Tanta agua - Nichts als Regen

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Forumseintrag zu „Tanta agua - Nichts als Regen“ von LucyVonTrier

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LucyVonTrier (31.10.2015 00:02) Bewertung
Hoffnungen eines Mädchens die im Regen vor einem Pool steht
Nichts als Regen rinnt über die Scheiben des Autos von Papa, der seine Kinder in den lang erwarteten Familienurlaub fährt.
Nichts als Regen dominiert die unaufgeregte Grundstimmung dieses Coming of Age Films.
Der 103-minütige Film ist das Langfilmdebut der Regisseurinnen Ana Guevara und Leticia Jorge und in den Hauptrollen spielen Néstor Guzzini, Malú Chuza und Joaquín Castiglioni.
Die Teenagerin Lu muss die Ferien in einem verregneten Kaff in Uruguay mit ihrem Kontakt suchenden Vater der seine Kinder zu selten sieht und dem zappelnden kleinen Bruder, der andauernd spielen will, verbringen. Dabei würde sie eigentlich am liebsten schon mit den coolen Jungen ausgehen und selbstständig sein.
Mit ausgeblichenen Bildern, die oft in Oliv- und Türkistönen variieren, verstärkt sich diese triste wässrige Stimmung.
Die Dialoge sind knapp, wie auch die Emotionen nie übertrieben wirken.
In den humorvoll erzählten Szenen wirken die Charaktere besonders liebenswert.
Beispielsweise wenn der Vater mit Tochter und Sohn und Handtüchern als Superhelden-Umhänge im strömenden Regen durch das leergeregnete Camp rennt, um Schwimmen zu gehen.
Dass Bilder oft über die Handlung hinaus stehen gelassen werden, was an langsam geschnittenen Filmen oft kritisiert wird, empfinde ich hierbei als passendes Stilmittel, dass die Farbkomposition oder die skurrilen Situationen noch besser wirken lässt.
Wie auch die kleine Familie vor dem türkisen Pool stehen gelassen wird, weil dort Schwimmen bei Gewitter verboten ist und die drei einfach nur verdrossen in den Regen schauen.
In der Ferienanlage ohne Fernseher heißt es also jetzt, neue Wege zu finden um sich zu unterhalten.
Ein neongelber Tennisball prallt wieder und wieder gegen eine fahle Wand mit einem Hirschkopf. So lange bis dieser herunterfällt. Situationskomik vom feinsten.
Sehr feinfühlig und autentisch bringt uns Tanta Agua das komplizierte Leben einer heranwachsenden Mädchens in Südamerika (wie auch überall sonst auf der Welt) näher.
Durch viele Subjektiven und starke Nahaufnahmen hat man das Gefühl, einen richtigen Einblick in ihr Denken zu bekommen, obwohl sie so verschlossen ist. Die Verschlossenheit die sich mit Verspieltheit abwechselt macht Lucia zu einer interessanten Protagonistin. Und so macht sie auch eine jugendliche Persönlichkeitsentwicklung durch, als sie durch Erfahrungen lernt und Fehler eingesteht.
Abgerundet mit dem melancholischen Soundtrack untere anderem der Pixies überzeugt mich „Nichts als Regen“ und ich würde ihn vor allem Freunden von langsamem Kino und Jugendgeschichten empfehlen.
 
 

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