Codename U.N.C.L.E.

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Forumseintrag zu „Codename U.N.C.L.E.“ von Josko

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Josko (13.08.2015 09:30) Bewertung
Ein Spion ist ein Spion ist ein Spion
Exklusiv für Uncut
1963, Ostberlin: CIA-Mann Napoleon Solo (Henry Cavill) und KGB-Agent Illya Kuryakin (Armie Hammer) sind beide hinter Gaby Teller (Alicia Wikander), der Tochter eines verschwundenen deutschen Atomwissenschaftlers, her. Zuerst noch gegeneinander gerichtet, müssen die beiden Agenten bald damit Vorlieb nehmen, zusammenzuarbeiten, denn der russische und der amerikanische Geheimdienst machen in diesem Ausnahmefall gemeinsame Sache. Es geht nämlich gegen eine Terrororganisation bestehend aus – wie sollte es anders sein: – Ex-Nazis.

Wieder wird eine ehemalige Agentenserie – deutscher Titel der Serie: „Solo für O.N.C.E.L.“ – aus den 1960 Jahren auf die Leinwand gebracht. Allerdings entgegengesetzt zur „Mission Impossible“-Filmreihe wird keine inhaltliche Transformation in die Gegenwart vollzogen. Der Film spielt in den 60ern und das soll man auch in jeder Sekunde merken. „Codename U.N.C.L.E.“ feiert seine diegetische Zeit nostalgisch ab, egal ob über das Kostüm, die Frisuren, die Ausstattung oder die Location. Dabei sollte es klar sein, das es es sich bei der Darstellung der Zeit wiederum um eine mediale Spiegelung handelt: Der Film bedient sich an dem, wie wir uns Agenten, Mode oder Sportevents der 60er etwa durch die damaligen James Bond-Filme, „Blow Up“ oder dem Archivmaterial der guten alten Formel1-Zeit vorstellen.

Dass dieser Retro-Look allerdings so gut mit dem hyperaktiven Regie- und Schnittstil Guy Ritchies zusammengeht, ist zuweilen doch überraschend. Wenn eine der größten Actionszenen des Films mit Splitscreens, in welchen die Bildgröße der Bildausschnitte fließend wechselt, aufgelöst wird, bedeutet das zwar einerseits Überforderung für den Zuschauer, aber gleichzeitig auch große Spannung bei maximalen Style-Faktor.

In gewisser Weise peinlich ist hingegen das Casting, allerdings vorrangig nicht ob der schauspielerischen, sondern der sprachlichen Qualitäten der Darsteller. Bereits in einer der ersten Szenen wird dies offensichtlich. Henry Cavill als amerikanischer Agent spricht in gebrochenem Deutsch eine ostberliner Automechanikerin gespielt von der gebürtigen Schwedin Alicia Wikander an. Letztere antwortet in noch gebrochenerem Deutsch, was für ein gute Aussprache denn der Amerikaner in „ihrer“ Sprache nicht hätte. Obwohl freilich so eine Szene hauptsächlich „Native Speakern“ der jeweiligen Sprache auffallen dürfte, sollte sprachliche Konsistenz für so einen Film keine Nebensächlichkeit darstellen. „Codename U.N.C.L.E.“ ist nämlich darauf aufgebaut, dass nicht nur unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, sondern dies auch humorvoll integriert wird. Umso erstaunlicher erscheint, dass der KGB-Agent von Armie Hammer, der als Amerikaner mit seinen russischen Zeilen ebenso seine Liebe Mühe hat, gespielt wird. Ins absurde Bild passt dann auch, dass Cavill eigentlich gebürtiger Brite ist (jedoch im Gegensatz problemlos einen amerikanischen Akzent aufsetzen kann).

Obwohl die Story im Großen und Ganzen als nette Agentenfilm-Kost durchgeht, wirken die Plottwists wie aus dem erstbesten Drehbuchratgeber. Wer für wen wann, warum und nicht ohnehin schon immer gearbeitet hat, wird in mehreren Auflösungen gegen Ende hin so oft gewechselt, dass es knapp an einer Parodie vorbeischrammt. „Codename U.N.C.L.E.“ bleibt jedoch ein solider erster Teil für eine „neue“ Agenten-Filmreihe – für die weiteren Teile bleibt zu hoffen, dass Cavill und Hammer eine etwas bessere Buddy-Chemistry herstellen und das Wikander nicht als Sidekick verkommt, sondern ihre Rolle als weibliche Agentin von den DrehbuchautorInnen weiterhin so interessant gestaltet wird.
 
 

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