Blutgletscher

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Forumseintrag zu „Blutgletscher“ von Josko


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Josko (20.09.2013 16:29) Bewertung
Atmosphärischer Creature-Horror aus Österreich

Die Erderwärmung wird immer ernstzunehmender. In Österreich erkunden dies Wissenschaftler auf einer Forschungsstation in den Alpen anhand von Gletscherproben. Kurz bevor die Umweltministerin, Frau Bodicek (Brigitte Krenn), der Station einen Besuch abstattet, machen die Forscher in Begleitung des Technikers Janek (Gerhard Liebmann) einen seltsamen Fund: aus einem schmelzenden Gletscher tritt rote Flüssigkeit aus – mit ungeahnten Auswirkungen auf die örtliche Tierwelt. Denn ab diesem Zeitpunkt bekommen die Mitglieder der Forschungsstation immer öfter mutierte Tierkreuzungen zu Gesicht.

Nach „Rammbock“ bringt Regisseur Marvin Kren einen weiteren Film mit atmosphärischer Dichte in die Kinos. Getragen wird „Blutgletscher“ von Hauptdarsteller Gerhard Liebmann, der den schon jahrelang auf der Forschungsstation lebenden Ingenieur mimt. Ihm gelingt eine äußerst vielschichtige Darstellung der rohen Persönlichkeit dieses Aussteigers. Natürlich profitiert Liebmann auch von Regie und Drehbuch: Janek ist eine jener Figuren, die mit einer glaubwürdigen Backstory bedacht wurden, was die Dreidimensionalität des Charakters begünstigt.

Freilich gelang das nicht bei jeder Figur – einige Nebenrollen wirken vielmehr wie Typen, als wirkliche Menschen. Und im extremsten Fall nicht einmal das: Wolfgang Pampel beispielsweise spielt Bert Krakauer, jenen kernigen Tiroler mit langem grauen Bart, der die Ministerin und ihre Kollegschaft auf einem Wanderweg zur Forschungsstation führt. Zu beachten bleibt hierbei, dass Pampel der Synchronsprecher von Harrison Ford und dem Tirolerischen scheinbar nicht mächtig ist. So wurde dieser offensichtlich nachsynchronisiert – doch auch das ist eher schlecht als recht gelungen. Der Synchronsprecher spricht ein so weichgespültes Tirolerisch, dass es kaum mehr als solches erkannt werden kann. Hier wurde zu besserem Verständnis im deutschsprachigen Ausland einer Figur seine Glaubwürdigkeit genommen. Zumal es für die Erfassung der Story in keinem Fall nötig ist, dessen Dialoge zu verstehen.

Was bei „Blutgletscher“ wiederum positiv hervorsticht, sind die starken Frauenfiguren. So lange man anfangs unsicher ist, ob Ministerin Bodicek überhaupt die einstündige Wanderung überstehen wird, so schnell wird beim Kampf gegen die aggressiven mutierten Tiermonster klar, dass sie darin eine Vorreiterrolle einnimmt. Auch Tanja, als Klimaforscherin teil von Bodiceks Entourage und Janeks Love Interest, gibt nicht hilflos und kreischend die zu rettende Frau, sondern ist eine selbstbewusste Kämpferin.

Sehen lassen können sich in diesem Creature Film auch die Kreaturen, welche in die Erzählung, die den Kampf um Leben und Tod zum Hauptthema hat, einen Hauch von Kinderfantasie bringen. Wenn sich ein Fuchs mit einem Käfer mischt oder ein Adler einen riesengroßen Insektenstachel besitzt, dann erinnert das vielleicht an Zeichnungen aus dem Notizblock eines Jugendlichen. Die Kamera, die mit einer hohen Anzahl von Nahaufnahmen arbeitet und auch sehr viel zu intensiven Stimmung beiträgt, hat auch ihre negativen Seiten. In actionreichen Szenen ist sie mitunter zu verwackelt, um die Monster tatsächlich in ihrer Gänze „genießen“ zu können.

Das Ende wird das Publikum entzweien – für manche wird es den Film aufwerten, für andere wohl eher weniger. Es bleibt zumindest soviel zu sagen: es funktioniert!
 
 

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