Death Row

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themovieslave (10.02.2012 01:08) Bewertung
Death Row

Werner Herzogs Dokumentarfilme widmen sich häufig einem Thema der Natur, nur um letztenendes über die Menschen, die in ihr Leben, zu erzählen. So handelt beispielsweise „The White Diamond“ vom Traum des Heißluftballon-Fliegens im Regenwald – doch Herzogs Kameraauge entfernt sich von der Haupthandlung und widmet sich dann den Menschen, die an diesem Projekt mitarbeiten. „Cave of forgotten Dreams“ interessiert sich zunächst für die Chauvet Hölen, führt jedoch ebenso zu den Menschen, die sie erforschen. Solche Umwege geht Herzog in seinem neuen Dokumentarfilm nicht, sondern kommt von Beginn an zu den Menschen: In vier Teilen portraitiert er fünf Häftlinge, die in den USA zum Tode verurteilt wurden und teilweise seit Dekaden auf den sicheren Tod durch die staatliche Vollstreckung warten. Obwohl sich Herzog in von ihm erwarteter Manier immer wieder in die Interviews einmischt um zu metaphysischen Fragen zu kommen („What are your dreams“? „What do you think when you see the birds nesting outside“?), ist er im Vergleich zu seinen anderen Dokumentarfilmen überraschend zurückhaltend. Er lässt großteils seine Interviewpartner erzählen. Hier hat wohl die staatliche Einschränkung maximal eine Stunde lang mit einer Person sprechen und dies aufnehmen zu dürfen, dazu geführt, dass Herzog sich sehr zurücknimmt. Auch ist „Death Row“ wohl der erste Herzog-Dokumentarfilm, in dem er nicht selbst in irgendeiner Form irgendwann vor der Kamera zu sehen ist. Das Limit nicht allzulange Interviews führen zu können ist wohl auch Mitgrund, warum es stets in medias res geht: Die Insassen erzählen selbst in jedem Detail von ihren Taten. Reue empfindet jede und jeder – dies auszusprechen ist nicht notwendig.

„Death Row“ ist kein pathetisches Pladoyer ans Leben und auch kein triviales Statement gegen die Praxis staatlicher Todesvollstreckung. Die wahre Leistung Herzogs ist, hinter die Fassaden der Menschen zu blicken, die fernab von Gerichtssälen kaum je etwas sagen dürfen – bis sie irgendwann vom Staat eingeschläfert werden. Politische Conclusio darf der Zuschauer selbst ziehen.
 
 

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