Rebelle - War Witch

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Forumseintrag zu „Rebelle - War Witch“ von patzwey

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patzwey (17.02.2012 23:57) Bewertung
War Witch

„Nun bist du ein Soldat“, sagt der Kommandant der Rebellentruppe zur 12-jährigen Komona (großartig gespielt von der afrikanischen Laiendarstellerin Rachel Mwanza, die als Straßenkind aufwuchs), kurz nachdem diese dazu gezwungen wurde, ihre eigenen Eltern zu erschießen. Daraufhin wird sie zur Kindersoldatin „ausgebildet“. Sie lernt zu töten und im Dschungel zu überleben, doch die Geister der Toten lassen sie nicht in Ruhe. Die Sehnsucht, die zurückgelassenen Toten zu bestatten, treibt das Mädchen voran. Inmitten dieses Terrors lernt sie für kurze Zeit auch Liebe und Zärtlichkeit kennen, die wie ein allzu schöner Traum aufblitzen. Doch allzeit präsente Gewehrschüsse, die diesen Film fast schon musikalisch untermalen, holen sie sofort wieder ein. Trotz dieser kurzzeitigen romantisierten Zwischenpassage des Films, wirkt „War Witch“ ungemein realitätsnah. Realismus, der den Bürgerkrieg in seiner vollen Härte zeigt, aber auch auf das Land und die Menschen herum nicht vergisst. Realismus, der jedoch durch einen teilweise traumähnlichen Stil wieder gebrochen wird und so auch die innersten Vorgänge der menschlichen Seele ans Tageslicht bringt. Dabei werden auch politische Prozesse und afrikanische Kultur miteinbezogen, was jedoch teilweise wirkt, als wie wenn sich Afrika für dem Westen vorstellen würde. Diese Tatsache ist wahrscheinlich auch auf die kanadische Produktionsfirma, die hinter dem Film steht, zurückzuführen.

„War Witch“ ist ein ergreifendes und sehr gut erzähltes Portrait eines Mädchens, das nicht mehr selbst über ihr Schicksal entscheiden kann. Sie rutscht in den Krieg und wird zum Spielball der männlichen Rebellenführer. Die Kamera begleitet sie dabei auf ebenso wackligen Beinen, wie das Mädchen im Leben steht. Komona ist eine sympathische junge Frau, die die Tritte des Lebens einsteckt, aber nie als leidendes Opfer stilisiert wird. Sie wird nicht den voyeuristischen Blicken des Kinopublikums ausgeliefert, die sich einen Film über das Leid der Menschen ansehen wollen – Komona kann stets ihre Menschlichkeit und Würde bewahren, was den Film umso authentischer und zu einem sehr gelungenen Werk macht.
 
 

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