DVD/Blu-Ray

Wer dran ist, muss anonym eine beliebige Nummer wählen und der Person am anderen Ende mindestens 75 Sekungen lang eine komplett erfundene Geschichte verkaufen – wenn diese Person weder lacht noch auflegt, hat man gewonnen. Klingt wie ein simples Prank-Game von Jugendlichen, erweißt sich jedoch als Spiel mit tödlichem Ausgang. Eine Clique verbringt ein Partywochenende in einem Luxusdomizil in den Bergen Colorados. Dort rufen sie einmal die falsche Nummer an – und plötzlich macht ein blutrünstiger Killer Jagd auf die Studenten.

Schon hundert mal im Film gesehen? Bingo. Doch selbst die gleiche Geschichte unzählige Male in selbiger Dramaturgie erzählt, kann noch immer in einer kreativen Interpretation Spaß machen. „7eventy 5ive“ bringt zunächst alle Elemente für einen unterhaltsamen Slasher-Film mit sich: Coole, aber dumme College-Students, einen bis zum Ende anonym bleibenden Killer, einen coolen Ermittler (sehr cool: Rutger Hauer), der die einzige Hoffnung für die Kids zu sein scheint. Doch anstatt mit einem Augenzwinker zu arbeiten und Spaß an goreigen Effekten zu vermitteln, nimmt sich das Regie-, Produzenten- Drehbuch- und Schauspiel-Duo Brian Hooks und Deon Taylor viel zu ernst. Genre-übliche Musik versucht die Ernsthaftigkeit in diesem Horrorfilm zu entdecken, scheitert aber an der Nicht-Existenz eben dieser: Eine linear-unkreative Story mit vielen Mängeln und Löchern sowie unplausible und unzählige Male gehörte Dialoge sorgen dafür, dass man den Film ohnehin nicht ernst nehmen kann. Die durchwegs kreativen Morde des Killers hätten eine exzellente Basis für eine kleine Hommage an das Teenie-Slasher-Genre sein können. Das unerwartete Ende macht zwar hingesichts wenig Sinn, gibt aber dem Film noch kurz vor dem Abspann das nötige Augenzwinkern, dass sich der ganze restliche Inhalt verdient hätte.

Was ist störender als eine durchgehend schlechte Qualität bei Blu-Ray-Discs? Eine sich stätig ändernde Qualität. Stellenweise ist das Bild scharf, doch in so manch anderen Szenen stört das extreme Filmkorn massiv. Dass dies ein Fehler bei der Aufnahme ist, ist anzunehmen. Der Blu-Ray selbst negativ anzurechnen ist jedoch eindeutig die unspektakuläre Farbgebung. Zu unklar sind die Farbunterschiede, die gerade im Setting des Films (Luxushaus in den Bergen - extreme Hell-Dunkel-Verhältnisse) hätten markanter sein können.

Blut spritzt, Schädeldecken zersplittern, Äxte schwingen durch die Luft. Das Sounddesign von „7eventy 5ive“ kann sich ohne größere Schwierigkeiten mit anderen Genre-Filmen messen. Gelegentlich wirkt der (ohnehin sehr unspannende weil nie überraschende) Score in der Lautstärke einwenig falsch abgemischt, doch dies kann man schnell verzeihen. Ein Tipp am Rande: Die Empfehlung für Filme in der Originalsprache gilt prinzipiell immer, doch hierbei sei noch mal im Speziellen vor der schlechten deutschen Synchronisation gewarnt.

Neben einer mikrigen Bildgalerie und dem Trailer, findet sich ein knapp 20 minütiges Making-Of des Films, das jedoch großteils aus Interviews vom Filmmarkt in Cannes besteht, in denen sich die Beteiligten am Film gegenseitig loben. Gerade bei Slasher und Gore-Effekten würde man sich mehr Einblick hinter die Kulissen wünschen.

Einen Film mit plausiblen Figuren und einer innovativen Story sollte man sich von Slasher-Filmen nur noch selten erwarten. „7eventy 5ive“ wird sicherlich nicht in die Geschichte des Horrorgenres als bemerkenswertes Beispiel eingehen, kann aber Fans und Freunden solcher Filme Spaß machen. MIG wiederum bleibt bei der Blu-Ray wie immer: Kaum Extras, eine unterdurchschnittliche Bildqualität. Einzig der Sound ist diesmal auf Marktniveau.