Das Verschwinden der Eleanor Rigby

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Forumseintrag zu „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ von UNCUT

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UNCUT (20.05.2014 11:39) Bewertung
Ein gelungenes Experiment
Exklusiv für Uncut aus Cannes 2014
Das Filmprojekt „Disappearance of Eleanor Rigby“ von Ned Benson kann man durchaus als „interessant“ einstufen - und das im positiven Sinne. Im Vorjahr wurde der Film, der eigentlich aus zwei Filmen besteht, beim Toronto Film Festival gezeigt. Jeweils eineinhalb Stunden lang wurde darin die Geschichte des jungen Paares (Jessica Chastain und James McAvoy) erzählt und zwar einmal aus seiner und einmal aus ihrer Sicht. Das Paar trennt sich und geht getrennte Wege, doch selbst die gemeinsamen Szenen sind in den beiden Filmteilen nicht genau gleich. Denn jede Person nimmt ein Ereignis anders wahr und so wird aus den gleichen Begebenheiten eine völlig andere Sichtweise.

In Cannes ist nun eine neue Version des Films vorgestellt worden. Aus den beiden Teilen „Him“ und „Her“ wurde der zweistündige Film „Them“, der beide Geschichten miteinander vermischt. Das man sich dabei trotzdem immer in der Sichtweise einer der Hauptfiguren befindet, erkennt man auch in der Farbgebung des Films, die zwischen warmen Farben und bewusst blaustichigen Szenen wechselt.

Zum Inhalt des Films möchte ich hier gar nicht all zu viel verraten, denn mit je weniger Informationen über die Geschichte man ins Kino geht, desto interessanter ist der Erlebnis. So viel sei verraten, es geht um ein junges Paar das sich trennt. Alles andere kann man sich dann im Lauf des Films selbst erarbeiten. Ich wußte zum Beispiel nicht einmal, dass
*** SPOILER ***

die beiden im Film verheiratet sind

*** *** *** ***
Dementsprechend besser hat mir dann auch die Szene gefallen, in der das klar wurde.

Jessica Chastain und James McAvoy spielen ihre Rollen sehr überzeugend, besonders gelungen sind aber auch die zahlreichen Nebenfiguren des Films. Bill Hader überzeugt als sein bester Freund und Isabelle Huppert wirkt in ihrer Rolle als Mutter mit französischen Akzent, die ständig raucht und immer ein Weinglas in der Hand hat wie eine (gelungene) Parodie ihrer selbst. Die absoluten Highlights dieses Films sind aber die Nebenrollen von Viola Davis als ihre Professorin mit der sie tiefgründige Gespräche hat, sowie Ciarán Hinds als Vater von ihm. Beide haben im Film (fast zu) wenig zu sagen, doch das was sie sagen überzeugt auf voller Länge.

Abschließend möchte ich noch kurz über den mehr als gelungenen Sound von Son Lux schreiben, dessen geniale Nummer (Ich bin nicht sicher ob sie „No Fate Awaits Me“ oder „Race to Erase“ heißt, aber ich werde sie auf jeden Fall sofort kaufen sobald der Soundtrack erscheint) einen perfekten Ausklang für den Film findet. Mit dem Ende eines Films kann man es ja selten allen recht machen, und einige werden sicher mit dem Endes dieses Films völlig unzufrieden sein, weil einiges offen bleibt. Es war aber so ein Moment, in dem ich im Kino saß und dachte: „Das ist es, bitte jetzt nichts mit einer weiteren Szene oder Aufklärung verhauen, bitte lasst jetzt den Abspann kommen!“. Mein Gebet wurde erhört, und ich wurde mit einem wunderbaren Film belohnt.
 
 

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