Der Hobbit - Smaugs Einöde

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Forumseintrag zu „Der Hobbit - Smaugs Einöde“ von Josko


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Josko (11.12.2013 08:50) Bewertung
Zwerge, mit denen man mitfühlt

Es ist Dezember, das heißt Peter Jackson bringt einen Film über Mittelerde in die Kinos. Diesmal ist es der zweite Teil seiner „Der Hobbit“-Verfilmung: „Smaugs Einöde“.

Wie schon „Eine unerwartete Reise“ wurde auch die Fortsetzung mit 48 Bildern pro Sekunde und in 3D gedreht – und ebenso wie schon beim Vorgänger bringt dies nur wenig Mehrwert. An die höhere Bildfrequenz im Kino hat man sich als Zuschauer wohl schon langsam gewöhnt, doch die möglichen Vorteile dieser und des 3D-Effekts machen die wunderschönen zweidimensionalen, analogen Cinemascope-Bilder der „Herr der Ringe“-Reihe nicht vergessen.

Grundsätzlich hat allerdings die „Hobbit“-Reihe viel größere Probleme. Im ersten mangelte es vor allem eklatant am Character Development. Weder in die „Hauptrolle“ Bilbo konnte man sich wirklich einfühlen, noch lernte man die einzelnen Zwerge ausreichend kennen. Außerdem wurden die Probleme des „Hobbit“-Verfilmkonzeptes sichtbar: drei überlange Romane in drei überlange Filme zu packen, ist halt nicht damit vergleichbar, das selbe mit einem einzelnen (Kinder-)Buch zu machen. Die Buchvorlage von „Der Hobbit“ hat zum einen nicht dieselbe epische Breite, zum anderen haben sich die „Herr der Ringe“-Filme gerade durch die klugen Adaptionen (dies waren zuweilen natürlich auch Streichungen im Bezug auf das Buch) ausgezeichnet. Außerdem hatte „Eine unerwartete Reise“ keinen durchgezogenen Ton: teilweise wurden eher infantilere Momente der Vorlage betont, was wiederum zu den ernsteren Passagen bzw. zu dem visuellen Stil des Filmes nicht passte.
„Smaugs Einöde“ geht mit vielen dieser Punkte besser um. Der Film beginnt freilich dort, wo der erste aufgehört hat: mit Bilbo (Martin Freeman), Gandalf (Ian McKellen) und den 13 Zwergen unter der Führung von Thorin (Richard Armitage) auf der Weg zu dem verlorenen Zwergenkönigreich vom Einsamen Berg, das vom Drachen Smaug erobert wurde.

Dadurch, dass Bilbo gegen Ende des ersten Teils bereits den Ring gefunden hat, wird nun langsam seine innere Zerrissenheit zum Thema. Nachdem Martin Freeman in „Eine unerwartete Reise“ vor allem mit seiner Klamauk-Ader punkten konnte, kann er sich hier auch durch dramatisches Schauspiel auszeichnen. Auch erweitert sich das Spektrum, indem die Zwerge näher beleuchtet werden. Thorin, der im ersten Teil bereits die meiste Aufmerksamkeit bekam, ist hier nicht mehr nur der heldenhafte Anführer; eine Geschichte in Mittelerde ist freilich auch immer eine über Gier und Macht. Weiters steht Balin (Ken Scott) mehr im Scheinwerferlicht und zwischen Kili (Aidan Turner) und der Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) entspinnt sich eine kleine Liebesgeschichte. Ach ja, wenn wir gerade bei Elben sind: Orlando Bloom als Legolas ist auch mit von der Partie!

Das Problem der Mischung von kindischen mit zumal auch recht brutalen Szenen (wenn beispielsweise einem Ork der Kopf abgeschlagen wird und sein übriggebliebener Korpus am Boden weiterzuckt) ist noch immer nicht komplett aus dem Weg geräumt, doch zeichnet sich „Smaugs Einöde“ durch eine weitaus ernstere Grundstimmung aus. Ob dies so sehr zu Vorlage passt, sei dahingestellt, doch einem in dieser Weise inszenierten Film kommt es nur zu Gute.

„Der Hobbit: Smaugs Einöde“ zeichnet sich ebenso durch seine Actionszenen aus, die einen durchwegs mitreißen können. All dies führt dazu, dass einen das Leinwandgeschehen durchgehend kümmert, was der erste nicht immer geschafft hat (das sich durch zeitweise Langeweile beim Zuschauer äußerte). Dabei hätte man dies einem zweiten Teil einer Trilogie, der den finalen dritten Teil ja auch vorzubereiten hat, gar nicht in so einer Weise zugetraut (siehe „Die Tribute von Panem – Catching Fire“). Am Ende des Filmes ist natürlich klar, dass es in der Fortsetzung zur Sache gehen wird. Bleibt zu hoffen, dass der dritte Teil die eingeschlagene Entwicklung fortführt.
 
 

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