DVD/Blu-Ray

Wenn Paul Greengrass und Matt Damon zusammenarbeiten, scheinen sowohl Kasse als auch Kritik zu stimmen. Der zweite und dritte Teil der „Bourne“-Filme sind exzellente und für Hollywood ungewöhnliche Actionthriller, was wohl primär daran liegt, dass es Agentenfilme sind. So ist auch „Green Zone“ aus der dramaturgischen Perspektive eher ein Agententhriller als ein klassischer Irak-Kriegsfilm. Das erste Drittel des Films, der sich in erster Linie mit der Kriegslüge der USA, es gäbe Massenvernichtungswaffen im Irak, beschäftigt, ist packend und vielversprechend. Wir merken, dass dies eine filmisch gesehen neue Perspektive auf ein heiß diskutiertes Thema ist.

Dann jedoch lässt „Green Zone“ stark nach. Die Actioneinlagen sind zwar, wie man es von Greengrass gewohnt ist, ideal eingesetzt und gekonnt inszeniert, doch der weitere Handlungsverlauf ist unemotional, ja nahezu belanglos. Die Spannung, die Greengrass die ersten Filmminuten halten konnte, geht verloren und es darf sich daraufhin zurecht die Frage gestellt werden, ob dies nun ein mittelmäßiger Spionagefilm oder ein unterdurchschnittlicher Kriegsfilm sein soll. Hauptgrund hierfür sind wohl die hohlen Charaktere. Matt Damon als tapferer Soldat Miller ist zwar der klassische gutmütige Kriegshero, doch das ist einzig und allein an seinen Taten und nicht an seiner Persönlichkeit zu merken. Miller ist ein all-american-good-guy, gefangen in einem Kessel des Bösen, ausgerechnet irgendwo in der anonymen Achse des Bösen. Doch da wir fast nichts über Miller erfahren, bleibt der Protagonist genauso wie alle anderen Charaktere des Films, zu anonym. Sehr schade, da hätte man sich von Oscar-Preisträger Brian Helgeland („L.A. Confidential“; „Mystic River“) durchaus mehr erwarten dürfen.

Letztendlich ist „Green Zone“ ein teilweise spannender und solide inszenierter Thriller, der eine interessante Perspektive auf den jüngsten Irakkonflikt eröffnet, jedoch auf Grund austauschbarer und undurchdachter Charaktere eher enttäuscht.

Paul Greengrass, der seine Karriere mit dem Drehen von Dokumentarfilmen in Kriegsregionen begonnen hat, ist bekannt für seinen dokumentarischen Look. Egal ob in Actionkrachern wie „Bourne“ oder im Kammerspiel-Drama „United 93“: Die Kamera wackelt, zoomt und schwenkt was das Zeug hält. Zu „Green Zone“ passt der Stil wie die Faust aufs Aug, doch auf der Blu-Ray sind auf Grund der hohen Auflösung auch einige störende Merkmale zu finden: Um den Doku-Look durchzuziehen, ist „Green Zone“ voller Filmkorn. Dies wirkt in den Außenaufnahmen in den Wüstengebieten zwar sehr stimmig und passend, ist jedoch für die Innenaufnahmen einwenig zu viel des Guten. Das Korn ist in jeder Szene, die in geschlossenen Räumen spielt, nahezu schärfer und präsenter als das eigentliche Interieur. Die Blu- Ray bietet zwar durchgehend ein gutes Bild, doch da die erwähnten Szenen im Vergleich zum Rest störend herausstechen, kann man leider nicht von klassischer Blu-Ray-Perfektion sprechen.

Wer „The Hurt Locker“ als Blu-Ray-Paradebeispiel für moderne Kriegsfilme schon zu oft in den Player eingelegt hat, darf was die Soundanlage angeht durchaus stattdessen einmal zu „Green Zone“ greifen. Hier kracht und knallt es an jeder Ecke. Die Blu-Ray holt herbei ein Maximum heraus. Schade ist nur, dass der Ton in den Actionsequenzen doch um einiges mehr beeindruckt als in den überwiegenden Dialogszenen. Diese sind oft einwenig zu brav vertont: Obwohl natürlich die gesamte Handlung in einer Kriegsregion spielt, sind die Sounds dieser Umgebung nur während der wahren Actionszenen präsent. Doch dieses kleine Manko ist eher den Filmemachern und nicht den Blu-Ray-Technikern anzukreiden.

Ein wie immer bei Universal schön und übersichtlich animiertes Menü kann leider keineswegs von den schwachen Extras ablenken. Das sogenannte „Making Of“ dauert keine zehn Minuten und ist mehr ein schwaches Werbevideo als eine harte Dokumentation über die Realität des Filmemachens. Das mit Abstand potentialreichste Video ist sicherlich eine Dokumentation, wie Bagdad in Marokko nachgebaut wurde, doch diese beschränkt sich auf eine Laufzeit von gar nur drei Minuten. Tiefpunkt ist sicherlich das Video über Matt Damon und die Soldaten. Nahezu alle anderen Soldaten in dem Film sind tatsächlich im Einsatz im Irak gewesen. Statt ein Making-Of-Video tatsächlich diesen Personen zu widmen, werden die Soldaten nur vor die Kamera gebeten um zehn Minuten zu erzählen, wie toll doch Matt Damon ist. Auch der Hollywoodstar scheint nicht mehr über seine Kollegen zu erwähnen, als was für außergewöhnliche Herren dies doch sind. Ein langweiliges Loben anstatt einer ungewöhnlichen Kurzdoku über wahre Soldaten im fiktiven Hollywood-Kriegsfilm. Die langen Ladezeiten der Blu-Ray tragen keineswegs dazu bei, dass die Extras besser werden.

Wer „Green Zone“ im Kino verpasst hat, sollte durchaus eher zur Blu-Ray als zur DVD greifen. Zwar kann man sich den kurzen Blick in die Kiste des Bonusmaterials sparen, doch Bild- und Tonqualität sind mehr als passabel. Paul Greengrass‘ neueste Kollaboration mit Matt Damon eröffnet zwar neue Perspektiven auf einen filmisch immer mehr verarbeiteten Konflikt, ist auf Grund großer inhaltlicher Schwächen jedoch nicht unbedingt ein must-see.