The Midnight After

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Forumseintrag zu „The Midnight After“ von patzwey


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patzwey (08.02.2014 23:16) Bewertung
Völlig verrückter Genremix
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Die Ausgangsposition ist ebenso simpel, wie auch genial: Irgendwo in Hongkong fährt ein Bus in einen Tunnel. Als die 17 Passagiere wieder das Licht am anderen Ende des Tunnels erblicken, sind sie plötzlich scheinbar die einzigen Menschen auf der Erde. Was mit großstädtischer Schnelligkeit, Hektik und völliger Reizüberflutung beginnt, wird schlagartig von ohrenbetäubender Stille übertönt. Doch diese Stille dauert nicht lange, denn Regisseur Fruit Chan schickt das Publikum auf eine völlig verrückte Achterbahnfahrt. Zumindest in der Grundidee sind dabei Parallelen zur Serie „The Walking Dead“ erkennbar. Nur mit dem Unterschied, dass weder Publikum, noch die Filmfiguren eine Ahnung haben, was in dieser Geisterbahn eigentlich vor sich geht und wie die Story weitergehen könnte– man könnte sogar meinen, dass nicht einmal Regisseur und Autor immer genau wissen, was sie hier eigentlich erzählen. Und auch die Bedrohung ist im Gegensatz zu einer Zombieinvasion viel komplexer, aber vor allem auch unkonkreter. Es bleibt also viel Platz für eigene Theorien. Eines bleibt jedoch gleich: Wenn eine Hand voll Menschen einer so aussichtslosen Extremsituation ausgesetzt ist, kommt die Bedrohung nicht mehr ausschließlich von außen und die Gruppe beginnt im inneren zu faulen. Die konsequente Verweigerung der Aussicht auf eine positive Zukunft kann natürlich auch politisch gelesen und auf die aktuelle Situation in Hongkong umgelegt werden. In erster Linie ist und bleibt der Film jedoch ein völlig verrücktes, unterhaltsames Kinoerlebnis.

Fruit Chan mixt aus der von einem Studenten geschriebenen Geschichte einen technisch hochwertig gestalteten und in schönen Bildern eingefangenen Genrecocktail, der alles beinhaltet, was sich ein aufgeschlossener Zuseher wünscht. Und so vermischt er gekonnt Horror, Science Fiction, Sozialstudie, Komödie und Musical zu einem äußerst unterhaltsamen Spektakel. Die Inszenierung ist bunt und actiongeladen, sowie düster und ruhig zugleich. Eine teilweise nur schwer erträgliche Spannung bildet dabei die Konstante zwischen den zahlreichen (horror-) filmgeschichtlichen Zitaten und den massenhaften „What- the- Fuck- Elementen“. Und da sich auch noch Schockeffekte mit Gesangseinlagen und Gänsehaut mit Gelächter vermischen, handelt es sich um einen absurd surrealen Mix, wie ihn wohl nur das asiatische hervorbringen kann. „The Midnight After“ ist sicherlich nicht jedermanns Sache und spricht eine ganz bestimmte Zielgruppe an, die den Film allerdings umso mehr lieben wird.
 
 

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