The Go-Go Boys: The Inside Story of Cannon Films

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Forumseintrag zu „The Go-Go Boys: The Inside Story of Cannon Films“ von LeanderCaine

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LeanderCaine (16.05.2014 10:58) Bewertung
Aufstieg und Fall von Cannon Films
Exklusiv für Uncut aus Cannes 2014
Wie konnten 2 Filmemacher aus Israel Anfang der 80er Jahre zu einem der größten Independent-Filmstudios in Hollywood aufsteigen? Was sind die Gründe für den bodenlosen Absturz Anfang der 90er Jahre?

Hilla Medalias Dokumentation nimmt den Zuschauer mit Originalaufnahmen auf eine Zeitreise mit und beginnt mit den Erfolgen zu Hause in Israel. Das Dreamteam bestehend aus Menahem Golan und seinem Cousin Yoram Globus beschließt den Amerikanischen Traum Wahrheit werden zu lassen und beginnt in Hollywood mit Leidenschaft Filme zu produzieren. Die anfangs schwierige Zeit in den USA beschreiben sie als ihre schönste Zeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit viel Humor und ausführlichen Interviews begleitet man das Duo auf dem Weg an die Spitze, wo es laut dem Film eine Zeit gab, wo 20% des US-Box-Office-Umsatzes mit Cannon-Filmen gemacht wurden. Das Unternehmen ist so stark gewachsen, dass man zum Kinobesitzer und sogar Eigentümer von EMI wurde.

Menahem Golan war der künstlerische Leiter und Yoram Globus das Finanzhirn. Zusammen waren sie lange Zeit unschlagbar. Untenstehend präsentiere ich einige ausgewählte Anekdoten aus der Dokumentation:
* Wenn man Geld zur Finanzierung eines Films benötigt, dann darf man auch seine Tante killen um den Film drehen zu können (ist als Scherz zu verstehen)
* Als man Sylvester Stallone verpflichten wollte, bekam man zu hören, dass er nicht unter 6 Millionen Dollar zu haben wäre. Menahem Golans Reaktion: Ich gebe ihm 10 Millionen.
* Der erste Hit auf dem US-Markt war BREAKIN - ein Break-Dance-Film, der 1,2 Millionen Dollar gekostet hat. Eingespielt wurden mehr als 100 Millionen. Wie war das möglich? Man verstand den neuen Dance-Trend und wollte als erster den dazugehörigen Tanzfilm ins Kino bringen. Wo andere Studios viel Zeit in der Drehbuchentwicklung verloren hätten, war man bei Cannon mit einem schnell geschriebenen Drehbuch und einem noch schnelleren Dreh zufrieden.
* Charles Bronson, Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme waren bei Cannon gefragte Stars. Um z.B. in Indien einen Bronson-Film vertreiben zu können, musste man auch einen künstlerisch wertvollen Cannon-Film wie Robert Altmans FOOL FOR LOVE dazukaufen.
* Eli Roth meint in einem Interview, dass die Cannon-Filme großartig waren und das Studio uns Ninjas und andere Highlights gebracht hat. Wenn sogar ein Genie wie Quentin Tarantino eine 35mm-Kopie von DIE HERRSCHAFT DER NINJA besitzt und sie Freunden mit Begeisterung zeigt, wird seine Meinung nur noch bekräftigt. Dem ist nicht hinzuzufügen.

Am Anfang der Karriere ist sich Menahem Golan bei einem sicher, nämlich dass kein Film 30 Millionen Dollar wert ist und so eine hohe Summe für einen Film nicht vertretbar sei. Hätte man sich daran gehalten, wäre der Absturz vielleicht zu vermeiden gewesen. Das ist zwar eine Aussage, die Golan nicht gerne hört und deshalb dazu neigt diese zu verdrängen. Für ihn zählt nur das Positive! Wenn man sich auf die Kernkompetenzen der einfach gestrickten und günstig finanzierten Filme konzentriert hätte und sich vor allem mehr Zeit für die Filmentwicklung gegeben hätte, wären finanzielle und künstlerische Desaster in der Kategorie von SUPERMAN 4 nicht auf der Tagesordnung gestanden, die letztendlich zum Untergang geführt haben.

Es werden auch die Schattenseiten des Ruhms kurz beleuchtet. Die Familienmitglieder kommen bei einem dichtgedrängten Tagesplan der Filmmogule zu kurz. Aber es ist der finanzielle Niedergang, der die ehemals erfolgreichen Partner trennt. Michael Dudikoff kommt diesbezüglich zu Wort. Und er fasst die Tragödie gut zusammen: Cannon Films war wie eine Familie. Als das Ende kam, verlor er diese Familie - und damit auch die Kinowelt. Aber im Abspann gibt es Hoffnung: Es werden keine weiteren 48 bis 49 Familie mehr realisiert, aber 4 sollten noch möglich sein …
 
 

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