Selma

Bewertung durch barry egan  85% 
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Forumseintrag zu „Selma“ von barry egan

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barry egan (18.02.2015 23:57) Bewertung
Bewegendes, hochklassiges Bürgerrechtsdrama
1965. Trotz des von US-Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) verabschiedeten Civil Rights Act von 1964 wird in den Südstaaten Schwarzen noch immer die Eintragung ins Wahlregister verwehrt, und ungestrafte Gewalt gegen Schwarze ist trauriger Alltag. Martin Luther King (David Oyelowo) reist in einen Brennpunkt der Ereignisse, nach Selma, Alabama, und will gegen heftigen Widerstand des Gouverneurs (Tim Roth) einen Protestmarsch in die Hauptstadt Montgomery anführen.

Was soll man sagen? Ein Klassefilm mit durchwegs Klasseschauspielern. Sehenswert, inspirierend, mit vielen bestürzenden Szenen der Gewalt. David Oyelowo vermittelt schon allein mit seiner Stimme großes Charisma (wieder einmal ein Film, bei dem O-Ton ein Muss ist). Wohlweislich beschränkt sich der Film auf eine relativ kurze Zeitspanne und kann darin ins Detail gehen, zeigt Martin Luther King als Mensch und politischen Akteur. Man sieht King beim Streit mit seiner Frau Coretta, bei Strategiebesprechungen mit seinen Mitstreitern, bei seinen Vorsprachen im Oval Office. Durch die laufende Einblendung von Vermerken aus FBI-Akten wird greifbar, unter welchem Druck King stand, und auch, wie nervös die Machtinhaber waren. Selten, dass Weiße in einem Film so negativ gezeigt werden: Fast alle sind sie miese Rassisten, entfesselte Schläger oder verachtenswerte Machtmenschen, denen die Schwarzen jeden Zipfel an Bürgerrechten mit Blut, Schweiß und Tränen abtrotzen müssen – aber es ist auch ein Zeichen für die Qualität des Drehbuchs, dass nicht krampfhaft ein hochanständiger Weißer als Identifikationsfigur hineingeschrieben wurde.
 
 

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