Aujourd'hui

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Forumseintrag zu „Aujourd'hui“ von patzwey

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patzwey (10.02.2012 23:57) Bewertung
Der letzte Tag

Heute ist ein ganz besonderer Tag im Leben von Satché. Es ist nämlich der letzte Tag seines Lebens. Der Afrikaner ist gesund, im besten Alter, sowie überdurchschnittlich klug und gebildet. Auch an Hunger hat er nicht zu leiden und er hat eine Familie, die ihn liebt. Dennoch weiß er, dass er heute sterben wird. Und mit ihm weiß es seine ganze Familie, all seine Freunde, ja sogar die ganze Stadt weiß Bescheid.

Satché (großartig gespielt von dem amerikanischen Musiker und Schauspieler Saul Williams) wacht morgens auf und nimmt die Welt sehr genau wahr. Eigentlich viel genauer als sonst. Jeden Windhauch, jeden Schweißtropfen, jedes auch noch so kleine Geräusch weiß er zu genießen. Auch dem Film gelingt es wunderbar diese vielen kleinen Details des täglichen Lebens einzufangen und wunderschön auf der Leinwand wiederzugeben.

Satché wird verabschiedet. Freunde, Familie, ja sogar die Politiker der Stadt verabschieden und beglückwünschen ihn. Alle feiern mit ihm seinen großen Tag. Auch Satché scheint anfangs glücklich. Soll er etwa geopfert werden? Man erfährt es nicht. Letztendlich hat der Tod in diesem Film jedoch aber eher sinnbildliche Bedeutung. Er studierte in Amerika und kam nun in seine Heimat zurück. Bringt ihn diese Entscheidung um? „Warum bist du bloß zurückgekommen, wo du doch in Amerika Zukunft hattest?“, diesen Satz hört er an diesem besagten Tag des Öfteren.

Die Kamera begleitet Satché auf seinem Weg. Doch nicht nur der heimgekehrte Auswanderer steht im Mittelpunkt. Der Film liefert eine Unmenge an verschiedensten Perspektiven auf das Zusammenleben in dieser afrikanischen Stadt. Trotz der eigentlich schweren Thematik, handelt es sich um einen positiven, fast schon fröhlichen Film. Ein Plädoyer an das Leben und an die vielen positiven Aspekte der menschlichen Existenz. Es handelt sich aber auch um einen extrem langsam gedrehten Film, der wie bereits erwähnt, versucht jedes auch nur noch so kleine Detail einzufangen. Viel Dialog braucht es dazu nicht. Auf die Klasse von Altmeistern dieser Techniken, wie z.B. Michelangelo Antonioni fehlt dann aber doch noch einiges. Das Tempo wird daher trotz aller Schönheit zu einer wahren cineastischen Herausforderung.
 
 

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