A Most Violent Year

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Forumseintrag zu „A Most Violent Year“ von Josko


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Josko (30.10.2015 03:53) Bewertung
A most righteous way
Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
New York, 1981: Selfmademan Abel Morales (Oscar Isaac) führt mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain) als Buchhalterin ein erfolgreiches Heizöl-Unternehmen. Just als sie vorhaben zu expandieren, werden immer wieder Lastwagen der Firma überfallen und dabei Öl-Tanker gestohlen. Als die Probleme größer und größer werden, steht ein für die Firma essentieller Bankkredit auf dem Spiel.

Der Titel des Filmes ist bestimmt nicht glücklich gewählt. „A Most Violent Year“ ist keine über-brutale Mafia-Geschichte, sondern eine Geschichte über Konkurrenzunternehmen, bei denen freilich rechtswidrige Vorgangsweisen zum Einsatz kommen, aber Mord und Totschlag einer eher unterordneten Rolle spielt. Seine Feinde bei den Fischen schlafen zu lassen hieße hierbei eher, deren Unternehmen in die Pleite zu treiben.

Oscar Isaac und Jessica Chastain können mit ausgewogenen Performances auf voller Länge überzeugen. Isaac spielt den Unternehmer, der alles dem Erfolg seiner Firma unterordnet, mit einer überragenden Präsenz. Doch auch die Darstellung von Nervosität vor wichtigen Terminen findet in der Performance des Schauspielers, dessen Stern erst in den letzten Jahren („Drive“, „Inside Llewyn Davis“, „Ex Machina“) so richtig aufging, seinen Platz. Dass nicht nur Morales, sondern zu einem großen Teil seine für die Geldangelegenheiten zuständige Frau verantwortlich für die positive Entwicklung der Firma ist, wird im Laufe des Filmes immer klarer. Anna übt sich oft in Zurückhaltung, um in gegebenen Situationen ihre eigentliche Souveränität auszuspielen, die nur eine Schauspielerin wie Chastain in dieser Weise darstellen könnte.

Der amerikanische Traum durch harte Arbeit von unten nach ganz oben zu kommen – das soll der aus einer Immigrantenfamile stammende Abel Morales darstellen. Neben dem Erfolg ist es für ihn das Wichtigste diesen auf legalem und ehrwürdigem Wege zu erreichen. Regisseur J.C. Chandor zeichnet ein davon differierendes Bild. Entweder man steht schon oben, dann bleibt man auch oben: Alle Konkurrenten von Morales haben ihre Unternehmen geerbt. Ansonsten ist ein Aufstieg ohne kriminelle Energie nur schwer möglich. Am Ende geht es Morales nicht mehr darum, sich tatsächlich ans Gesetz zu halten, sondern anhand der gegebenen Umstände den seiner Meinung nach am ehesten rechtschaffenden Weg zu nehmen. „A Most Violent Year“ zeichnet ein pessimistisches Bild. Die Auswirkungen dessen, kriegen wir in unserem jetzigen Wirtschaftssystem erst so richtig zu spüren. Und über dieses hat J.C. Chandor 2011 mit „Margin Call“ ja auch schon einen Film gedreht.
 
 

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