DVD/Blu-Ray
Antichrist |
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Film
Lars von Triers Filme waren noch nie einfach oder in irgendeiner Form gewöhnlich. Sie fordern und provozieren. In „Antichrist“ wird mit einer Brise Horror und Ekel nachgewürzt, der alte Dogma-Herd durch Neues ersetzt und siehe da, das Mahl schmeckt vorzüglich. Anders als in seinen früheren Filmen, die den Gesetzen des Dogma 95 unterlagen, die besagen, dass zum Beispiel nur Handkameras erlaubt sind und weder Filmmusik noch Filter und Spezialeffekte verwendet werden dürfen, bricht Von Trier diesen Bezug nun fast zur Gänze ab und präsentiert uns ein hochstilisiertes, mit technischen Raffinessen protzendes Werk voller Gewalt und Sex. Mit dem wahnwitzigen Prolog wird dem Seher gleich zu Beginn ein Highlight des Films offeriert. In schwarz-weißen Ultrazeitlupe-Aufnahmen sieht man das vor Großaufnahmen nicht zurückschreckende und perfekt mit der Musik harmonierende Liebesspiel der beiden Hauptcharaktere in der Dusche. Im Regelfall also ein klassischer, nichtssagender und sehr unterhaltsamer Beginn für einen Exploitationfilm. Hier wird jedoch sofort die Story vorangetrieben, so übersehen die beiden in ihrer Lust, dass ihr kleines Kind im Nebenzimmer auf die Fensterbank klettert und, wer hätte das gedacht, kurz darauf in den Tod stürzt.
Aufblende, Kapitel 1: Die Mutter erleidet am Begräbnis einen Schwächeanfall und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Der überambitionierte Mann glaubt durch seine Erfahrungen als Psychotherapeut seiner Frau helfen zu können, in dem er sie am Ursprungsort ihrer Ängste, eine Waldhütte im Gebiet Eden, behandelt. Dort angekommen geht die Frau jedoch nicht auf die Therapie ein, sie weicht jeder Frage aus und fordert stattdessen die Ehepflichten des Mannes ein. Die beiden sind unzufrieden, entfremden sich dadurch und beginnen schließlich mit Gewaltsex ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Was wir nun zu sehen bekommen, ist wohl eine der heftigsten Ehekrisen der Filmgeschichte. Es wird gewürgt, geschlagen, ein Bein durchbohrt und ein Geschlechtsteil abgeschnitten. Arthaus meets Gore. Ein äußerst interessanter Mix, wenngleich man dies alles, trotz philosophischer Ausschweifungen, nicht allzu Ernst nehmen sollte.
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Bild
1080i/50Hz. 2,35:1, Video-codec AVC
Der Film wurde mit 25 Bildern in der Sekunde gedreht und in den Ultrazeitlupe-Szenen kam eine mit 1000 Bildern pro Sekunde aufzeichnende Kamera zum Einsatz. So hat diese 50Hz-Präsentation exakt die vom Regisseur gewünschte Abspielgeschwindigkeit! Weltweit existiert kein einziger 24p-Transfer des Films und so unterscheiden sich die verschiedenen Editionen wegen des einheitlichen Ausgangsmaterials auch nur minimal von einander. Durch das Verwenden des Zeilensprungverfahrens (i) anstatt des Vollbildverfahrens (p) kommt es bei horizontalen Linien - in Waldszenen zum Beispiel waagrecht liegende Äste – immer wieder zu merkbaren Kantenflimmern. Für einen 1080i-Transfer halten sich die Fehler jedoch in Grenzen. Es wird stellenweise eine brillante Schärfe geboten, Farben wirken äußerst intensiv und auch der Kontrast geht in Ordnung. Der Film verwendet in vielen Szenen einen sehr engen Fokus, so erscheint das Bild teilweise arg verschwommen, was aber nicht negativ zu bewerten ist, da dies der Regisseur als Stilmittel einsetzt. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu Beginn und am Ende weisen den besten Kontrast auf und zählen neben den farbigen, in saftigen Grün getauchten Waldszenen, in denen man meint, jedes einzelne Blatt berühren zu können, ganz klar zu den visuellen WOW-Momenten. Störendes Rauschen macht sich jedoch fast immer bemerkbar.
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Ton
Deutsch (DTS HD 5.1 Master Audio)
Englisch (DTS HD 5.1 Master Audio) Der Film bietet einen überraschend kräftigen Sound mit sehr schön auf die Front-Lautsprecher verteilten Effekten. Die hinteren Surround-Kanäle werden aber selbst bei Regengeräuschen kaum genutzt. Die Basswiedergabe ist sehr druckvoll ausgefallen, wenngleich die Höhen noch etwas mehr Präsenz vertragen würden. Im Vergleich zur englischen Tonspur wirken diese ein wenig beschnitten. Die tiefe, äußerst maskuline Synchronstimme von Willem Dafoe klingt recht dumpf und undynamisch, dies schmälert den Gesamteindruck dann doch etwas.
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Extras
Interview Charlotte Gainsbourg, 44min, HD PAL
Interview Willem Dafoe, 8min, HD PAL Geständnisse des Regisseurs Lars Von Trier, 5min, HD PAL Die visuellen Effekte von Antichrist, 15min, HD PAL Die Musik zum Film, 13min, HD PAL Produktionsdesign & Filmausstattung, 5min, HD PAL Der Teufel in ihr, 8min, HD PAL Behind the scenes, 6min, HD PAL Die drei Bettler, 8min, HD PAL Die Spezialeffekte und Requisiten von Antichrist, 8min, HD PAL Zu den Extras braucht man nicht viel sagen, denn sie sind herausragend in ihrer Fülle sowie Aufbereitung. Die meisten Bezeichnungen der einzelnen Teile lassen bereits genau deren Inhalt erahnen. Ausnahmen sind vielleicht das „Die drei Bettler“- Special, welches die Arbeit der Tier-Dresseure zeigt, und der „Der Teufel in ihr“- Part, welcher die Suche nach dem Bösen in der Frau – zum Beispiel zur Zeit der Hexenverbrennungen – schildert.
Das gesamte Bonusmaterial ist äußerst liebvoll produziert, unglaublich informativ und obendrein komplett in HD-Auflösung zu bestaunen. Also eine verdiente Höchstwertung!
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Fazit
Lars Von Trier zeigt wieder einmal, dass er zu den mutigsten europäischen Filmemachern zählt. Bei seinem neuesten Schockfilm gehen die Meinungen jedoch ein wenig auseinander: Die einen finden ihn großartig seiner philosophischen Tiefe sowie großartigen Bildkomposition wegen, die anderen verabscheuen seine brutale Härte. In meinen Augen sollte man sich diesem Werk mit einem gewissen Lächeln nähern, denn eines will Lars Von Trier diesmal offensichtlicher denn je, er will unterhalten!
Die deutsche Blu-Ray zählt zu den besten „Antichrist“-Veröffentlichungen weltweit, und kann neben guter Bild- und Ton-Präsentation vor allem mit dem sensationellen Bonusmaterial punkten. Ein Wendecover ohne FSK-Siegel ist auch mit an Bord. Unterm Strich: Sehr empfehlenswert!
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