Österreich - Oben und unten

Bewertung durch francois  95% 
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Forumseintrag zu „Österreich - Oben und unten“ von francois

barry egan (11.02.2015 19:48)
Nicht viel besser als herkömmliche TV-Dokus
„Überlang geratener Tourismusfilm“ meint der „Falter“ treffend zur Österreich-Doku des Bayern Joseph Vilsmaier. Das „Oben“ erschöpft sich in schon hundertmal so gesehenen Hubschrauberaufnahmen von Bergen, Seen, Burgen, Kirchen etc. Kein Vergleich mit den atemberaubenden, präzisen Zeppelinaufnahmen eines Georg Riha, und heutzutage könnte man überhaupt recht günstig mithilfe von Drohnen so noch nie gesehene Bilder aufnehmen. Das „Unten“ ist auch nur selten sehenswerter als das, was man in den üblichen schönfärberischen Dokus der Landesstudios sieht. Die Fremdenverkehrszugpferde jeder Region werden präsentiert, etwa in Linz das Pflasterspektakel und die Klangwolke, im Burgenland die Mörbischer Seebühne und die Opernbühne im Römersteinbruch St. Margarethen. In einem Kinofilm hätte man doch einmal Objekten abseits der ausgetretenen PR-Pfade Raum geben können. Aber wahrscheinlich ist Joseph Vilsmaier auch gar nicht Kenner genug, dass er mehr als oberflächliche, den Landeshauptleuten gefällige Tourismusbilder produzieren könnte.
Die Bundesländer werden (in nicht gänzlich einleuchtender Reihenfolge: Steiermark, Kärnten, Burgenland, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Tirol, Vorarlberg) nacheinander abgearbeitet – bei 99 Minuten Länge bleiben so für jeden Landesteil schmale 11 Minuten. Nicht eingerechnet Prolog und Epilog, die durchaus länger ausfallen hätten dürfen – recht unvermittelt wird man anfangs von einer Ansicht der Erde vom Weltraum aus in den Trott der Abarbeitung der jeweiligen Sehenswürdigkeiten gestoßen, und am Ende hätten ein paar zusammenfassende Worte mehr das Gesehene wohltuend abgerundet. Erfreulich immerhin, dass der launige, aber seriöse Erzähler Michael Niavarani (der seine Sache ganz gut macht – ungewohnt, seine sonore Stimme einmal ohne die üblichen Ausflüge in derbste Sprache und Kraftausdrücke zu hören) abschließend darauf hinweist, dass nicht nur Österreich schön ist, sondern jedes Land, das man genauer betrachtet. Denn ein solcher Film lockt doch viele engstirnige Patrioten an, die mit Scheuklappen ins Kino gehen, um wieder einmal bestätigt zu bekommen, dass es halt nur in Österreich „so wundaschean“ ist. Die Musik wird aus dem Backkatalog von Hubert von Goisern beigesteuert, wenn nicht gerade etwas Regionales zu hören ist. Der Text des Erzählers stammt von einem gewissen Georg Mayrhofer, der normalerweise Regieassistent bei Fernsehserien ist, und ist ganz gut gelungen. Weder wird man mit Informationen überhäuft, noch schweift er ins Kitschige oder unzulässig Verkürzte ab. Der Humor geht auch in Ordnung. Im Ganzen eine angenehme Dokumentation, die aber weder visuell noch inhaltlich etwas Neues bringt.
 
 
francois (13.03.2015 14:54) Bewertung
Ja+Nein
Ich habe den Film "zwangsläufig" mehrmals mit unterschiedlicher Begleitung erlebt...
Mit den Bemerkungen zu Niavarani bin ich einverstanden, obwohl "die heutige Zeit" angeblich derb-frivole Aus-Drücke verlangt, damit man überhaupt ankommt...!?!?
Daß dieser Film naturgemäß für den Einen zuviel, für den Anderen zu wenig bringt, ist in der Sache gelegen:
Auf der einen Seite soll es ein Werbefilm mit Dokumentationscharme sein = durchaus gelungen!
Auf der anderen Seite Unterhaltung bieten = ebenfalls gelungen!
Die verschiedenartigen "Kohlblätter" als Orientierungshilfe sind bei meinen Begleitpersonen ebenso gut angekommen, wie der überwiegend positive Eindruck, den die einzelnen Sequenzen hinterlassen haben.
Natürlich "kann" man suchen+feststellen, daß man noch tausende Details hätte unterbringen sollen, können, müssen (Hinweis aus der Zuschauermenge: Mauthausen, Zeughaus in Graz, Preberschießen in Salzburg, Schladminger Loden, Zwentendorf, Murbodner Rinderrasse, Herbert von Karajan, Kukurutz als Verpackungsmaterial, Narzissenfest, Miss World aus Österreich,... kein Ende in Sicht!), aber noch mehr unterbringen geht nicht - so gesehen, ist auch der (kleine!) Ausflug mit dem Schlauchboot eine Auflockerung für die strengen Argusaugen der Systemkritiker.
Am Ende jeder Vorstellung war der Gesamteindruck unisono:
ABSOLUT SEHENSWERT - bitte noch mehr...!
Aber ein verwöhnter, sensationsgieriger Dauerkinotiger wird auch bei 10 Stunden Film immer noch zu wenig Positives finden, denn andere machen es immer besser...!
Für mich gab es bei jedem Besuch neue Details zu entdecken und so wurde ein Erlebnis ans andere gereiht.
Danke den "Erzeugern"!
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