X-Men: Apocalypse

Bewertung durch Harry.Potter  55% 
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Forumseintrag zu „X-Men: Apocalypse“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (13.02.2021 21:55) Bewertung
Bryan Singer entdeckt den Emmerich in sich
Ich war damals schlichtauf begeistert von den ersten beiden X-Men-Filmen. Bryan Singer hatte es geschafft, aus einer Comic-Serie einen spannenden und auch intellektuell ansprechenden Science-Fiction-Film zu machen. Durchgehend machte er die Ausgrenzung von Anders-Denkenden bzw. Anders-Seienden zum Thema. Die X-Men als Mutanten quasi als Spiegelbild für in der Gesellschaft Ausgerenzte. In den Filmen, die danach kamen, saßen andere auf dem Regiesessel und man merkte so manche Veränderung - nicht nur zum Positiven. Dann kam der Reboot mit teilweise neuen Darstellern und nun kehrte Bryan Singer auf den Regiesessel zurück. Vielleicht wollte das Studio die Filmreihe retten - gelungen ist es meiner Meinung nach aber nur teilweise.

Interessanterweise hat Bryan Singer nun den Roland Emmerich in sich entdeckt und klotzt nahezu alle paar Minuten eine Zerstörungsorgie nach der anderen hin. Erinnerungen an "2012" des gebürtigen Schwaben kamen mir dabei in den Sinn. Dazu gibt es eine ordentliche Portion "Stargate"-Optik samt einigen Handlungsfragmenten und als durchgehendes Thema (das offenbar die Klammer zu den ersten Filmen bilden soll) den Holocaust und seine Folgen, hier speziell für Magneto. Dieser hat in Polen Unterschlupf gefunden, eine Familie gegründet und wird schließlich enttarnt - mit tragischen Folgen.

Dann noch zwischendurch der Ausflug nach Ost-Berlin in den 80er Jahren mit deutschen Dialogen (auch im Original, das ich gesehen habe) und der Mucke aus der damaligen Zeit, um Kurt Wagner in der Truppe willkommen zu heißen, den wir aus dem ersten Film schon als "Nightcrawler" kannten.

Ägypten als Schauplatz für die Wiedergeburt des Ur-Ur-Mutanten-Pharanos erschient mir persönlich am lächerlichsten insgesamt: der Super-Mutant sieht aus, als hätte er klingonische Vorfahren, spricht auch so ähnlich und bekommt mehrmals im Film auf Kommando eine Netzhauttrübung, wenn er mal wieder etwas im Schilde führt und die Welt wieder minutenlang effektvoll vor sich hin einstürzt.

Der Film hat viele optische Reize, durchwegs ganz passable Schauspieler (mit Ausnahme des Ur-Gott-Mutantens), aber leider kein wirklich ausgereiftes Drehbuch trotz einiger Lichtblicke, wie die Zerstörung aller Atomwaffen. Vielmehr wirkt er wie ein aus der Konserve zusammengeschustertes Flickwerk aus Filmen seines Genres.
 
 

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