Lajwanti - The Honour Keeper

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Forumseintrag zu „Lajwanti - The Honour Keeper“ von themovieslave

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themovieslave (12.02.2014 16:16) Bewertung
Das Erbe Satyajit Rays
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Die nordwestliche indische Provinz Rajasthan ist von Wüste, Trockenheit und Kargheit geprägt. Neben den dortigen Städten, die über die Jahre hinweg eine akzeptable Infrastruktur aufgebaut haben, gibt es nach wie vor die nomadisch wirkenden Dörfer, wo jegliches Leben mit einem Überleben verbunden ist. Aus Rajasthan kommt auch der Regisseur, Autor, Produzent und Filmmusiker Pushpendra Singh. Hier sind auch die Geschichten des erst 2013 verstorbenen Literaten Vijaydan Detha angesiedelt, der unter anderem mehrere Kollektionen der dortigen Volkserzählungen veröffentlicht hat. Auf einer dieser Geschichten basiert auch „Lajwanti“. Wenn man mit indischem Kino fälschlicherweise sofort die Bollywood- Tradition verbindet, wird man von „Lajwanti“ entweder enttäuscht oder positiv überrascht sein: Diese ungewöhnlichen Liebesgeschichte entzieht sich jeglichen weit verbreiteten (westlichen, aber im indischen Kino mittlerweile sehr etablierten) strukturellen Motiven der Kino- Love- Story. Da muss man es schon in Kauf nehmen, dass die Protagonistin ihren Schleier just an dem Tag von ihrem Anlitz entfernt, an dem ein Taubensammler in der Einöde auftaucht. Auch sollte man nicht hinterfragen, warum der Mann weiße Tauben sammelt – er tut es einfach. Hier sind die folklorischen Ursprünge der Geschichte zu erkennen, der Singh scheinbar gar nicht mehr viel hinzugefügt hat. Er vertraut auf den Zuschauer und dessen Ergänzungen. „Lajwanti“ pendelt zwischen sich klassischen Mustern entziehendem Filmessay und einer verständlichen Narration. In vielerlei Hinsicht erinnert es dabei an die frühen Werken Satyajit Rays. Insbesondere der Blick auf mittellose Menschen in Indien durch Mittel des neorealistischen Kinos ist im filmischen Blick auf die indische Kultur eine Seltenheit geworden – und wenn Armut, dann romantisiert. Hier wird keine Armut romantisiert, hier wird Romantik neben der Armut miterzählt. Wer sich auf den Erzählduktus des Films, seine ruhigen Momente und die Abwesenheit von üblichen narrotologischen Erklärungen des Warums und Weshalbs einstellt, wird mit Pushpendra Singhs Liebesfilm reichlich belohnt werden.
 
 

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