
   
EAN Code:
9120026070946

Blu-Ray-Kritik von
Wolfgang Kühnelt
Haubentaucher
Film
Horsti und Toni, zwei Versagerfreunde aus Graz, beide Mitte bis Ende 30, brauchen dringend eine Oma. Der Bezirksvorsteher hat sich zum Gratulations-Fotoshooting angekündigt, da Horstis Großmutter laut amtlichen Unterlagen den 95. Geburtstag zelebriert. Die gute Dame ist allerdings schon vor Jahren verstorben und Horsti (Andreas Kiendl) bessert sich mit ihrer Pension sein trübes Dasein auf. Parallel dazu wird die Schauspielerin Elfriede Ott (Ott as herself) ins nahe gelegene Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie in ihrem Theater mit dem motorisierten Rollstuhl von der Bühne rumpelte. Toni (Michael Ostrowski), stets mit einer riesigen weißen Limousine unterwegs, will sich die Ott für ein paar Stunden „ausleihen“, nicht ahnend, wen er vor sich hat und welche Ereignisse er damit auslösen wird. Von jeder Menge Sex über Drogen bis zum Mordversuch und der Kastration ist alles in diesem Film enthalten, was man aus Streifen von Tarantino oder Rodriguez kennt. Nur sind hier selbst die Gewalt und die körperliche Liebe humoristisch verzerrt. All das spielt sich übrigens mit atemberaubendem, (großteils) steirischem Slang ab. Zum Finale gibt es ein Happy End für fast alle Beteiligten, selbst für den Autohändler, der sein Geschlechtsorgan auf schmerzhafte Weise eingebüßt hat.

„Die unabsichtliche Entführung“ ist einer der größten Kinoerfolge der vergangenen Jahre aus österreichischer Sicht. Er reiht sich ein in eine Tradition, die mit Josef Haders „Indien“ ihren ersten Höhepunkt verzeichnete. Soziologische Blicke auf Österreich, in diesem Fall speziell auf Graz, mit kabarettistischen Mitteln und einer sehr speziellen Filmsprache, irgendwo zwischen Hackler-Depression, Hippie-Idyllen und kleinbürgerlichem Mief. Dabei gibt es eine Menge zu lachen, selbst für Menschen, die den immer gleichen Schmäh eines Michael Ostrowski im Normalfall nur mehr schwer ertragen. Zu den großen Stärken der „unabsichtlichen Entführung“ gehört eine ungemein präsente und doch zurückhaltend agierende Elfriede Ott, die ihre komischsten Momente in einer Bettszene der besonderen Art hat. Mit einem Pferdemedikament haben sie ihre Entführer zu sedieren versucht, doch die agile alte Dame wiehert, stampft und schnaubt munter vor sich hin. So skurril geht es die meiste Zeit dahin, der Film hat kaum Längen oder Hänger. Das Drehbuch, für das neben Regisseur Andreas Prochaska und Darsteller Ostrowski auch Uwe Lubrich und Alfred Schwarzenberger verantwortlich zeichnen, wurde zu Recht beim Österreichischen Filmpreis 2010 prämiert.
Bewertung
Bild
HD 1080p, 2,35:1
Bei einem Film dieser Art kann die Blu-Ray ihre Stärken nicht voll ausspielen. Die Farbgebung der „unabsichtlichen Entführung“ ist absichtlich stumpf, gräulich-beige, es gibt keine prachtvollen Einstellungen. Graz war noch selten so trist anzuschauen. Die Retro-Optik mit vielen Innenaufnahmen der grindigen Wohnung von Horsti funktioniert allerdings auch bei einem Medium wie der Blu-Ray tadellos, man hat nie das Gefühl, das analoge Setting wäre durch die digitale Technologie kühl oder steril.
Bewertung
Ton
Deutsch (DTS HD 5.1 Master Audio)
Untertitel: Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Keine schlechte Idee, diesen Film mit einer Hörfilmfassung und Untertiteln für Hörgeschädigte auszustatten. Wer weiß, wie viele Menschen aus anderen Teilen des deutschsprachigen Raums den Film in Originalfassung nur schwer verstehen werden. Am Ton liegt es jedenfalls nicht, auch wenn natürlich bei einem solchen Film kein Wert auf kristallklare Sound-Designs gelegt wird. Auch die Musik wurde übrigens beim Filmpreis mit dem 1. Preis bedacht.
Bewertung
Extras
Trailer
Teaser
Making of
Audiokommentar Michael Ostrowski & Andreas .Prochaska
Probeaufnahmen
Steirischlektionen für Nick Monu
Fotogalerien
Hörfilmfassung für Sehgeschädigte
Audiodeskription
Zu den üblichen Verdächtigen (Teaser, Making of, Audiokommentar) gesellen sich hier unterhaltsame Lektionen in der steirischen Umgangssprache, Probeaufnahmen und Bilder vom Modell- und Studioaufbau. Für Grazer wäre eine Zusammenfassung interessant gewesen, welche realen Bauten und Straßen alle im Film Verwendung fanden. So verwandelte sich etwa das Askö-Stadion in Eggenberg in eine Polizeizentrale. Ein entsprechendes Extra wäre vielleicht gerade bei Filmen empfehlenswert, die so intensiv eine Stadt in einem bestimmten – in diesem Fall nicht sehr charmanten – Licht zeigen.
Bewertung
Fazit
Sehr unterhaltsam, ja sogar stellenweise hochgradig lustig und dabei nicht ganz so „tief“ wie etwa „Nacktschnecken“ oder „Contact High“. Eine gelungene österreichische Komödie, die einen entlarvenden Blick auf die Bevölkerungsschicht wirft, die Herr Hermes in der TV-Show „Willkommen Österreich“ als „die unteren 10.0000“ porträtiert. Nicht unbedingt durchgängig jugendfrei.
Bewertung

Filmcover
Originaltitel: Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott
Regie: Andreas Prochaska
Darsteller: Elfriede Ott, Andreas Kiendl, Michael Ostrowski, Gerhard Liebmann, Angelika Nidetzky
Land/Jahr: Österreich 2010
Genre: Komödie
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