Liebe geht seltsame Wege

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Forumseintrag zu „Liebe geht seltsame Wege“ von patzwey

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patzwey (09.02.2014 00:02) Bewertung
Feinfühlige Inszenierung von Banalität
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Sundance- Stammgast Ira Sachs erzählt eine unglaublich gefühlvolle Geschichte über die Liebe zweier bereits in die Jahre gekommenen Männer. Denn Ben und George dürfen aufgrund einer Gesetzesänderung nach 39 Jahren glücklicher Beziehung endlich heiraten. Doch in der Geschichte prallen zwei Welten aufeinander: Zum einen ist da die extrem weltoffene Familie, wo Homosexualität das normalste der Welt ist. Zum anderen ist dieser familiäre Mikrokosmos jedoch in einer Gesellschaft eingebettet, in der die Beziehung zweier Männer zwar grundlegend akzeptiert wird, in der es jedoch – vor allem von kirchlicher Seite – immer noch homophobe Tendenzen gibt. Und so verliert George unmittelbar nach der Hochzeit seinen Job als Musiklehrer und das frisch vermählte Ehepaar muss vorübergehend bei Verwandten und Freunden unter kommen. Und auch, wenn sich prinzipiell alle recht gern haben, kann es dann doch schon einmal recht nervig werden, wenn der nette Onkel plötzlich einzieht.

Geradezu beiläufig werden zahlreiche gesellschaftspolitische Fragestellungen, sowie innerfamiliäre Konflikte und sonstige kleine Probleme, die der Alltag so mit sich bringen kann, abgehandelt. Dabei sind es die kleinen und unscheinbaren Sandkörner im großen Getriebe einer Familie oder einer Beziehung, die zu einer mehr oder weniger großen Krise führen können. In dieser scheinbaren Banalität und Unauffälligkeit liegt gleichzeitig auch die Genialität von Buch und Regie. Darüber hinaus scheint Ira Sachs ein gutes Händchen für alternde Schauspielgrößen zu haben. Denn nach Rip Torn in „Forty Shades of Blue“, blühen in diesem Film nun Alfred Molina und John Lithgow zu Höchstform auf, tragen die Geschichte mit ihrer ebenso unaufgeregten wie sensiblen Interpretation ihrer Beziehung. Allgemein sind jedoch alle Charaktere einfach so erfrischend, sympathisch und natürlich gezeichnet, dass es einfach Spaß macht, den einzelnen Figuren im Spiel namens Leben über die Schultern zu blicken.
 
 

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