Thou Wast Mild and Lovely

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Forumseintrag zu „Thou Wast Mild and Lovely“ von patzwey

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patzwey (08.02.2014 13:18) Bewertung
Aufreibender Bilderrausch
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Die Spiele sind eröffnet. Denn im Film der US- amerikanischen Independentregisseurin Josephine Decker über ein Liebesdreieck auf einer kleinen Farm, spielt jeder mit jedem. Es herrscht ein ständiges gegenseitiges Beobachten und vorsichtiges Abtasten. Am Meisten spielt jedoch die Regisseurin (die ebenfalls das Drehbuch schrieb) mit dem Publikum. Denn was die psychologisch kaum greifbaren Figuren letztendlich antreibt, bleibt ebenso verschwommen und unscharf, wie das Bild selbst. Die Kameraarbeit zeichnet sich durch extreme Unschärfe (nicht nur Hintergrund, sondern auch Vordergrund sind oft unscharf) und sehr wackeligen Stil aus. Schönheit und Gewalt verschmelzen dabei ebenso miteinander wie der Mensch, seine Triebe und die Natur.

Die hartnäckige Verweigerung, dem Zuseher Einblicke zu geben, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Film. Sobald man glaubt, den Film verstanden zu haben, kippt er und entzieht sich dem Publikum sofort wieder. Und so wird die sexuell aufgeladene Geschichte mit zunehmender Länge (und zunehmender Intensität von schriller Geigenmusik) auch immer aufreibender und gleichzeitig auch immer faszinierender. Dabei ist der Film jedoch stets eine Gradwanderung. Denn der Pfad zwischen visueller Faszination und nerviger Unschärfe ist ebenso schmal, wie zwischen regietechnischen Geniestreichen und purer Langeweile. Letztendlich schafft es der Film jedoch, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Denn obwohl auf der Handlungsebene eigentlich nicht allzu viel passiert, kann die Spannung mittels visueller Kunstgriffe stets aufrecht erhalten werden – der Umstand, dass der Film nur erfrischende 76 Minuten dauert, trägt natürlich auch positiv dazu bei.
 
 

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