21 Jump Street

Bewertung durch Josko  80% 
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Forumseintrag zu „21 Jump Street“ von Josko


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Josko (11.05.2012 08:02) Bewertung
21 Jump Street

Die Remake-Orgie in Hollywood geht weiter. Diesmal trifft es die Serie, mit der Johnny Depp – damals das zukünftige Beauty-Gesicht Hollywoods, nun Stellvertreter einer im Mainstream anerkannten Weirdness – erst einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Doch um den Film „21 Jump Street“ unter dem Zeichen eines krampfhaften Neuverfilmungszwangs in einen vernachlässigbaren Topf zu werfen, ist er aus mehreren Aspekten zu interessant.

Einmal ist da Jonah Hill, bei dem es in letzter Zeit – positiv! – drunter und drüber zu gehen scheint. Für seine Darstellung im, bei uns leider nicht einmal mit einem Kinostart belohnten, Sportfilm-Meisterwerk „Moneyball“ für einen Oscar nominiert, außerdem nun um gefühlte 100kg leichter, kommt mit „21 Jump Street“ eines seiner Herzensprojekte in die Kinos. Hill hat die Story mitentwickelt, produziert und eine der beiden Hauptrollen gemimt.

Die Wahl der Besetzung des Regiepostens ist auch eine Außergewöhnliche, stellt für das Duo Phil Lord und Chris Miller „21 Jump Street“ nicht weniger als ihr Real-Spielfilm-Debut dar. Wie auch schon mit „John Carter“ und „Wall-E“-Regisseur Andrew Stanton, wurden die Kreativtalente, nach dem Erfolg von „Cloudy with a Chance of Meatballs“, der immer ambitionierter werdenden Animationsfilmbranche abgeworben.

Die Geschichte von „21 Jump Street“ handelt von den Jungpolizisten und ehemaligen Schulkollegen Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum). Zur Schulzeit hatten die beiden nicht viel gemein: Jenko wurde als cooles Sportass verehrt und Schmidt als pummeliger Loser abgestempelt. Bei der Polizeiausbildung sind sie nun zu Freunden und schließlich zu Partnern der Fahrradpolizei geworden. Nach einer nicht ganz so freundlichen Auseinandersetzung mit einer Motorradgang, sind die beiden nicht ganz freiwillig zu einer Spezialeinheit transferiert worden, welche einen Drogenring auf einer High-School hochnehmen soll. Dazu werden Schmidt und Jenko als Schüler eingeschleust – und plötzlich stehen sie wieder mitten im Schulleben. Doch in den Jahren ihrer High-School-Abstinenz hat sich in der Jugendkultur einiges getan und was früher cool war ist es heute nicht mehr zwingend…

Mit der Einleitung lässt sich der Film nicht viel Zeit. Verknappung ist angesagt und schnell soll zum Hauptteil der Story gesprungen werden. So macht eine Szene aus der früheren Schulzeit klar, wie der Hase läuft bzw. wie er eben gelaufen ist. Danach gibt es einen Zeitsprung in die bereits laufende Polizeiausbildung. Wie die beiden zu Freunden werden ist dann auch schnell, in exakt zwei Szenen, erzählt: In der einen trumpft Jenko beim Ausbildungssport groß auf während Schmidt versagt; in der anderen muss sich Jenko bei einem Zwischentest für die Polizeiprüfung mit einem „F“ (bundesdeutsch: einer Sechs) begnügen, während Schmidt mit der vollen Punktezahl abschließt. Mit einem einfachen „Let us be friends“ ist die Zweckfreundschaft besiegelt, wobei schon die nächste Sequenz zeigt, als die beiden bereits mit dem Fahrrad auf Streife sind, dass mittlerweile das „Zweck-“ gestrichen und mit „Busen-“ ersetzt werden kann.

Es ist ein so einfacher Aufbau der Story, der dadurch schon wieder charmant wirkt.
Dass allerdings ein so simpler Aufbau auch nur dann funktioniert, wenn die Protagonisten wirklich harmonieren, sei hiermit auch noch einmal lobend eingeworfen. Hill und Tatum stellen eine so gegensätzliche Dude-Chemistry her, wie nur selten jemand.
Der Film versteckt sich also somit nicht hinter einer Schein-Komplexität, sondern trägt sein Innerstes offen zur Schau. Dies wird im Laufe von „21 Jump Street“ durch Szenen der Selbstreferentialität und –reflexiviät, welche auch die besten Momente des Filmes sind, noch einmal erhöht. Ein Beispiel hierfür sei die Rolle von Channing Tatum erwähnt. Dass dieser, im Gegensatz zu Jonah Hill, schlicht und ergreifen zu alt für einen High School-Schüler aussieht, wird mit Fortdauer des Filmes nicht nur einmal angesprochen, sondern sozusagen als Running Gag ohne wirkliche Auswirkung auf die Handlung eingebaut.
Ebenso die Gewissheit, dass der Film auf der Serie aus den 80ern basiert, wir nicht nur durch den wunderbaren Auftritt von Johnny Depp und Peter DeLuise, einem weiteren Originalhauptdarsteller, offen zur Schau gestellt.

Der Hauptteil und –witz des Filmes basiert allerdings auf den „Generationenwechsel“ der High-School, der nach nur wenigen Jahren unüberwindbar zu sein geworden scheint. Dies wurde ausgesprochen gut beobachtet und für den Film (überspitzt) herausgearbeitet, wofür ich Drehbuchautor Michael Bacall verantwortlich mache. Dieser hat bereits mit dem Drehbuch für „Scott Pilgrim vs. the World“ klar gemacht, dass er die Generation 20-something überaus genau kennt und hiermit zeigt er, dass er ein Spezialist für Jugendkultur im Allgemeinen ist.

Im Großen und Ganzen bleibt der Film was er vorgibt zu sein: eine einfache (wohlgemerkt R-Rated) Actionkomödie inklusive ganz passabler Actionsequenzen, deren Stärken ganz klar nicht in der Geschichte an sich liegen, sondern in ihren Details.
 
 

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