Risse im Beton

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Forumseintrag zu „Risse im Beton“ von patzwey

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patzwey (14.02.2014 09:25) Bewertung
Energiegeladen
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Als Ertan nach zehn Jahren wieder aus dem Gefängnis kommt, ist er noch voll Hoffnung. Hoffnung, dass er ab jetzt clean bleiben kann. Hoffnung, dass er ab jetzt nichts mehr mit Kriminalität zu tun haben muss. Doch diese anfängliche, das Gefängnis als heilbringende Besserungsanstalt darstellende Euphorie, beginnt ziemlich schnell zu bröckeln. Denn auf den Straßen Wiens scheint das Recht des Stärkeren zu gelten. Die Vergangenheit lässt sich in diesem Sumpf nicht so einfach überwinden. Und selbst, wenn er es schaffen würde, ist da immer noch sein pubertierender Sohn Mikail, dem dasselbe Schicksal wie seinem ihm unbekannten Vater droht. Das von Gewalt und Drogen dominierte Gesellschaftsbild ist ein düsteres. Denn für die von der Elterngeneration im Stich gelassene Jugend scheint der einzige Ausweg in der Kriminalität zu liegen. Der von einer Sozialarbeiterin getätigte Satz „Jeder hat sein Packerl zu tragen“ ist dabei Sinnbildlich für die schwere Last, die auf den Schulter jeder einzelnen Figur in diesem energiegeladenen Drama lastet. Der Wiener Regisseur Umut Dag, dessen Spielfilmdebüt „Kuma“ auf der Berlinale 2012 zu sehen war, hat bei den Dreharbeiten auch auf Improvisation und Laiendarstellern zurückgegriffen. Doch egal, ob professionelle Schauspieler, oder Jugendlicher von der Straße: Alle spielen großartig und lassen so ein authentisches Bild des Wiener Großstadtsumpfes entstehen. Die kraftvolle Inszenierung entwickelt dabei schnell einen Sog, der das Publikum in seinen Bann zieht. Und er lässt es erst wieder los, wenn nach einer emotional fordernden Reise in den Wiener Untergrund, erste kleine Risse im kalten Beton erkennbar werden.
 
 

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