Don Jon

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Forumseintrag zu „Don Jon“ von patzwey


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patzwey (08.02.2013 23:56) Bewertung
Joseph Gordon-Levitts Regiedebüt
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
Don Jon. Diesen Namen erhielt der Frauenschwarm Jon Martello einst von seinen Freunden, da er mit Leichtigkeit jede Woche die schönsten Frauen der Disko abschleppt. Doch so perfekt die Frauen auch zu sein scheinen, können sie die Bedürfnisse des Dons nicht Befriedigen. Denn fallen lassen kann sich dieser nur mit Hilfe von intensiven Konsum von Internetpornos. Das große Problem des jungen Mannes, dessen Name wohl eine Anspielung auf Don Juan ist, ist, dass er durch den inflationären Konsum von pornographischen Material seine komplette Umwelt objektiviert. Dieser Prozess beginnt bei seinem Narzissmus und betrifft auch seine Kirche bzw. Pseudoreligionsausübung, seine Wohnung und letztendlich auch seinen Frauen. Und vor allem mit den Frauen steht er in einem sehr einseitigem Verhältnis.

Ähnlich wie bereits in „50/50“, wo er nur als Schauspieler zu sehen war, handelt es sich auch beim Regiedebüt von Joseph Gordon-Levitt um ein eigentlich ernstes Thema, das durch zahlreiche komödiantische Züge aufgelockert wird. Anders als beim Krebsdrama handelt es sich bei „Don Jon's Addiction“ aber noch viel stärker um eine Komödie, was dem Neo-Regisseur auch wichtig war, wie er auf der Berlinale-Pressekonferenz betonte. Immerhin zählt er Leute wie Tarantino oder die Coen-Brother zu seinen Vorbildern, da sie aus ernsten Themen großartiges Entertainment machen können. Und Gordon-Levitt schafft es tatsächlich geschickt Medienkritik und Suchtverhalten nebenbei mitschwingen zu lassen. Der Stil des Films selbst weist zusätzlich noch große Züge von Soap-Operas auf. Dies reicht von der Inszenierung der Dialoge, bis zu der stereotypisierten Darstellung von Don Jons Familie. Dieser etwas eigenartige Stil vermischt sich zudem noch mit einigen inszenatorischen Schwächen. Und so muss Gordon-Levitt in Zukunft wohl vor allem noch an seiner Dialogregie etwas feilen. Die Figuren wirken voneinander distanziert und harmonieren oft nicht richtig miteinander. Zusammen mit der etwas seltsamen Aneinanderreihung einzelner Szenen und Bilder wirkt der Film etwas holprig und es entsteht nie ein wirklicher Fluss, wie es von einem Film dieses Genres eigentlich zu erwarten wäre. Außerdem konnte Gordon-Levitt unter fremder Regie schon eine viel bessere Schauspielleistung abrufen – was jedoch nicht heißen soll, das er in diesem Film schlecht spielt.

Dennoch ist „Don Jon's Addiction“ ein Film mit großen Unterhaltungswert bei dem zahlreiche Lacher garantiert sind. Denn trotz der erwähnten Kritikpunkte handelt es sich um einen Film voller Situationskomik und amüsanten Szenen. Besonders zu erwähnen sind natürlich auch noch die beiden Darstellerinnen, die jeweils auch mit gröberen Problemen zu kämpfen haben. Denn während Scarlett Johansson eine verwöhnte Prinzessin spielt, deren Vorstellung von Liebe durch zu viel Konsum von Liebesfilmen beeinflusst sind, mimt Julianne Moore eine depressive Witwe, die zu viel kifft. Apropos Julianne Moore und Filme über Pornos: Neben der Mitwirkung der großartigen Schauspielerin gibt es auch noch eine andere amüsante Verbindung zu Paul Thomas Andersons' „Boogie Nights“. Denn auch Mark Wahlberg hat in Don Jon's Addiction einen großen Auftritt. Jedoch nicht vor der Kamera, sondern im Soundtrack als Marky Mark.
 
 

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