Les salauds

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Forumseintrag zu „Les salauds“ von 8martin

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8martin (07.12.2016 19:16) Bewertung
Interaktives Kino
Claire Denis, die auf vielen Filmfestivals zu Hause ist, hat hier quasi einen interaktiven Film gemacht. Man muss aufpassen und mitmachen, dann wird man ganz allmählich in der Handlungsgeflecht eingeführt. Es ist nicht der Guckkasten, der den Zuschauer rundum informiert, sondern es sind bruchstückhafte, optische Randnotizen. Der Plot, der aus vielen Handlungssträngen besteht, wird so zerstückelt und mit Lücken versehen, sodass wir manches überhaupt nicht sehen, anderes nur ganz kurz. Manchmal sehen wir das Endergebnis z.B. eines Autounfalls und wissen Bescheid. Ungewohnt ist nur, dass die Regisseurin den Zuschauer nicht an der Hand nimmt und ihm alle Einzelheiten zeigt. Die langen Einstellungen lassen genügend Zeit um das Fehlende zu ergänzen. So hangeln wir uns von Erkenntnis zu Erkenntnis von einem Aha zum nächsten. Einmal weist ein Hemd, das aus dem Fenster geworfen wird, den Weg zu einer obsessiven Liebe, wie die von Marco (Vincent Lindon) und Raphaëlle (Chiara Mastroianni). Im Hintergrund zieht der ‘Pate‘ Edouard Laporte (Michel Sobur) die Fäden. Sein kleiner Sohn Joseph wird entführt, Markos Nichte ebenfalls.
Und dann hat das Drehbuch noch eine Überraschung in petto. Klar dass Monsieur Laporte, von dem Verhältnis seiner Freundin zu Marko wusste. Bei der finalen Konfrontation benutzt sie seinen Revolver. Wenn sie schießt, muss man schon genau hinschauen. Außerdem kann sich zwischen den Zuschauern eine rege Diskussion entwickeln über die gezeigte Action und das, was nicht genau zu sehen war. Da kommt keine Langeweils auf. Ebenso wenig wenn Markos Nichte Justine (Lola Créton) nur mit high heels bekleidet auf der Straße um ihren Vater trauert.
 
 

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