Forumseintrag zu „Love Battles“ von patzwey

Die Figuren in diesem französischen Drama des Festivaldauerbrenners Jacques Doillon tragen lediglich die Namen „lui“ und „elle“ - also Er und Sie (was unter anderen an den Roman „Warten Vergessen“ des französischen Philosophen Maurice Blanchot erinnert). Die beiden, die sich irgendwo auf dem Land treffen, verbindet dabei eine besondere Beziehung. „Sie“ sucht eine Möglichkeit um sich nach dem Tod ihres Vaters, der sie nie liebte abzureagieren und „Er“ bietet ihr diese Möglichkeit. Wenn immer sich die offensichtlich ineinander verliebten treffen, veranstalten sie „des séances de lutte“ was frei übersetzt für eine Wrestlingeinheit steht. Das heißt sie gehen aufeinander los und ringen miteinander. Die Kampfszenen, die in wunderbarer Ästhetik von der Kamera eingefangen werden, sind dabei bis zum bersten mit sexueller Spannung gefüllt. Dennoch steht trotz dieser körperlichen Nähe das Warten auf den Anderen im Mittelpunkt und bevor es zum Geschlechtsverkehr kommen könnte, stoppen sie daher und versuchen gegen ihren animalischen Drang anzukämpfen. Dieses animalische in den Menschen und ihrer Sexualität ist es auch was Doillon in seinem durch starke Körperlichkeit geprägten Film herauszuarbeiten versucht. Und natürlich wird diese Körperlichkeit von Mal zu Mal intensiver und schließlich können sich auch die beiden Charaktere nicht mehr gegen das Tier in ihnen wehren und sie verlieren sich in wilder und alles überdeckenden Erotik, die alles in ihrem Leben verdrängt. Zusätzlich gibt dieser sehr intellektualisierte Film auch Einblick in das Seelenleben von Mann und Frau. Und vor allem „Sie“ (die in Auftreten und Optik an die Frauenbilder der Nouvelle Vague angelehnt ist) ist voll Schmerz, Unsicherheit und Verwirrung, die Doillon durch die Kombination von erotischen Bilder und teils sehr philosophischen Dialogen ans Tageslicht bringt.