La voie de l'ennemi - Two Men in Town

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Harry.Potter (07.02.2014 22:50) Bewertung
Problematisches Drama der Hoffnungslosigkeit
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
Drehbuchautor José Giovanni (das Pseudonym des Filmemachers und Autors Joseph Damiani) war selbst lange Zeit im Gefängnis in Frankreich, wo er eine lebenslange Haftstraße verbüßen sollte. Nach vielen Jahren wurde er jedoch auf Bewährung entlassen und widmete sein verbleibendes Leben dem Kampf gegen Jugendkriminalität und die Ungerechtigkeit des Justizsystems. In seinem Drama „Deux Hommes dans la ville“ (auf Deutsch: Zwei Männer im Dorf) beschrieb er im Jahre 1973 das Schicksal eines Langzeithäftlings, dem es nicht gelingt, sein Leben nach der Haft geordnet zu halten.

Dieses Drama wurde nun von Regisseur Rachid Buchareb in die gegenwärtige Situation übertragen, sowie in die USA verlegt. Vieles mag sich in der Gesellschaft verändert haben, die Problematik des Umgangs mit Haftentlassenen ist jedoch unverändert problematisch – hierzulande wie in den USA. Die Interessen des Staates, ehemalige Häftlinge zu resozialisieren, stehen dem ambivalenten Gerechtigkeitsempfinden innerhalb der Bevölkerung gegenüber, für die es bei weitem nicht selbstverständlich ist, eine verbüßte Haftstrafe als bezahlte Schuld anzusehen.

Dieser Thematik widmet sich Bucharebs Film durchaus erfolgreich, indem er die Widerstände aufzeigt, auf die William Garnett nach seiner Rückkehr in seine frühere Heimatstadt in New Mexico stößt. Die Galionsfigur des Unverständnisses tritt ihm in Gestalt des raubeinigen Sheriffs Agati gegenüber, der ihn am liebsten gleich zum Tode verurteilt und hingerichtet hätte. Allen Widerständen zum Trotz kämpft Garnett jedoch für seine zweite Chance und sieht eine zarte Pflanze der Hoffnung keimen, als er sich in eine junge Bankangestellte namens Teresa verliebt. Sie nimmt ihn bei sich auf, obwohl sie über seine Vergangenheit weiß, gemeinsam wollen sie ein einfaches, ruhiges Leben führen.

Sowohl mit seinen beeindruckenden Bildern der einmaligen Landschaft New Mexicos als auch mit den durchwegs überzeugenden Leistungen der Schauspieler hat der Film auf jeden Fall eine Menge zu bieten. Inhaltlich und dramaturgisch ist der Film jedoch ein einziges Drama des Scheiterns und der verpassten Chancen. Und leider zeichnet er eine problematische Parabel der Sinnlosigkeit jeder Form der Resozialisierung Haftentlassener und redet damit jenen nach dem Mund, für die das Wort Vergebung ein Fremdwort ist.
 
 

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